Brunnen in Ulm


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Rathaus in Ulm
Was für ein Turm! Mit 161,5 Meter Höhe ist der Turm des Ulmer Münsters der höchste Kirchturm der Welt. Viele Besucher aus aller Welt besuchen die Stadt an der Donau, die natürlich noch viel mehr Sehenswertes zu bieten hat. Nicht nur das Münster, auch das Fischerviertel, die Stadtmauer oder das Rathaus mit seiner Fassadenmalerei sollte man nicht verpassen. Wie aus einem Geschichtsbuch werden hier am Rathaus historische Szenen dargestellt und die Bürger an Tugenden gemahnt. Ein absolutes Highlight am Rathaus ist die berühmte astronomische Uhr. Vor dem Rathaus befindet sich der Marktplatz (mit einem Brunnen) und hier starten wir jetzt unseren kleinen Brunnenspaziergang in Ulm mit dem

Fischkasten

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Der Name "Fischkasten" rührt daher, dass zur Marktzeit die Ulmer Fischer hier im Brunnenbecken ihre Fische in engmaschigen Behältern hielten, um sie dann frisch zum Verkauf anbieten zu können. Die Brunnensäule ist dreikantig und erinnert in ihren Formen (Krabben, Maßwerk, gedrehtes Astwerk, Kreuzblume) an eine gotische Turmspitze oder Fiale. An den Seiten stehen drei Ritter in Rüstung und mit Wappenschilden. Waagerecht geteilt, oben schwarz und unten weiß - das ist das Ulmer Stadtwappen. Sehr eindeutig und klar.

Fischkasten
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Den "Fischkasten" gibt es schon seit 1482 auf dem Marktplatz, geschaffen hat ihn Jörg Syrlin d. Ältere. Allerdings musste der Brunnen im Laufe der Zeit immer wieder erneuert oder repariert werden, die Brunnensäule selbst ist heute ein Kopie.

Wir gehen weiter zur Ostseite des Ulmer Münsters. Hier befindet sich der

Georgsbrunnen

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Auf dem kleinen Platz östlich des Münsters stand im Mittelalter die Georgskapelle. Die Kapelle existiert längst nicht mehr, doch ein Brunnen soll bereits im 15. Jahrhundert hier vorhanden gewesen sein. Seit dem 16. Jahrhundert zeigt sich der Brunnen in der klassischen Form mit Brunnenkasten, Brunnensäule und Figur. Die Gestalt des Drachentöters Georg steht seit 1580 auf der Brunnensäule, sie wurde von Claus Bauhofer geschaffen, von dem auch der Hildegard-Brunnen im Hof des Neuen Hauses stammt.

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Georgsbrunnen

Nur wenige Schritte entfernt an der Südseite des Münsters sehen wir unter Bäumen den

Delfinbrunnen

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Das ist wohl der interessanteste historische Brunnen in Ulm. Der kunstvoll gestaltete Renaissance-Brunnen rief schon zur Entstehungszeit Bewunderung hervor. Gestaltet hat ihn Wolfgang Neidhardt d. Ä. im Jahr 1585, ergänzt und überarbeitet wurde er 1678 von Josef Claus. So kann man es der Tafel am Brunnen entnehmen.  Der Brunnen wechselte mehrfach seinen Standort, die Delfine waren zeitweilig sogar abgebaut und eingelagert. Seit 2000 befindet sich der Brunnen nun unter schattigen Bäumen vor der Valentinskapelle südlich des Münsters. Aus 52 Düsen soll das Wasser strömen, da kann es schon mal vorkommen, dass eine auch mal nicht funktioniert...

Delfinbrunnen am Münster
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Gerichtsportal
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Innenansicht nach Ost
Und das sollte man auf keinen Fall verpassen: Am Delfinbrunnen stehen wir kurz vor dem südöstlichen Eingangsportal in das Ulmer Münster. Hier unbedingt eintreten! (Das große Hauptportal im Westen ist normalerweise geschlossen.) Denn das Ulmer Münster ist DIE Sehenswürdigkeit! Nehmen Sie sich Zeit, um den riesigen gotischen Kirchenraum wirken zu lassen. Das Ulmer Münster ist keine Bischofskirche sondern eine Stadtpfarrkirche - hier setzte sich die selbstbewusste Bürgerschaft der Stadt ein unvergleichliches Denkmal.

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Wieder draußen, stehen wir auf dem Münsterplatz bewundernd vor der gewaltigen Westfassade und müssen den Kopf weit in den Nacken legen, um die Turmspitze zu erfassen. Da bietet sich doch jetzt eine kurze Entspannung am

Löwenbrunnen

an. Der Brunnen hat die klassische Form Brunnenkasten, -säule und Figur. Diesmal ist die Brunnenfigur des Löwen gleich zweifach, auf der eine Seite hält der Löwe einen Schild mit Reichsadler, der Löwe auf der anderen Seite hält den Schild mit Ulmer Stadtwappen in seinen Pranken.

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Löwenbrunnen

Die doppelte Löwenfigur wurde wahrscheinlich um 1590 geschaffen, der Steinmetz Peter Schmid könnte ihr Schöpfer sein. Auch dieser Brunnen musste im Laufe der Geschichte mehrfach seinen Platz wechseln. Nachdem 1992 die alten Fundamente entdeckt wurden, kehrte er (beinahe) an seinen Ursprungsort zurück. Die Löwen heute sind Kopien, sie wurden von Franz Dornacher gefertigt.

Der Hildegard-Brunnen

Einen weiteren Brunnen in der klassischen Form finden wir im Hof des sogenannten "Neuen Hauses". Das im Renaissancestil errichtete ehemalige Lagerhaus dient heute als Polizeipräsidium. Der im Hof stehende Hildegard-Brunnen wurde 1591 von Claus Bauhofer geschaffen. Hildegard war die dritte Ehefrau Karls des Großen, sie stammte aus alemannischem (resp. schwäbischem) Adel. Als sie mit (vermutlich) 25 Jahren bei der Geburt ihres letzten Kindes starb, hinterließ sie neun (!) Kinder. Nach dem Tod Karls des Großen wurde sein Reich unter den drei erwachsenen Söhnen Hildegards aufgeteilt.

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Hildegard-Brunnen

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Der Christofsbrunnen

In Ulm gibt es einen besonderen Festtag: den "Schwörmontag". Das Fest wird am Schwörhaus eingeleitet, dieser Ort ist sozusagen der Ursprung der Stadt. Auf dem Platz davor, dem Weinhof, befindet sich der Christofsbrunnen. Schon frühzeitig befand sich hier ein Wasserkasten, 1584 schuf Jörg Syrlin d. Ä. die Christopherusfigur. Sein Christopherus steht seit 1912 im Museum, die Kopie auf dem Platz wurde im 2. Weltkrieg zerstört. 1966 wurde eine neue Kopie angefertigt, mit ansprechender Farbgebung erfreut der Christopherus mit dem Jesuskind seitdem die Ulmer und die Besucher.

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Christofsbrunnen (Detail)

Ein besonderer Brunnen im Duft- und Tastgarten

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Der kleine Brunnenspaziergang durch die Altstadt von Ulm ist eigentlich an dieser Stelle zu Ende. Bis auf den Delfinbrunnen bestanden alle Brunnen aus einem Wasserkasten, einer Brunnensäule und einer Brunnenfigur. Aber es gibt natürlich auch noch andere Brunnen in Ulm... Man muss sie nur entdecken. Am Kobelgraben befindet sich zum Beispiel ein besonderer Garten, dessen Anlagen mit Hilfe eines Duft- und Tastleitsystems so gestaltet sind, dass die Pflanzenwelt für blinde und sehbehinderte Menschen erlebbar wird. Dazu gehört auch ein Brunnen mit speziell geformten Schalen, wo das strömende Wasser so pulsieren soll, dass es entsprechend spürbar wird. Leider war zum Zeitpunkt der Fotoaufnahme der Brunnen trocken, was nun wiederum (wie mehrfach zu bemerken war) bei Sehenden zu ganz anderen Aktivitäten führt...
Vielleicht strömt ja beim nächsten Besuch das Wasser wieder. Denn: Ulm ist mehr als eine Reise wert!

Literaturtipp:
Siegfried Ruoß, Ein Spaziergang durch Ulm -  Münster, Rathaus, Fischer- und Münsterviertel, (c) Klemm + Oelschläger, Münster und Ulm 2010

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