Brunnen und Wasserspiele in kleineren und mittleren Städten Sachsens und Sachsen-Anhalts:

Brunnen und Wasserspiele in Wernigerode

Blühe, Wachse, Gedeihe - der Brunnen auf dem Nicolaiplatz in Wernigerode

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Nicolaiplatz Wernigerode
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"Blühe, wachse, gedeihe"
Viele schöne Ecken und Plätze - Orte zum Verweilen - kann man in Wernigerode, der bunten Stadt am Harz, entdecken. Ein beliebter Aufenthaltsort ist der Nicolaiplatz an der Breiten Straße, inmitten des historischen Stadtzentrums. Einst stand hier die im 13. Jahrhundert erbaute Nicolaikirche. Sie wurde im 19. Jahrhundert wegen Baufälligkeit abgerissen. Der Grundriss der Kirche wird heute mit Steinplatten markiert. Seitdem wechselte die Platzgestaltung über Kriegerdenkmal, Parkplatz und Springbrunnen. Jetzt scheint die wechselvolle Geschichte mit dem von Bernd Göbel 2002/03 geschaffenen Brunnen ihren (vorläufigen?) Abschluss gefunden zu haben.

Brunnen auf dem Nicolaiplatz in Wernigerode
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Der Brunnen greift die reiche Wernigeröder Historie auf: Namen und Jahreszahlen bedeutender Personen und Ereignisse der Stadtgeschichte sind auf dem Bogen eingraviert, z. B.: Heinrich Horn, 1470-1553, erster Abwasserkanal; Graf Heinrich schenkt 1427 das Spielhaus der Stadt; Thomas Hilleborch, 1470-1540, Rathausbaumeister; Carl Frühling baut 1880 das Schloss um, und anderes mehr.
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Hl. Nikolaus

Am Brunnenrand sitzt der heilige Nikolaus persönlich, das bunte Treiben um sich herum (spöttisch? kritisch?) beobachtend. Sein Körper ist über und über mit Kreuzen tätowiert. Die Füße stützt er auf seine Kirche, in der einen Hand hält er drei goldene Äpfel, und er scheint sich so seine Gedanken über uns heutige zu machen. Die Inschrift auf seinem Kragen verrät: "Je mehr du abgibst, umso reicher wirst du. N. v. M. (Nikolaus von Myra)"

"Je mehr du abgibst... " N. v. M. in Wernigerode
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Auf einer Bodenplatte kann man Genaueres lesen: "Nachdem N. v. M. (Nikolaus von Myra) 1265 wesentliche bis dahin kahle Regionen des Brockens mit Nadelbäumen aus seiner Heimat bepflanzt hatte, erbaute er hier an dieser Stelle die Ecclesia Beati Nikolai. Baufälligkeit führte 1873 leider zum Abriss. Das Plattenband zeigt den Kirchengrundriss.
Nachtrag: Seit seiner Privatisierung 1990 beschenkt NvM an jedem sechsten Dezember konjunkturabhängig gegen 7 Uhr HIER Bürger seiner Wahl und Neigung."

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Am Brunnen befindet sich auch ein dreieckiges, nein, viereckiges - ach, zählen Sie die sieben Ecken bei Ihrem Besuch doch lieber selbst nach - Schatzkästchen, das für die Zukunft (nicht nur) dieser Stadt stehen könnte.

Die Verbindung zur Gegenwart und in die Vergangenheit hingegen schlägt der Wasser spendende Bogen, auf dem es ein Vergnügen ist, die darauf befindlichen Figürchen und Anspielungen zu deuten: Da reiten doch tatsächlich drei Hexen auf dem gemeinsamen Besen zum Brocken, eine andere indes bevorzugt die motorisierte Variante. Luther (1517) und Goethe sind zu entdecken (auch Mephisto fehlt nicht) und Napoleon (1806) streckt seinen Kopf ebenso wie der Christian IV. von Dänemark durch das Tor, was zur Folge hat, das des Korsen Hinterteil umso deutlicher nach oben gereckt wird.

Details am Brunnen
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Der für Handel und Wandel stehende Götterbote Merkur erweckt dagegen - trotz seiner geflügelten Mütze und Schuhe - eher den Eindruck von ruhiger Gelassenheit... Er scheint zu rasten. Oder hält er die Hand auf? Denn heute sind es vor allem die vielen Touristen, die, außer am frühen Morgen, in Wernigerode über den Platz und durch die Straßen fluten und einen wichtigen Wirtschaftsfaktor darstellen.

Hexen auf dem Weg zum Brocken
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Alles verändert sich. Auch die Hexen gehen mit der Zeit und nutzen moderne Technik. Heinrich Heine hingegen ist noch zu Fuß gewandert, doch das tat er 1824 mit Lust:
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"Lebet wohl, ihr glatten Säle!
Glatte Herren, glatte Frauen!
Auf die Berge will ich steigen,
Lachend auf euch niederschauen."


Heinrich Heine
Aus der Harzreise, Prolog
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Besonders rührend jedoch ist die kleine Szene, wo das Prinzesschen Ilse ihren Kopf im Schoß des Dichters Heine birgt.

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              Die Ilse
Ich bin die Prinzessin Ilse,
Und wohne im Ilsenstein;
Komm mit nach meinem Schlosse,
Wir wollen selig sein.

Dein Haupt will ich benetzen
Mit meiner klaren Well,
Du sollst deine Schmerzen vergessen,
Du sorgenkranker Gesell!

In meinen weißen Armen,
An meiner weißen Brust,
Da sollst du liegen und träumen
Von alter Märchenlust.

Ich will dich küssen und herzen,
Wie ich geherzt und geküßt
Den lieben Kaiser Heinrich,
Der nun gestorben ist.

Es bleiben tot die Toten,
Und nur der Lebendige lebt;
Und ich bin schön und blühend,
Mein lachendes Herze bebt.

Komm in mein Schloß herunter,
In mein kristallnes Schloß.
Dort tanzen Fräulein und Ritter,
Es jubelt der Knappentroß.

Es rauschen die seidenen Schleppen,
Es klirren die Eisensporn,
Die Zwerge trompeten und pauken,
Und fiedeln und blasen das Horn.

Doch dich soll mein Arm umschlingen,
Wie er Kaiser Heinrich umschlang; -
Ich hielt ihm zu die Ohren,
Wenn die Trompet erklang.

      Heinrich Heine, Aus der Harzreise, 1824



Der Wohltäterbrunnen auf dem Marktplatz in Wernigerode

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Der Marktplatz mit dem Wernigeröder Rathaus ist wohl eines der bekanntesten Stadtbilder in Deutschland. Hier auf dem Markt steht auch der "Wohltäterbrunnen", so genannt wegen der an ihm vorhandenen Namen von Menschen, die sich um die Stadt verdient gemacht haben.
Auf den oberen Wappenschildern liest man die Namen adliger Damen und Herren: Hier finden sich Henrich Graf zu Wernigerode (er überließ 1427 der Stadt das Spelhus - das heutige Rathaus - und nach seinem Tod 1429 ging die Grafschaft an die Stolberger über), Otto von Stolberg-Wernigerode (dem Vizekanzler unter Otto von Bismarck), eine Gräfin Sophie Dorothea (1699) und andere.

Wohltäterbrunnen Wernigeröde
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Eine Etage tiefer werden - beginnend mit Heinrich Horn (er ließ 1553 die erste Wasserleitung verlegen) - die bürgerlichen Wohltäter geehrt:  Die Namen von Heinrich Christoph Hertzer, 1770-1850, der sich um das Krankenhaus bemühte,
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vom Arzt Dr. Adolph Siegmund Friedrich, 1812-1892, der den Harzverein für Geschichte und Altertumskunde mitbegründete, vom Apotheker Johann Arnold Forcke, 1788-1865, vom Pädagogen und Schriftsteller August Wilhelm Grube, 1816-1884, dessen "Charakterbilder" aus Geschichte und Geographie damals zum Bildungswissen gehörten, und viele andere kann man auf den Wappenschildern und auf dem Beckenrand lesen.
Seit 1991 befindet sich hier auch eine Tafel mit dem Namen des mutigen Obersten Gustav Petri (1888-1945), der sich als Kampfkommandant kurz vor Ende des 2. Weltkrieges weigerte, Wernigerode in die Kampfzone einzubeziehen. Dadurch konnte die Stadt 1945 ohne größeres Blutvergießen übergeben werden. "Mit seiner Befehlsverweigerung verhinderte er am 11. April 1945 die Zerstörung der Stadt und den Tod zahlreicher Menschen." (wikipedia)
Der Retter der Stadt wurde am 12. April 1945 für seine Tat standrechtlich erschossen.

Der Brunnen besteht aus Grauguss und wurde 1848 in der Eisengießerei Ilsenburg hergestellt. Aus einem sechseckigen Brunnenkasten erhebt sich die zentrale Brunnensäule, die die beiden kleineren Kränze trägt. Abgeschlossen wird der neogotische Brunnen durch eine Fiale mit Kreuzblume.

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Noch mehr Brunnen in Wernigerode...

Auf der Breiten Straße lässt es sich gut bummeln. Es lohnt auch, links und rechts zu schauen: Ein Durchgang führt zum Brunnenhof mit diversen Geschäften und der Möglichkeit sich zu stärken. Leider war zum Zeitpunkt der Fotoaufnahme das Wasser des dortigen Brunnens bereits abgestellt, da hilft nur: Wiederkommen!

Im Brunnenhof
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Im Christianental

Doch beim Schlendern und Bummeln durch die Stadt entdeckt man natürlich weitere Brunnen: Zum Beispiel den stolzen Hahn auf der Breiten Straße, einen ehemaligen Mühlstein oder den Eimerschöpfbrunnen am Eingang zum Christianental.

Noch mehr Brunnen ...
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Und steht man endlich auf der Terrasse des Wernigeröder Schlosses, dann öffnet sich der Blick in die Weite des Harzgebietes. Bei klarer Sicht liegt der Brocken zum Greifen nahe.

Kleiner Brunnen auf der Schlossterrasse Wernigerode
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nach Wolmirstedt und Tangermünde