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Brunnen und Wasserspiele in Deutschland:
Brunnen in Weingarten
Martinsbrunnen und Aufgang zur
Klosterkirche Weingarten
Vor langer Zeit (im 5. Jahrhundert) siedelten die Alemannen in der Gegend um den ursprünglich Altdorf genannten Ort, möglicherweise befand sich auf dem heutigen Martinsberg sogar eine Kultstätte dieses germanischen Volkstammes. Später, im 11. Jahrhundert, gründeten die Welfen auf dem Martinsberg das Kloster Weingarten, welches bald zu einer bedeutenden Abtei aufstieg und insbesondere durch seine Heilig-Blut-Reliquie viele Pilger anzog. Der "Blutritt" am Freitag nach Christi Himmelfahrt ist eine bis heute durchgeführte katholische Reiterprozession; die barocke Klosterkirche ist eine der größten ihrer Art nördlich der Alpen. Im 19. Jahrhundert wurde Altdorf zur Stadt erhoben und bekam endgültig den Namen Weingarten.
Der Martinsbrunnen in Weingarten
Martinsbrunnen
Martinsbrunnen
Am Aufgang zur Klosterkirche befindet sich der von Maria Elisabeth Stapp (1908-1995) geschaffene Martinsbrunnen.
Als Wandbrunnen ist seine Gestaltung an klassische Formen angelehnt: Über dem eigentlichen Brunnenbecken befinden sich drei weitere jeweils verjüngende Schalen, von denen das Wasser überläuft. Darüber gemahnt ein Spruch: "Barmherzigkeit des Herrn ist es, dass wir nicht vernichtet sind". Die Figurengruppe stellt den heiligen Martin dar: er hat seinen Mantel bereits geteilt und wendet sich hoch zu Ross sitzend noch einmal zurückschauend dem Bettler zu, dieser drückt den Mantel demutsvoll und dankbar an sich. An der Mauer informiert eine Tafel darüber, dass der Brunnen durch das Gelübde von Bürgermeister Wilhelm Braun angeregt wurde aus Dankbarkeit für die Bewahrung von Stadt und Kloster im Zweiten Weltkrieg.
Was hat es damit auf sich?Als Wandbrunnen ist seine Gestaltung an klassische Formen angelehnt: Über dem eigentlichen Brunnenbecken befinden sich drei weitere jeweils verjüngende Schalen, von denen das Wasser überläuft. Darüber gemahnt ein Spruch: "Barmherzigkeit des Herrn ist es, dass wir nicht vernichtet sind". Die Figurengruppe stellt den heiligen Martin dar: er hat seinen Mantel bereits geteilt und wendet sich hoch zu Ross sitzend noch einmal zurückschauend dem Bettler zu, dieser drückt den Mantel demutsvoll und dankbar an sich. An der Mauer informiert eine Tafel darüber, dass der Brunnen durch das Gelübde von Bürgermeister Wilhelm Braun angeregt wurde aus Dankbarkeit für die Bewahrung von Stadt und Kloster im Zweiten Weltkrieg.
Wilhelm Braun war 1936 Bürgermeister in Weingarten. Er verhinderte, dass SS-Einheiten im Kloster stationiert wurden, wurde 1937 seines Amtes enthoben, später verhaftet und sollte noch kurz vor Ende des Krieges hingerichtet werden. Am 29. April 1945 wurde er von französischen Truppen aus der Haft befreit; sie setzten ihn als Bürgermeister wieder ein (zunächst kommissarisch, später wird er gewählt). Aus Dankbarkeit für sein Überleben und für die Verschonung der Stadt vor Zerstörung stiftete Wilhelm Braun den Martinsbrunnen. Die Einweihung des Brunnens konnte er 1954 als eine seiner letzten Amtshandlungen noch selbst vornehmen. Wilhelm Braun ist seit 1954 Ehrenbürger von Weingarten.
(Quelle: https://www.landtag-bw.de)
(Quelle: https://www.landtag-bw.de)
Kleiner Trogbrunnen am Weg
Auf dem Weg zur Wallfahrtskirche "Zum kostbaren Blut Christi" kommen wir an einem kleinen Trogbrunnen vorbei. So etwa muss man sich wohl die Wasserversorgung in alten Zeiten vorstellen.
Oben auf dem Platz vor der Kirche angelangt, sollte man auf keinen Fall einen Besuch dieses prachtvollen barocken Bauwerks versäumen!
Oben auf dem Platz vor der Kirche angelangt, sollte man auf keinen Fall einen Besuch dieses prachtvollen barocken Bauwerks versäumen!
Der Longinusbrunnen
Nach Besichtigung der Klosterkirche entdecken wir oberhalb der Basilika den von Franz Xaver Eberhardt (1867-1937) in den 1920er Jahren geschaffenen Longinusbrunnen. In einem Rundbogen steht mit nach oben gewandten Kopf und Lanze in der Hand der heilige Longinus. Er soll der Legende nach den am Kreuz hängenden Christus in die Seite gestochen haben - das Blut floss heraus, etwas tropfte dabei auf seine Augen und (der angeblich blinde) Longinus wurde plötzlich sehend. Das Letztere ist wohl mehr in übertragenem Sinne gemeint - wie dem auch sei, Longinus bewahrte das wundertätige Blut auf. 1094 soll ein Teil davon durch die welfische Herzogin Judith von Flandern als "Heilig-Blut-Reliquie" ins Kloster Weingarten gekommen sein, hier auf dem Brunnen ist daher auf dem Bogenscheitel eine kupferne Fassung des Reliquienbehälters zu sehen.
Von Franz Xaver Eberhardt stammt auch der "Kindlesbrunnen" aus dem Jahr 1926 in der Liebfrauenstraße. (Leider habe ich den Brunnen beim Besuch verpasst - ein Grund mehr, noch einmal hierher zu kommen.) Wie andere Künstler schnitzte Eberhardt auch sogenannte "Plätzlermasken". Und seit 1975 gibt es in Weingarten sogar einen
Plätzlerbrunnen
Der Plätzlerbrunnen ist genaugenommen ein Rathausbrunnen mit Plätzler obendrauf. Was bloß sind denn Plätzler? Offenbar haben wir es hier mit Narren und alter Tradition zu tun: Plätzler prägen die Weingärtler Fasnet, und die Plätzlerzunft Altdorf Weingarten 1348 e. V. passt genau auf, dass alle närrischen Regeln eingehalten werden.
Den Plätzlerbrunnen am Amtshaus gestaltete der Künstler Eberhard Martin Schmidt (1926-1995) im Jahr 1975.
Den Plätzlerbrunnen am Amtshaus gestaltete der Künstler Eberhard Martin Schmidt (1926-1995) im Jahr 1975.
Noch mehr Brunnen
Es gibt noch mehr Brunnen in Weingarten... So wird man auf dem Markt an vergangene Zeiten erinnert, als die Versorgung mit frischem Wasser noch nicht so bequem war wie heute. Aber auch heute muss man aufpassen: Auf keinen Fall darf das Toilettenpapier nass werden ;-))
nach Weißenburg