Brunnen und Wasserspiele in Deutschland:

Brunnen in Ravensburg


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Auf dem Hof der Veitsburg
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Blick von der Veitsburg auf die Altstadt von
Ravensburg, rechts der Turm "Mehlsack"
Ravensburg ist nicht nur die Stadt der Spiele, sondern auch die Stadt der Türme. Den schönsten Blick auf die Altstadt kann man wahrscheinlich von der Terrasse der ehemaligen Burganlage genießen. Die von den Welfen errichtete "Ravensburg" wurde 1088 erstmals erwähnt, ging später in den Besitz der Staufer über, brannte aber 1647 ab. Der heutige Name "Veitsburg" bezieht sich auf das Patronat der Burgkapelle. Wir genießen noch ein wenig die wunderbare Aussicht, bevor wir anschließend die sehr verschiedenen Brunnen in Ravensburg erkunden. Wir starten auf dem Marienplatz im Stadtzentrum:

Caide- oder Schad-Brunnen

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Caide "ist ein portugiesisches Wort (...) - alles Weitere musst du selbst heraus bekommen." - So im Originalton Stahlbildhauer Robert Schad, der den Anfang der 1990er Jahre aufgestellten Brunnen gestaltet hat. Schad weiter: "Wenn man schon Menschen in meinem Brunnen erkennen will, dann sind es eher die bauchigen, die behäbig durchs Wasserbecken stapfen und denjenigen begegnen, die den Kopf gerne über andere erheben und ihren ‚Geist’ in Form von Wasser auf ihre fülligen Kumpane versprühen wollen. Dies ist aber nur eine Möglichkeit von vielen, den Brunnen zu verstehen."

Caide / Schadbrunnen
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Brunnenversteher ist nicht jeder, der Brunnen löste zum Teil heftige Kontroversen bei den Ravensburgern aus: Diejenigen, die so gar kein Verständnis für ihn hatten, klagten sogar dagegen und führten einen zu hohen Lärmpegel durch das rauschende Wasser an. Der Brunnen wurde mit Metallgittern nachgebessert, die Klage abgewiesen. Noch einmal Robert Schad: (Der Brunnen) "... ist in der Form und an dem Platz genau richtig. Ich könnte ihn mir dort nicht anders vorstellen."
Apropos Vorstellung - denkt man sich die Stahlkonstruktionen quasi weg, dann quillt das Wasser wie aus einem Riss im Raum über uns herein...
Quelle (kursiver Text): Mehlis Fragen an den Künstler Robert Schad, pdf-Datei auf www.ravensburg.de

Brunnen auf dem Marienplatz

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Marienplatz mit Lederhaus
Der Marienplatz ist so etwas wie die gute Stube von Ravensburg. Im Mittelalter befand sich hier der Stadtgraben, der die Grenze zwischen Ober- und Unterstadt markierte. Die alte Stadtmauer dazwischen wurde im 14. Jahrhundert abgerissen, der Graben zugeschüttet und auf dem nun frei gewordenen Gelände zwischen Frauentor und ehemaligen Kästlinstor (letzteres ist nicht mehr vorhanden) konnte dieser merkwürdig langgestreckte und heute stadtbildprägende "Platz" angelegt werden.

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Den zentral gelegenen Schad-Brunnen haben wir schon kennengelernt, wir finden aber auch ganz klassische Brunnen mit Brunnensäulen und achteckigen Brunnenkästen hier - sowohl aus Stein als auch aus Gusseisen. Der nördliche Brunnen besteht aus Beton, stammt aus dem Jahr 1927 und ist Ersatz für einen älteren "Lamm"-Brunnen. Der südliche, neogotische gusseiserne Brunnen trägt die Jahreszahl 1869 und wurde in der berühmten Eisengießerei G. Kuhn, Stuttgart - Berg hergestellt. Vielleicht präsentiert der Landsknecht ja deshalb seine Hellebarde so stolz.

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Am Brunnen vor dem Tore:

Der Kreuz- oder Christusbrunnen vor dem Frauentor

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Im Mittelalter befand sich vor dem Frauentor ein Brunnen, der als Viehtränke diente. Nachdem 1625 beim Bau des Kapuzinerkloster in der Nähe ein Kreuz aufgestellt wurde, lag wohl der Gedanke an eine Kreuzigungsgruppe in Verbindung mit dem Brunnen nicht mehr fern. Die barocke Gestaltung verweist in die Zeit um 1630. Die Architektur der Kreuzigungsgruppe rahmt den Brunnen, die Figuren von Maria und Johannes befinden sich in seitlichen Nischen, das Christuskreuz steht auf einem den Brunnen überspannenden Bogen. Die ursprünglichen Figuren sind längst durch Kopien ersetzt; auch der Standort ist nicht mehr der alte, 1981 wurde der Brunnen vor die Grünanlagen (Schussenstraße) versetzt.

Brunnen vor der Stadtmauer

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Grünanlagen vor alten Stadtmauern sind heute oft gern genutzte Promenaden, die sich natürlich auch für Spielplätze, Wasserspiele oder andere Kunstwerke eignen. Uns so befindet sich vor der ehemaligen westlichen Stadtbegrenzung von Ravensburg ein älteres Kaiser-Wilhelm-Denkmal und ein neuerer Brunnen an der Ecke Eisenbahnstraße. Dieser Straßenname ist für einen mittelalterlichen Stadtgrundriss bemerkenswert- ;-)  -die 'Eisenbahnstraße' verbindet auf direktem Weg den Marienplatz mit dem Bahnhof.

Zwischen Esel und Ballen: Brunnen über die Ravensburger Handelsgesellschaft

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Mitte des 14. Jahrhunderts gründeten  Kaufleute die "Große Ravensburger Handelsgesellschaft", die fast 200 Jahre lang eine bedeutende Rolle spielte. Spätere Streitigkeiten, Verlagerung der Handelswege, aber auch eine gewisse Schwerfälligkeit sich den neuen Bedingungen anzupassen, führten schließlich zu ihrem Niedergang und 1530 zur Auflösung.
Der Bildhauer Karl-Henning Seemann, Löchgau, thematisiert in der Nähe des Untertores am Stadtbach vor der Sparkasse die Geschichte vom Beginn des Endes: Ein auf dem Esel stehender Kaufmann reicht zwei anderen mühevoll einen Sack hinauf, aber die beiden wenden sich ab und scheinen sich noch lustig zu machen. Kein Bock mehr? Anscheinend glauben die beiden oben stehenden genug zu haben, genug zu wissen, neues nicht mehr zu benötigen - sie ahnen nicht, dass der Abstieg einer Gesellschaft genau auf diese Weise beginnt.

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Folgen wir der Bachstraße durch das Untertor zurück zum Marienplatz und zum Rathaus, dann finden wir östlich dahinter den

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Rathausbrunnen

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mit der Figur des Gänseliesels. Auf dem Brunnenkasten befindet sich das Ravensburger Stadtwappen und nebenstehend das Entstehungsdatum 1939.


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Weiter in Richtung Obertor gelangen wir zum

Rutenbrunnen

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Die Tafel an der Mauer informiert: "1986/87 von dem Ravensburger Bildhauer Josef Henger nach einer Idee der Rutenfestkommission gestaltet. Die Darstellung thematisiert den Ursprung des Ravensburger Rutenfestes, das seit 1645 nachgewiesen ist, das sogenannte "Ruten gehen" der Schuljugend. Aus dem Rutengehen hat sich das Rutenfest entwickelt, das zentrale Schüler- und Heimatfest der Stadt, das alljährlich vor den Sommerferien gefeiert wird."
Stiftung: Rutenfestkommission Ravensburg e. V.

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Rutenbrunnen

Bleibt nur noch zu ergänzen, was "Ruten gehen" ursprünglich bedeutete? Damals gingen die Schüler zusammen mit ihren Lehren in die freie Natur, um für das kommende Schuljahr ordentliche Ruten für die Züchtigung zu schneiden! Was für Zeiten!

Noch mehr Brunnen

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Vor dem Schellenberger Turm
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Auf dem Hof der Veitsburg
Bevor wir die Altstadt durch das Obertor wieder in Richtung Veitsburg verlassen, sei darauf hingewiesen, dass unsere heutige Versorgung mit frischem Wasser aus dem Hahn an der Wand ein echtes Privileg ist. Die Zeiten, dass Wasser von öffentlichen Brunnen geholt wurde, sind noch gar nicht so lange vorbei. Auch in Ravensburg kann man in der Altstadt noch dafür benutzte gusseiserne Brunnenkästen entdecken. Einer von ihnen befindet sich vor dem Schellenberger Turm; er stammt aus dem Jahr 1867. Einen zweiten aus dem Jahr 1887 entdecken wir auf dem Burghof der Veitsburg, wo sich jetzt der Kreis unseres kleinen Brunnenrundgangs durch Ravensburg schließt.

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Im Alphabet der Städte folgt ein kurzer Abstecher nach Mecklenburg:

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nach Rehna