Brunnen und Wasserspiele in Nürnberg - Teil 6:

Der Neptunbrunnen

oder: die wechselvolle Geschichte eines Nürnberger Brunnens

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Neptunbrunnen Nürnberg
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In der großen und mächtigen Stadt Nürnberg reifte nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges der Plan, an zentraler Stelle einen großen Brunnen als Symbol einer neuen Zeit zu errichten. Große Brunnenanlagen waren damals in Mode. Und so entstanden in Nürnberg zwischen 1660 und 1668 alle Figuren und Gussteile des barocken Neptunbrunnens. Entworfen haben ihn der Bildhauer Georg Schweigger und der Goldschmied Christoph Ritter (Jeremias Eißler und Johann Wolrab waren mitbeteiligt), die Gussarbeiten führte Wolfgang Hieronymus Heldt aus. Aber dann war irgendwie die Luft raus, das Geld knapp und der Rat der Stadt konnte sich nicht entschließen den teuren Brunnen aufzustellen, zumal die Wasserversorgung nicht geklärt war und der Brunnenbetrieb hohe Folgekosten erwarten ließ...
Der Brunnen wurde deshalb erst einmal eingelagert, dann aber 1702 doch noch (provisorisch) montiert und trocken aufgestellt.

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Neptunbrunnen Nürnberg
Der monumentale Brunnen zeigt den Meeresgott Neptun mit Krone und Dreizack, begleitet von je zwei Nymphen und zwei Meeresreitern (Nereiden und Hippokampen). Auf allerlei seltsamen Tieren (Delfinen, Drachen usw.) und am Sockel reiten und tummeln sich Putten...

Etwa hundert Jahre später (1797) gab es die Gelegenheit den Brunnen in klingende Münze zu verwandeln und so das Stadtsäckel zu füllen: der russische Zar Paul I. kaufte den Brunnen für seine Sommerresidenz Peterhof und ließ ihn dort aufstellen. Dabei wurde der Brunnen leicht verändert.

Wieder hundert Jahre später ärgerten sich die Nürnberger über den Verkauf und hätten den Brunnen nun gern wiedergehabt, aber der russische Zar Alexander III. wollte davon nichts wissen. Immerhin gab es als Zeichen Guten Willens die Möglichkeit, den Brunnen in Gips abzuformen und daraus eine Kopie zu erstellen. Diese Brunnenkopie wurde dann auch tatsächlich 1902 auf dem Hauptmarkt in Nürnberg aufgestellt. Die Kosten übernahm der jüdische Händler Kommerzienrat Ludwig Gerngroß, der für sein Engagement als Ehrenbürger von Nürnberg ausgezeichnet wurde. Den Guss führte die Kunstgießerei Lenz aus. Der Brunnen sollte dabei auch ein Symbol für die deutsch-russische Völkerverständigung sein.

Neptunbrunnen in Nürnberg
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In Deutschlands dunkelster Zeit wurde 30 Jahre später jedoch der Brunnen als "Judenbrunnen" verunglimpft: als erstes wurde die Stiftertafel entfernt, 1934 wurde der ganze Brunnen abgebaut und zog 1937 auf den (heutigen) Willy-Brandt-Platz (früher Marienplatz). Ironie der Geschichte: Während des zweiten Weltkrieges befand sich auch das Original in der Nachbarschaft... Wie das? Als die deutsche Wehrmacht die Sowjetunion überfiel, wurde bei der Blockade von Leningrad der Originalbrunnen 1941 aus Peterhof geraubt. Die Schlossanlagen von Peterhof wurden zum größten Teil zerstört, die geraubten Kunstschätze abtransportiert. Der Neptunbrunnen wurde zerlegt und verpackt als Kriegsbeute nach Nürnberg verschickt. An ein Aufstellen war hier natürlich nicht zu denken, die Einzelteile wurden deshalb im Bunker eingelagert. Und nach dem Ende des Krieges traten im Jahr 1947 die Teile des (Original-) Brunnens wieder die Rückreise in die Sowjetunion an, wobei zuvor noch eine wechselseitige Katalogisierung und Restaurierung fehlender Teile durchgeführt werden konnte. Der Originalbrunnen in Peterhof erstrahlt übrigens in voller Schönheit, er ist zudem herrlich vergoldet.

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Der Zweitbrunnen in Nürnberg aber fristet ein viel zu wenig beachtetes Dasein - er musste noch einmal umziehen: den Planungen des Neuaufbaus im Wege wurde er 1960 abgebaut und zwei Jahre später im Stadtpark wieder aufgestellt. Seitdem gibt es in Nürnberg immer wieder Stimmen, die die Rückversetzung fordern, doch im Moment scheinen wohl alle Messen gelesen... http://www.nuernberginfos.de/brunnen-nuernberg/neptunbrunnen-nuernberg.html

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Alle Fotos auf dieser Seite wurden von Andreas Leuteritz, Dresden, zur Verfügung gestellt. Dafür herzlichen Dank!

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