Brunnen und Wasserspiele in Deutschland:

Der Eulenspiegelbrunnen in Einbeck


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Einbeck, Marktplatz mit Kirche und Rathaus (links)
"Da wird doch der Hund in der Pfanne verrückt!" - Was hat denn das mit dem berühmten Einbecker Bier*) zu tun? Die Antwort gibt der Eulenspiegelbrunnen auf dem Marktplatz zu Einbeck, denn auf dem Brunnenkasten können wir (in Kurzfassung) davon lesen. 1942 hat hier der Einbecker Bildhauer Kurt Bauer dem Schalk Till Eulenspiegel ein Denkmal gesetzt.

*) Das Einbecker Bier wurde im Mittelalter über weite Strecken exportiert. Luther soll von ihm gesagt haben: "Der beste Trank, den einer kennt, der wird Einbecker Bier genennt".

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Till Eulenspiegel steht umgeben von Fachwerkhäusern vor der Marktkirche und schaut direkt auf das Rathaus. Ob er den Ratsleuten etwas sagen will? Ihnen vielleicht auf die Finger schaut? Bei Eulenspiegel befinden sich eine Eule (klar) und ein Hund. Aber jetzt zu der Geschichte, die nichts für Tierfreunde oder andere zartbesaitete Gemüter ist...

Hermann Bote hat die Geschichten aufgeschrieben und sein um 1510/11 veröffentlichtes Buch wurde damals zu einem Bestseller.

Die 45. Historie sagt, wie Eulenspiegel in Einbeck ein Brauergeselle wurde und einen Hund, der Hopf hieß, anstelle von Hopfen sott.
Bild "Einbeck_Eulenspiegelbrunnen_07.jpg"Eifrig machte sich Eulenspiegel wieder an seine Arbeit. Zu einer Zeit, als in Einbeck sein Streich mit den Pflaumen, die er beschissen hatte, vergessen war, kam er wieder nach Einbeck und verdingte sich bei einem Bierbrauer. Da begab es sich, daß der Brauer zu einer Hochzeit gehen wollte. Er befahl Eulenspiegel, derweilen mit der Magd Bier zu brauen, so gut er könne. Später wolle er ihm zu Hilfe kommen. Vor allen Dingen solle er mit besonderem Eifer darauf achten, den Hopfen wohl zu sieden, damit das Bier davon einen kräftigen Geschmack bekomme, so daß er es gut verkaufen könne. Eulenspiegel sagte: »Ja, gern«, er wolle sein Bestes tun. Damit ging der Brauer zusammen mit seiner Frau zur Tür hinaus.
Bild "Einbeck_Eulenspiegelbrunnen_06.jpg"Eulenspiegel begann, tüchtig zu sieden. Die Magd unterwies ihn, denn sie verstand mehr davon als er. Als es nun soweit war, daß man den Hopfen sieden sollte, sprach die Magd: »Ach, Lieber, den Hopfen siedest du wohl allein. Vergönne mir, daß ich für eine Stunde weggehe und beim Tanzen zuschaue.« Eulenspiegel sagte ja und dachte: Geht die Magd auch weg, so hast du Gelegenheit zu einem Streich; was willst du nun diesem Brauer für eine Schalkheit antun?
Nun hatte der Brauer einen großen Hund, der hieß Hopf. Den nahm er, als das Wasser heiß war, warf ihn hinein und ließ ihn tüchtig darin sieden, daß ihm Haut und Haar abgingen und das ganze Fleisch von den Knochen fiel. Als die Magd dachte, daß es Zeit sei, heimzugehen und der Hopfen genug gekocht sei, kam sie und wollte Eulenspiegel helfen. Sie sagte: »Sieh, mein lieber Bruder, der Hopfen hat genug gesiedet, laß ablaufen!« Als sie nun das Sieb versetzten und mit einer großen Kelle zu schöpfen begannen, da sagte die Magd: »Hast du auch Hopfen hinein getan? Ich merke noch nichts davon in meiner Kelle!« Eulenspiegel sprach: »Auf dem Grund wirst du ihn finden.« Die Magd fischte danach, bekam das Gerippe auf die Kelle und begann laut zu schreien: »Ei, behüte mich Gott, was hast du darein getan? Der Henker trinke das Bier!« Eulenspiegel sagte: »Wie mich unser Brauer geheißen hat, Hopf, unsern Hund.«
Währenddessen kam der Brauer betrunken nach Hause und sprach: »Was macht ihr, meine lieben Kinder, seid ihr guter Dinge?« Die Magd sagte: »Ich weiß nicht, was den Teufel wir tun. Ich ging eine halbe Stunde, dem Tanz zuzusehen, und hieß unsern neuen Knecht, den Hopfen derweilen gar zu sieden. Da hat er unseren Hund gesotten, hier könnt Ihr noch sein Rückgrat sehen.« Eulenspiegel sprach: »Ja, Herr, Ihr habt mich das so geheißen. Ist das nicht eine große Plage? Ich tue alles, was man mich heißet, aber ich kann keinen Dank verdienen. Welche Brauer man auch nehmen will: wenn ihr Gesinde nur die Hälfte von dem tut, was man es heißt, sind sie damit zufrieden.«
Also nahm Eulenspiegel seine Entlassung, ging davon und verdiente nirgends großen Dank.

Hermann Bote, Till Eulenspiegel, 1510/11,
Quelle: https://www.projekt-gutenberg.org/bote/eulenspg/eulen45.html

Am Brunnenkasten wird noch an zwei weitere "Streiche" erinnert: Wie Eulenspiegel bei einem Bäcker in Braunschweig Eulen und Meerkatzen buk und wie er bei einem Wirt in Köln mit dem Klang des Geldes bezahlte.

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Altes Rathaus in Einbeck und Eulenspiegelbrunnen

Eulenspiegel ist ziemlich herumgekommen in seinem Leben. Deshalb wird an mehreren Orten an ihn erinnert. In Bernburg zum Beispiel mit dem Eulenspiegelturm oder in Magdeburg und Braunschweig mit Eulenspiegelbrunnen.
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Die vielen Fachwerkbauten im historischen Stadtzentrum von Einbeck vermitteln auf besondere Weise das Flair einer spätmittelalterlichen Stadt. Damals bekam nur der das Braurecht, der ein Grundstück oder Haus besaß. In Einbeck hatte über die Hälfte der Grundstücke dieses Braurecht, bis heute zeugen die großen Tordurchfahrten für die Bierwagen davon. Unbedingt hinfahren, ansehen und dann Einbecker Bier trinken!

Fachwerk und Brunnen
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Ein berühmtes Bier (die Gose) wurde/wird auch in Goslar gebraut. Und berühmte Brunnen gibt es dort ebenfalls. Bevor wir aber dort hinfahren, machen wir noch einen Abstecher in die Festungsstadt Germersheim. (Die folgt nämlich alphabetisch vor Goslar.)

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nach Germersheim