Brunnen und Wasserspiele überall in Deutschland

In der Festungsstadt Germersheim

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Weißenburger Tor, Feldseite
Als man ab 1834 begann Germersheim zu einer Festung auszubauen, war die noch schnellere Entwicklung der Geschütztechnik so nicht abzusehen. Dreißig Jahre später war deshalb die mit so viel Mühe fertig gestellte Festung schon wieder veraltet. Heute kann man bei einem Festungsrundgang die noch erhaltenen (und jetzt zivil genutzten) Festungsanlagen besichtigen und sich im Stadt- und Festungsmuseum über die Geschichte informieren und dabei interessante Brunnen entdecken.


Der Octroi-Brunnen vor dem Weißenburger Tor

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Vor einem der eindrucksvollen Festungstore, dem Weißenburger Tor, befindet sich in der Stadt auf dem Europaplatz seit kurzem ein golden schimmernder Brunnen - ein echter "Hingucker"! Der Brunnen stellt eine Art Quellstein dar, doch schaut man genauer hin, dann erkennt man den stilisierten Münzstapel: Acht große metallene Münzen sind sorgfältig übereinander gestapelt, so dass das oben herausquellende Wasser gleichmäßig über die Ränder läuft. Der Entwurf stammt vom Architekturbüro Dittus (Freiburg), für Gestaltung und Ausführung des Brunnen gewann die Firma Peter Zimmermann (Riegel) 2019 den Deutschen Metallbaupreis in der Kategorie Metallgestaltung. Der Brunnen wird auch als Octroi-Brunnen bezeichnet, denn er thematisiert die Zollabgabe (Octroi) an die Stadt im 18. Jahrhundert. Damals mussten die Händler vor den Toren, wenn sie in die Stadt und ihre Waren verkaufen wollten, eine Steuer entrichten.

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"Octroi-Brunnen" auf dem Europaplatz in Germersheim

Flügel der Fantasie

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Es sind nur wenige Schritte vom Europaplatz am Weißenburger Tor bis zum Königsplatz. Der weitläufige Königsplatz war ursprünglich ein Exerzierplatz. Man kann sich gut vorstellen, wie hier mit scharfen Kommandos "Rechts - um", "Links - um", die Abteilungen gedrillt wurden... Nach Aufhebung der Festung wurde es hier stiller. 1991 vergab die Stadt Germersheim den Auftrag für eine Neugestaltung des Platzes. Der Künstler Jürgen Goetz entwarf daraufhin die heutige Brunnenanlage und widmete sie unter der Bezeichnung "Flügel der Fantasie" thematisch dem Frieden. Doch mit dem Frieden ist das so eine Sache.

Der Blaue Engel

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Der blaue Engel in Germersheim hat nichts mit dem gleichnamigen Film bzw. dem Etablissement aus Heinrich Manns berühmten Roman "Professor Unrat" zu tun. Hier bildet der blaue Engel das zentrale Objekt der Brunnenanlage, wobei die Farbe Blau die Verbindung zum Himmel symbolisiert. Engel stellt man sich aber gemeinhin anders vor, und glücklich sieht dieser Engel jedenfalls auch nicht aus. Vielleicht rührt das daher, dass eine Kanonenkugel als Relikt des Krieges sich sehr nahe bei ihm befindet.

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Engel aus dem Ei

An der vorderen Seite der Anlage (Ludwigstraße) befindet sich ein aufgeplatztes Ei, aus dem ein gefügeltes Wesen - ein Engel? - heraus kommt. Wie wird es diesem Wesen ergehen, wenn es die bergende Hülle verlassen hat? Wird es leben, wird es sterben? Denn Engel (und nicht nur sie)  sind empfindliche Wesen...

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Warum werden Kriege geführt? Jürgen Goetz regt zum Nachdenken an und hinterfragt mit seiner Komposition das Streben nach Macht. Der Königsthron in der Mitte der Anlage ist leer, jeder könnte Platz nehmen, aber eine Friedenstaube sitzt bereits auf der Lehne. Die einst militärische Nutzung des Platzes ist heute komplett  Straßencafes und Eisbechern gewichen.

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Als Symbol des Lebens verbindet eine Wasserrinne den Brunnen mit einem weiteren Objekt auf der anderen Seite des Platzes. Dieser "Erdling" ist ein seltsamer Kopf mit großen Augen und markanter Nase. Schluckt er das Wasser oder speit er es aus? Ist er gut oder böse? Das ist nicht gleich zu beantworten.

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Der "Erdling"

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Den Abschluss des Kunstprojektes bildet ziemlich abrupt eine Betonwand mit diversen daran befindlichen Elementen. Verstörend ist die (eindeutig weibliche) Figur an der Wand - ist dieses ziegenähnliche Wesen (Heißt sie vielleicht Amalthea?) möglicherweise eine Quellnymphe? Wenn ja, dann steht sie wohl für die lebensspendende Kraft des Wasser. Neben ihr ist an der Wand sogar ein Knopf zum Draufdrücken.
(Leider passierte aber zum Zeitpunkt der Fotoaufnahme nichts.)

Wir sollten uns bewusst sein, dass sauberes Wasser und der freie Zugang zu diesem ein außerordentlich wertvolles Gut darstellt. Und wir sollten auch nie vergessen, wie fragil unsere Welt dabei ist!

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Jürgen Goetz hat mit seinem Werk "Flügel der Fantasie" einen Ort geschaffen, der der eigenen Fantasie tatsächlich Flügel verleiht - man kann sich bei Kaffee und Eis gut darauf einlassen...


Zwei Brunnen auf dem Kirchenplatz


Der St. Jakobusbrunnen

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Auch der Kirchenplatz wurde im Laufe der Zeit umgestaltet. Vor der Kirche St. Jakobus befindet sich seit dem Ende der 1970er Jahre ein Sandsteinbrunnen, der, wie sollte es anders sein, dem hl. Jakobus gewidmet ist. Die Figur des Heiligen steht mit ihren Attributen oben auf der Brunnensäule, von dieser ergießen sich über seitlich angebrachte Jakobsmuscheln die Wasserstrahlen in das Brunnenbecken.

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Der Brunnen nimmt mit seiner klassischen Form Bezug auf den mittelalterlichen Pilgerweg. Entworfen wurde er vom Germersheimer Bildhauer Max Pöpperl, mitgewirkt haben auch die Bildhauer Wolf Spitzer und Christ Präger.

Stadtbrunnen

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Ein zweiter Brunnen befindet sich auf der gegenüberliegenden Seite des Platzes. Dieser ist ziemlich unauffällig (besonders wenn Verkaufswagen davorstehen), doch markiert er den Ort, an dem sich 1851 tatsächlich ein Brunnen (mit Pumpe und Trog) für die Wasserversorgung der Stadt befand. Erst 1977 wurde bei den Bauarbeiten zur Umgestaltung des Kirchenplatzes der Standort des historischen Stadtbrunnens wiederentdeckt und mit der heutigen Sandsteinfassung versehen.

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Im Alphabet der Städte geht es
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