Figuren, Reliefs und Denkmale am Wege, in kleinen und größeren Orten:

Der Plastikpark in Leuna - Teil 1

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Chemieindustrie - das ist es, was man zunächst gedanklich mit dem Namen Leuna verbindet. Doch es gibt auch anderes: Anfang der 1960er Jahre entstand die Idee, zeitgenössische Plastiken im Freien aufzustellen, wofür der bereits 1920/22 in der Gartenstadt Leuna angelegte Saalepark gute Voraussetzungen bot.

Der Plastikpark Leuna ist heute ein "einmaliges Zeugnis bildender Kunst der 1950er und 1960er Jahre in der DDR". (wikipedia)

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Im Plastikpark Leuna (Sachsen-Anhalt)
Die Themen der ausgestellten Plastiken sind breitgefächert aber für die Zeit typisch, sie beinhalten das "neue sozialistische Menschenbild" ebenso wie die Mahnmale gegen Faschismus und Krieg. Doch auch Tierplastiken und Portraits und eine afrikanische Mutter mit Kind finden sich hier. Im Park mit seinen über dreißig Plastiken bekommt so der interessierte Besucher einen hervorragenden Einblick in die Intentionen und künstlerischen Positionen der Bildhauerkunst der DDR in den frühen Jahren.
Folgen Sie mir zu einigen Beispielen! Dabei steht es frei, wo man seinen Rundgang beginnt - hier werden die Objekte jetzt einfach (beinahe) alphabetisch gezeigt (die Reihenfolge ist keine Wertung) und so beginnen wir mit der...

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Afrikanerin

Gerhard Geyer (1907-1989) - ein in Halle (Saale) tätiger und vielfach ausgezeichneter Bildhauer - schuf die Bronzefigur "Afrikanerin mit Kind" im Ergebnis einer Studienreise auf den schwarzen Kontinent. Im Zuge der von den sozialistischen Staaten unterstützten nationalen Befreiungsbewegungen in den 1960er Jahren entwickelten sich damals vielfältige Beziehungen zwischen der DDR und den neuen unabhängigen jungen afrikanischen Staaten. (In Halle befindet sich übrigens ein weiteres Exemplar der Plastik.)

Afrikanerin mit Kind
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Anette

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Von Gerhard Lichtenfeld (1921-1978) stammt die kindlich-jugendliche Figur "Anette" aus dem Jahr 1964. Selbstbewusst probiert  das junge Mädchen eine Pose - vielleicht vor einem Spiegel? - dabei unterscheidet sich die Darstellung des feingliedrigen zarten Mädchenkörpers sehr von den sonst sinnlich-prallen Frauendarstellungen des Bildhauers... (vergleiche z. B. den Frauenbrunnen in Halle-Neustadt)
Anette gibt es übrigens auch noch einmal in Dessau.

Anette
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Anne Frank

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Es wird wohl niemanden geben, den die Tagebuchaufzeichnungen und das Schicksal der Anne Frank nicht berühren. Gerhard Geyer schuf 1960 mit seiner Plastik eine einfache Mädchengestalt, die scheinbar über ihren eben erfolgte Tagebucheintrag nachdenkt...  Und so vermag vielleicht gerade diese  schlichte Darstellung als eindringliches  Mahnmal den Betrachter selbst zum Denken anzuregen...


Anne Frank und ihr Tagebuch
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Widerstandskämpfer von Auschwitz

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In den 1950er und 1960er Jahren entstanden viele bildhauerische Werke, die sich mit den faschistischen Verbrechen auseinandersetzen. Für das Lagermuseum Auschwitz schuf Ludwig Engelhardt (1924-2001) im Jahr 1963 diese Dreiergruppe. Vor einem Mann und einer Frau liegt ein verhüllter Toter, mit ausgestreckten Armen beugt sich die Frau darüber, hoch aufgerichtet steht der Mann daneben. Es ist mahnende Totenklage und Widerstand zugleich: Nie wieder Faschismus!

Wiederstandskämpfer von Auschwitz
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Mansfelder Bergmann

Die schwere körperliche Arbeit des Bergmannes ist diesem Gesicht unmittelbar anzusehen. Gerhard Geyer erhielt denn auch für seine Porträtbüste "Mansfelder Bergmann" 1960 den Kunstpreis des FDGB. Über Jahrhunderte war das Mansfelder Land geprägt vom Bergbau und harter Arbeit. In der DDR gab es die staatliche Auszeichnung "Held der Arbeit". Jedes Kind kannte hier den Namen des Bergmannes Adolf Hennecke, der mit einer Sonderschicht Geschichte schrieb.

Mansfelder Bergmann
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Carl Maria von Weber

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Den Kontrast zum Bergmann bildet das Porträt des Komponisten Carl Maria von Weber, dessen in Dresden 1821 entstandene Oper "Der Freischütz" als Klassiker der romantischen Oper gilt und die sich anhaltender Popularität erfreut. Mit seiner Porträtbüste aus dem Jahr 1952 gelang es Walter Arnold (1909-1979) die geistige Verinnerlichung des Romantikers Carl Maria von Weber eindringlich darzustellen.

Carl Maria von Weber
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Chinesische Studentin

Wir bleiben noch einen Moment bei der Porträtplastik: Die Büste der "Chinesischen Studentin" aus dem Jahr 1956 stammt von Fritz Cremer (1906-1993) und entstand im Ergebnis einer Studienreise nach China. Konzentriert, ernst und hoch sensibel - so hat der Bildhauer die schöne junge Frau dargestellt.

Chinesische Studentin
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Maxim Gorki

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Vor gut 150 Jahren (1868) wurde Alexei Maximowitsch Peschkow geboren. Der spätere Schriftsteller und politische Aktivist stammte aus ärmlichsten Verhältnissen und schrieb unter dem Pseudonym Maxim Gorki - Maxim, der Bittere. Unter diesem Namen ist er weltbekannt geworden. In der Sowjetumion wurde er hoch geehrt (und gleichzeitig überwacht), sein erfogreichstes Werk ist das Drame "Nachtasyl", in der DDR war der Roman "Die Mutter" Schullektüre.
Der Bildhauer Karl Lemke (1924-2016) porträtierte 1961 Gorki als einen zerbrechlich wirkenden Mann.
Maxim Gorki
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Junger Bauarbeiter

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Walter Howard (1910-2005) stellte im Jahr 1964 mit seinem Jungen Bauarbeiter Optimismus und Aufbruch dar. "Der Junge Bauarbeiter ... mag auf heutige Besucher vielleicht amüsant wirken, entstanden ist die Plastik im gleichen Jahr, wie die ersten Häuser in Halle-Neustadt. In der neuen Bauweise mit Betonfertigteilen wurden vor allem Wohnungen in Massenproduktion errichtet. Diese Plattenbausiedlungen gehörten vielerorts zum Stadtbild in der DDR. Mit selbstbewusster Pose scheint der Arbeiter geradezu Modell zu stehen für den Künstler. Das Bauelement, das er hält und das ihn hält, bildet einen Rahmen um das Standbild." (1)

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(1) Zitiert nach dem Audiotext Nr. 21: "Junger Bauarbeiter", Quelle: www.plastikpark-leuna.de

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