Brunnen und Wasserspiele in Halle (Saale):

In Halles Altstadt - Teil 2: Der Brunnen auf dem Hallmarkt (Göbel-Brunnen)

Dieser Brunnen ist ein außergewöhnliches Schmuckstück: phantasievolle und provokante Figuren(gruppen) aus Halles Geschichte zieren ihn. Wir sehen Ludwig den Springer (1), den Schäfer von Trotha, die Saalenixe, Fischerstecher, die Hallorenmutter und viele andere. Wir sehen in einer pikanten Dreiecksgeschichte den nackten Kardinal Albrecht (2) in eindeutig ekstatischer Pose mit seiner schönen italienischen Mätresse ebenso wie seinen später hingerichteten Vertrauten Hans von Schönitz.
Ursprünglich sollte Gerhard Lichtenfeld (1921-1978) einen Brunnen für den Marktplatz zu Halle entwerfen. Nach seinem Tod übernahm Bernd Göbel die Fortführung des Auftrags, dabei gab es durchaus Diskussionen über die dargestellten Figuren. 1988 war alles soweit fertig, doch durch die politische Wende verzögerte sich die Aufstellung erneut, und wieder flammten nach der Wende peinliche  Diskussionen (3) um einige der dargestellten Figuren auf. Ein scharfer Wind blies dem Künstler damals ins Gesicht. 24 Jahre vergingen so vom ersten Auftrag bis zur Inbetriebnahme des Brunnens 1998 jetzt auf dem Hallmarkt.

Auf dem Hallmarkt
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Der Schäfer und die Saalenixen

Einst tanzten die schönen Saalenixen zur Musik des jungen Schäfers Nacht für Nacht im Mondlicht. Doch Schlag zwölf mussten sie stets zurück auf den Grund der Saale. Da kam der Schäfer auf die Idee, die Kirchturmuhr zu verstellen, so dass die Nixen diese Nacht eine Stunde später zurückkehrten. Seitdem waren sie nie wieder gesehen. Der alte Nix hatte sie grausam bestraft und die Rufe des Schäfers hallten vergeblich über die Saale.

Der Schäfer und die Saalenixe
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Fischerstechen, Burgspringen und anderes mehr

Das Fischerstechen auf der Saale hat eine lange Tradition in Halle. Und wie überall im Leben gibt es dabei Gewinner und Verlierer. So auch bei der folgenden, ganz anderen Geschichte: Landgraf Ludwig hatte sich in die schöne Adelheid verliebt. Dummerweise war die schon die Gemahlin Friedrichs, eines sächsischen Grafen, und so half Ludwig ein wenig nach und ließ den Friedrich ermorden. Dafür kam er in den Kerker hoch droben auf der Burg Giebichenstein. Als nun die Hinrichtung bevorstand, rettete er sich durch einen beherzten "Sprung in die Freiheit", was ihm später den Beinamen "der Springer" einbrachte.

Fischerstechen, springen und anderes
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Halloren und Halunken

Halle verdankte seinen Reichtum den vier Salzquellen und den Halloren, die mühsam am Tage das Salz siedeten. Und als diese nun eine Stadt bauen wollten, gab ihnen der Kaiser zwar die Erlaubnis, aber sie sollten nur des Nachts bauen, wenn Mond und Sterne leuchteten. Deshalb zeigt Halles Stadtwappen Mond und Sterne. Der bärtige Alte stellt das Wappen gerade fertig, ein Junger bringt den noch fehlenden Mond und die Obrigkeit guckt zu und weiß natürlich genau, wie es gemacht werden muss ...  

Halloren und andere
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Der Kardinal

Erzbischof Albrecht wird wohl ein typischer Renaissancefürst gewesen sein, leidenschaftlich, fromm, skrupellos und ehrgeizig. Luther wetterte gegen ihn. Aber Albrecht ließ auch Halle zur glanzvollen Residenz ausbauen, die Moritzburg, der Dom und die Marktkirche künden davon. Und wer kann schon einer schönen Frau widerstehen?
Im ursprünglichen Entwurf war die männliche Figur nur mit dem Kardinalshut bekleidet und daran erkenntlich. Das war sehr anstößig. Nach intensiver Diskussion lenkte der Künstler endlich ein und entfernte schließlich den kirchlichen Hut ...

Der Kardinal, seine Liebste und Halle
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Weitere Details

1200 Jahre Stadtgeschichte hat Bernd Göbel phantasievoll verarbeitet. Auf dem Brunnenrand finden sich weitere liebevolle und rätselhafte Details, z. B. ein Schachbrett mit Rätselworten im Rösselsprung, ein vergessener Hut, eine Sektflasche in der Manteltasche, Affen im Koffer und vieles andere. In den Boden sind mehrere Platten mit Erklärungen eingelassen, die ebenfalls zum Nachdenken anregen. Inzwischen ist die auch als Göbelbrunnen bekannte Anlage zu einer Sehenswürdigkeit der Stadt Halle avanciert, die bei vielen Besuchern wahre Begeisterungsstürme, bei manchen auch Ablehnung hervorruft, auf jeden Fall aber für Diskussionsstoff sorgt. Künstler, was willst du mehr ...

Details am Brunnen
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(1) Ludwing der Springer (1042-1123), Landgraf von Thüringen, gilt als Erbauer der Wartburg ("Wart' Berg, du sollst mir eine Burg tragen")
(2) Albrecht von Brandenburg (1490-1545), Erzbischof von Magdeburg und Mainz, Kurfürst und Erzkanzler des Heiligen Römischen Reiches, Kardinal der Römischen Kirche; einer der mächtigsten Kirchenfürsten seiner Zeit, beauftragte u. a. Tetzel mit dem Ablasshandel  
(3) Die Kardinalfrage: Darf ein kirchlicher Würdenträger nackt dargestellt werden?  -->Artikel in der "Zeit"

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Der Drachenbrunnen

Direkt vor der westlichen Turmfront der Marktkirche in Halle befindet sich auch der Drachenbrunnen auf dem Hallmarkt. Der Brunnen aus dem Jahre 1983 besteht aus Sandstein und stammt von dem Künstler Peter Michael. Die vier bronzenen Drachen, deren Schwänze teilweise ineinander verschlungen sind, speien zum Glück kein Feuer sondern hier ausnahmsweise Wasser in das Becken. Eine goldene Kugel bekrönt die Spitze der Brunnensäule - doch keine Sorge, die Drachen lassen niemanden heran ...

Überschrift
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Lebenskreis - Werden und Vergehen - Das Leben besiegt den Tod


Horst Brühmann: Brunnen auf dem Domplatz Halle


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Besiegt das Leben den Tod? - Der Tod ist immer gewiss. Und doch, neues Leben wächst wieder heran. Horst Brühmann (1942-2014) beantwortete die Frage auf seine Weise: die aufrecht stehende*) Mutter hält ihr Kind fest im Arm, hinter ihr stürzt der Tod kopfüber in die Tiefe. Man muss schon genau hinsehen, um zu erkennen, dass sie dem Sturz mit einem Fußtritt nachhilft... Bei "diesem" Kampf des "Werdens und Vergehens" hat der Tod keine Chance.

Lebenskreis - Das Leben besiegt den Tod
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*) Die Mutter steht fest auf der Erdkugel. Doch die Gruppe ist nicht statisch hochstehend sondern dynamisch gebogen, sie "schraubt" sich geradezu verwoben umeinander.

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"Alter Mann"
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"Alte Frau"
Die zentrale Gruppe im Brunnen wird durch vier Figuren des "Lebenskreises" ergänzt: Auf Sandsteinsockeln außerhalb des Brunnenbeckens stehen ein junger und ein alter Mann, eine junge und eine alte Frau jeweils mit dem Rücken gegenüber. Sie schauen sich nicht an. Der alte Mann und die alte Frau stehen gebeugt und sind sehr realistisch alt dargestellt, auch die Darstellung der jungen Frau ist in ihrer Körperlichkeit ungeschönt. Drücken der geneigte Kopf und die Geste ihrer rechten Hand vielleicht Abwehr aus? Oder träumt sie einfach nur? Lediglich der Junge scheint trotzig von dannen zu schreiten.
Welch ein Kontrast liegt zwischen diesen Plastiken und den sinnlich-prallen Figuren des "Frauenbrunnens" in Halle-Neustadt!

Werden und Vergehen - Lebenskreis - Das Leben besiegt den Tod
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Es lohnt sich, hier zu verweilen. Denn an diesem Brunnen drängen sich die Gedanken über Leben und Tod, Vergänglichkeit und Fortbestehen, über Jugend und Alter, geradezu auf. Durch die Endlichkeit des Lebens wird Lebenszeit kostbar, immerhin schafft der veränderte Neubeginn Zuversicht. Einen Jungbrunnen für ewiges Leben gibt es zum Glück nicht.

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Hans Sachs: Der Jungbrunn.
(5. November 1557.)
Als ich in meinem Alter war
Gleich im zweiundsechzigsten Jahr,
Da mich in mannichfachen Stücken
Das schwere Alter hart thät drücken,
Da dacht' mit Seufzen ich und Klage
An meiner Jugend gute Tage,
Die ich so unnütz hatt' verzehrt;
Das meine Schmerzen gleich mir mehrt'.
Ich warf im Bett mich hin und her
Und dacht', daß Arzenei doch wär'
Für's Alter oder eine Salben,
Wie werth wär' diese allenthalben.
In dem Nachdenken ich gar tief
Verwickelt war und halb entschlief.
Mir träumt', wie ich käm' wohl besonnen
Zu einem großen runden Bronnen
Von Marmelstein, polieret klar,
Darin das Wasser rinnend war,
So warm wie kalt wol aus zwölf Röhren,
Gleich einem Wildbad; thut Wunder hören:
Das Wasser hatt' so große Kraft,
Welch Mensch mit Alter war behaft't,
Ob er schon achtzigjährig wâs,
Wann eine Stund' er im Brunnen saß,
So thäten sich verjüngen wieder
Sein Herz, Gemüth und alle Glieder.
Um den Brunnen war ein groß Gedränge.
Denn darzu kam eine große Menge
Von allerlei Nation und Geschlecht,
Mönche, Pfaffen, Ritter und Knecht',
Handwerker, Bürger, Bauern zumal,
Die kamen zum Brunnen ohne Zahl
Und wollten sich verjüngen lassen.
Voll zog es zu auf Steig und Straßen,
Aus allen Landen auf Karr'n und Wagen,
Von nah und fern, auf Schlitten und Tragen,
Auf Schubkarr'n kam ein ganzer Zug,
Auf Misttragen einige man trug,
Viel andre trug man auf dem Rücken,
Etliche gingen herzu auf Krücken.
Zusammen kam ein Hauf der Alten,
Wunderlich, sunderlich, ungestalten,
Zahnlückig, runzelig und kahl,
Zitternd und krätzig überall,
Mit trüben Augen, schwachen Ohren,
Vergeßlich, tappig, halbe Thoren,
Gebognen Rückens, matt und krumm.
Da war in Summa Summarum
Ein Husten, Räuspern und ein Krächzen,
Ein Seufzen, Stöhnen und ein Aechzen,
Als ob man im Spitale wär'.
Zwölf Mann hatt' man gestellet her,
Die allen Alten, die da wollten,
In den Jungbrunnen helfen sollten.
Die thäten alle sich verjüngen.
Nach einer Stund' mit freien Sprüngen
Sprangen sie aus dem Brunnen rund,
Schön, wohlgefarb, frisch, jung, gesund,
Mit leichtem Sinn, grad' von Gestalt,
Als wären sie erst zwanzig alt.
Wenn eine Rott' verjüngt sich fein,
Stieg darnach eine andre ein. –
Da dacht' ich mir im Schlaf fürwahr:
Alt bist du zweiundsechzig Jahr,
Dein Ohr wird schwach, schwach dein Gesicht;
Was säumst du dich, daß du auch nicht
Wol bald in dem Jungbrunnen sitzest,
Die alte Haut auch von dir schwitzest?
Ab zog ich alles mein Gewand
(So schien's im Schlafe mir zuhand,)
Stieg in den Jungbrunn, mich zu baden,
Zu kommen von des Alters Schaden.
Bei dem Einsteigen ich erwachte,
Meines Verjüngens ich selber lachte
Und dacht': Nun muß ich bei meinen Tagen
Die alte Haut mein Lebtag tragen,
Weil auf der Erd' kein Kraut gewachsen,
Heut' zu verjüngen mich, Hans Sachsen.

Hans Sachs' ausgewählte poetische Werke
Philipp Reclam jun., Leipzig, 1884
Quelle: https://gutenberg.spiegel.de/buch/hans-sachs-ausgewahlte-poetische-werke-5219/50

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in die nördlichen Teile der Altstadt