Das Palais im Großen Garten in Dresden

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Palais von Westen
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Palais von Osten
Das Palais im Großen Garten wurde 1678-1683 durch Johann Georg Starcke erbaut. Es gilt als Dresdens erster Barockbau, seine Fassaden sind ungewöhnlich reich mit Ornamenten, Reliefs, Büsten und Statuen geschmückt. Im Palais des Großen Garten "erfüllte sich in großartiger Weise ... die Vollendung des Gedankens, ein Gebäude zu schaffen, das lediglich den sommerlichen ländlichen Vergnügungen gewidmet war und keinen Anspruch erhob, Wohnzwecken zu dienen." (Fritz Löffler)

Das Urteil des Paris

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Verführung?
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Paris
Je zwei Figuren befinden sich in Nischen im Erdgeschoß an der Nord- und Südfassade: Sie stellen das Urteil des Paris dar. Paris? Das war doch jener Jüngling, der entscheiden sollte, welche von den drei Göttinnen, die da urplötzlich vor im standen, die schönste war. Eine heikle Aufgabe, die schließlich zum Trojanischen Krieg führte ...
Wenn Sie die ganze Geschichte mit dem "Hölzernen Pferd" erfahren wollen, dann sollten Sie sich einmal die phantastische Nacherzählung der Sage von Franz Fühmann ansehen. Wie alles mit einem Apfel begann, das können Sie hier schon einmal lesen:

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"Auf einem Fest in der Felsenburg Pelion – es war dies die Hochzeitsfeier der Meergöttin Thetis mit dem Myrmidonenkönig Peleus, dem künftigen Vater des hochberühmten Helden Achilles -, auf dieser Hochzeitsfeier also, zu der alle Gottheiten außer einer, der Eris, geladen waren, rollte ebendiese Eris, die schlangenhaarige Göttin des Neids und der Zwietracht, Tochter der Nacht und Schwester des völkerwürgenden Ares, einen goldenen Apfel mit den eingegrabenen Worten 'Der Schönsten!' unter die fröhlich Zechenden und stahl sich sogleich mit hämischem Lachen wieder davon. Sofort sprang Hera, die Schwester und Gattin des Zeus und Königin aller Unsterblichen, von ihrem Sitz und wollte den Apfel ergreifen, doch gleichzeitig mit ihr streckten Pallas Athene, die eulenäugige Göttin der Weisheit, des Webstuhls, der Kampflist und vieler anderer Künste, und Aphrodite, die aus dem Silberschaum des zyprischen Meeres geborene Göttin der Liebe, ihre Hand nach dem Geschenk der Zwietrachtstifterin aus. Vergebens berief sich Hera auf ihre Königinnenwürde; keine der Unsterbliche wollte der anderen weichen, ja die Göttinnen drohten schon, wie es oft ihre Art war, einander in die Haare zu fahren und mit ihren scharfen Nägeln Wangen und Brust der Nebenbuhlerinnen zu zerfleischen, da gebot Zeus aufgebracht mit hallender Stimme Ruhe und wies, da er sich scheute, selbst einen Schiedsspruch zu fällen, auf die Erde hinab nach jenem kleinasiatischen Küstenstrich nahe den Dardanellen, wo Paris, ein Sohn des Troerkönigs Priamos, die Rinderherde seines Vaters in einem schattigen, nach süßem Gras und Klee duftenden Tale des Hochgebirges Ida weidete. »Dieser edle wohlgestaltete Jüngling, dessen aufrechten Sinn ich kenne, soll euer Schiedsrichter sein«, bestimmte Zeus, »seinem Spruch habt ihr euch ohne Murren zu fügen, als wäre er mein eigenes Wort! Hermes, der Götterbote, mag euch geleiten; handelt nun ungesäumt, damit dieser widrige Zwist rasch überwunden sei und unser Fest wieder fröhlich werde!« Also befahl Zeus, und die Göttinnen waren einverstanden, denn jede war von sich überzeugt, des jungen Paris Herz und Urteil zu gewinnen. So eilten sie denn, schneller als der Blitz niederfährt und dennoch leiser und sanfter als der Fall einer Flocke, zur Erde hinab, und Hermes, der göttliche Herold mit den geflügelten Schuhen und dem geflügelten flachen Wanderhut, geleitete sie. Paris erstarrte vor Schreck, als plötzlich aus dem rauschenden Nichts der Luft vier Himmlische vor ihn hintraten; er erbleichte, sein Haar sträubte sich, und er stürzte auf die Knie und berührte mit der Stirne den Boden. Hermes hieß ihn mit freundlichen Worten aufstehen und sich nicht ängstigen, dann berichtete er dem Prinzen vom Streit im Olymp und der Entscheidung des Götterkönigs und überreichte dem Verschreckten den goldenen Apfel. »Ich bin doch aber nur ein Sterblicher«, erwiderte Paris voll Furcht und Grauen, »wie könnte ich da über die Oberen richten, und gar über drei der Allerhöchsten! Ich werde mich bemühen, den goldenen Apfel möglichst genau in drei Teile zu teilen und jeder der Herrinnen ein Drittel zu überreichen; mehr kann unmöglich meine Pflicht sein!« So stammelte Paris; Hermes aber fuhr ihn mit barschen Worten an. »Widersetze dich ja nicht dem Willen des Allvaters«, so sprach der Götterbote, »gehorche prompt und hüte dich, dass dir der Allgewaltige nicht grolle! Er hat befohlen, dass du der Schönsten den Preis zusprichst; suche also keine dummen Ausflüchte, sondern handle nach seinen Worten!«

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Paris (Südseite des Palais)
Der arme Paris verfluchte sein Geschick. Er wagte nicht, die Augen zu den Göttinnen zu erheben, und wusste nicht, was er tun und wie er urteilen sollte. Wie immer er sich auch entschied, so dachte er, ob für Hera, Athene oder Aphrodite, er würde in jedem Fall den unauslöschlichen Zorn der beiden ausgeschlagenen Göttinnen auf sich ziehen; und weigerte er sich, ein Urteil zu fällen, würde er sich Zeus zum Feind machen, und das hieße günstigstenfalls sein junges Leben zu verlieren, wenn nicht gar zu ewigen Qualen verurteilt sein.
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Hera (Nordseite)
Hera merkte die Verzweiflung des prinzlichen Hirten sehr wohl. Sie legte ihren Arm um seine Schulter, führte ihn, der sich von ihr willenlos leiten ließ wie ein loses Blatt vom Wind, ein Stückchen abseits und sprach: »Ich weiß wohl, dass du dich längst für mich entschieden hast, Paris, jedoch zugleich den Zorn meiner Nebenbuhlerinnen fürchtest. Nun, vergiss nicht, dass ich neben Zeus auf dem Götterthron sitze und immer meine schützende Hand über dich halten werde. Wenn du mir den Erisapfel zusprichst, gelobe ich dir mit meinem Göttereide, dich zum Reichsten aller Irdischen zu machen und zum Herren aller Lande ostwärts von Troja bis hin zum Ozean, also über den Erdteil, den man Asien nennt! So sei denn ohne Furcht und Sorgen und erkenne mir ungesäumt den Preis zu!«

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Athene (Nordseite)
So sprach Hera, und ähnlich redete Athene zu Paris, der, obwohl doch sonst nicht blöde, noch immer nicht wagte, seine Augen zu den Göttinnen zu erheben und hilflos mit gesenktem Haupt vor den strahlenden Schönen stand. »Vergiss nicht, dass mich keines Weibes Schoß geboren hat, sondern dass ich waffenklirrend dem Haupt des Zeus entstiegen und darum seine Lieblingstochter bin«, so sprach die eulenäugige Pallas, »meine Widersacherinnen werden, sosehr sie sich auch spreizen und dich einzuschüchtern versuchen, dir keinen Schaden zufügen können, auch Hera nicht!«

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»Gib mir den Preis, und ich werde dich zum weisesten Manne der Welt und zum Sieger in allen Schlachten machen, so dass dein Ruhm bis in die Ewigkeit erklingen wird!«

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Aphrodite (Südseite)
So redete Athene, und Paris stand noch immer unentschlossen, da fasste Aphrodite, die Göttin der Schönheit und der Liebe, nach seiner Hand, und als sie ihn berührte, durchschauerte den Prinzen ein Zauber; er fühlte Aphrodites Hand wie ein süßes Feuer auf der seinen und hob das bisher gesenkte Haupt und sah Aphrodites Angesicht...
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Aphrodite
...und schaute ihr Lächeln wie das Morgenrot über dem weißen geschweiften Inselstrand, und Aphrodite beugte sich zu seinem Ohr und flüsterte: »Paris, wenn du mich als Siegerin krönst, will ich dir die schönste Frau der Welt zur Gemahlin geben: Helena, die Gattin des Menelaos, die alle Männer der Erde und des Olymp im Wachen wie im Traum begehren. Was frommt dir Weisheit, und was nützt dir Macht, wenn die Liebe dich flieht! Darum lausche auf die Stimme deines Herzens und rufe mich als Siegerin aus!«
»Aber wie könnte Helena mein Weib werden, da sie doch schon einem Gemahl gehört?« fragte Paris, und Aphrodite lachte hellauf und sprach: »O Hirt des Idagebirges, wie töricht du fragst! Ich bin doch die Göttin der Liebe, Paris, und diese Macht hat bisher noch jedes atmende Geschöpf bezwungen! Vertraue nur meiner Kunst und suche eine Gelegenheit, ein Schiff nach Sparta zu führen, alles andere überlass getrost meinem Wirken!«
Da Paris dies vernahm und da die Göttin ihr Versprechen beschwor, reichte der Troerprinz ihr den goldenen Apfel und sprach: »Der Schönsten!«

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Triumphierend hob die Göttin der Liebe den Apfel hoch, dass er in der Sonne blitzte; Hera und Athene aber wandten sich zornentbrannt um und gingen Arm in Arm davon, und Hera sprach: »So soll denn um dieses Tölpels willen Troja verflucht sein und im Krieg verbrennen; seine Mauern sollen geschleift werden, seine Söhne sämtlich in den Staub sinken und seine Kinder und Frauen als wehrlose Beute den Feinden zufallen! Fluch jenem Sterblichen, der mir, der Götterkönigin, diesen Schimpf angetan; Fluch der Stadt, die ihn beherbergt, und Fluch dem Volk, das ihn aufgezogen! Die Hunde mögen sein Fleisch und das seiner Brüder fressen und die Geier seine Knochen über dem Schlachtfeld zerstreuen; nicht ungestraft soll ein Erdenwurm Heras Schönheit missachtet haben!« So zürnte die Götterbeherrscherin, und Athene stimmte in ihre Verwünschungen ein; Aphrodite aber segnete Troja, und Ares, der wüste Geselle, der die Schaumgeborene ungestüm liebte, trat an ihre Seite und versprach dem Priamosvolk Beistand und Schutz. Zeus wiederum, von dem die grollenden Göttinnen blutige Genugtuung ob ihrer Schmach gefordert hatten, beschloss Trojas Untergang. Denn böse und unbekümmert um menschliches Glück planen und handeln die Oberen, das sollten die Griechen wie auch die Trojaner nur allzu bald erfahren ..."
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Zitiert aus:
Das Hölzerne Pferd - Die Sage vom Untergang Trojas und von den Irrfahrten des Odysseus
Nach Homer und anderen Quellen neu erzählt von Franz Fühmann
Verlag Neues Leben, Berlin 1968, S. 9 ff.

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Herkules (Herakles) mit dem Telephosknaben und Silen mit dem Bacchusknaben


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Palais im Großen Garten
Die beiden aus blendendweißem Carraramarmor bestehenden Skulpturen wurden Mitte September 2022 am westseitigen Eingang des Palais aufgestellt. Es sind Kopien der ursprünglich von Pierre de L'Estache (um 1688 - 1774) hergestellten Figuren, der im 18. Jh. extra nach Rom zog, um die in den Vatikanischen Museen zu sehenden  Originale für August den Starken zu kopieren. Die "originale" antike Statue des Herakles war nach ihrem spektakulären Fund in Rom dabei eine der ersten, die Papst Julius in den vatikanischen Sammlungen aufstellen ließ. Sie ist aber wahrscheinlich selbst eine Kopie eines späthellenistischen Originals...
Dem Halbgott Herkules (soll heißen seinem Abbild) kann man in Dresden öfter begegnen, August der Starke sah sich bekanntlich gern selbst in dieser Rolle. Wer aber war Telephos?

Herakles und Telephos

Kleiner Abstecher nach Berlin resp. Pergamon: Den berühmten Pergamon-Altar zieren zwei Friese - außen befindet sich der Kampf der Götter mit den Giganten und innen der sogenannte Telephos-Fries. Eine Platte des inneren Frieses zeigt Herakles, wie er im Gebirge seinen kleinen Sohn Telephos findet.

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Herakles hatte bei seinen vielen Abenteuern einst auf der Durchreise Auge, die schöne Priesterin der Athene, geschwängert. Ob die schöne Auge sich ihm in Liebe hingab oder ob Herakles sie mit Gewalt nahm, darüber gehen die mythischen Erzählungen auseinander. Die vom Tode bedrohte Auge (sie hatte ihr Keuschheitsgelübde gebrochen) floh und brachte ihr Kind heimlich zur Welt. Der kleine Telephos wurde ausgesetzt, überlebte aber und wurde schließlich zum sagenhaften Gründer Pergamons.

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Hier nun sehen wir den auf seine Keule gestützten Herakles mit seinem Sohn auf dem Arm nachdenklich in die Ferne blicken. Er hält die goldenen Äpfel der Hesperiden in der Hand und sein kleiner Sohn streckt ihm eine der Früchte entgegen. Diese Früchte sind ein Symbol ewiger Jugend und ewigen Lebens. Doch Herakles schaut gar nicht hin. Was mag ihm wohl durch den Kopf gehen?  

Die Kopie der Skulpturengruppe vor dem Palais wurde von dem Bildhauer Frank Schauseil angefertigt. Auf den beiden Aufstellern der Schlösserverwaltung erfährt man Näheres zu den Skulpturen und zum Herstellungsprozess.


Silen mit dem Bacchusknaben

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Bacchus (Dionysos) ist der Gott des Weines, des Rausches, der Lustbarkeiten und Feste, aber auch des Wahnsinns und der Extase. Er ist wie Herakles ein Sohn des Zeus. Über ihn gibt es eine Vielzahl unglaublicher Geschichten und Mythen. Das beginnt schon mit seiner zweifachen Geburt und dass ihn eine Ziege aufgezogen haben soll. Auch seine weitere Erziehung ist ungewöhnlich, sein Lehrer soll der Satyr Silen gewesen sein.

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Silen wird in der Malerei (siehe nach bei Rubens) häufig als volltrunkener alter Mann im Gefolge des Bacchus dargestellt. Hier sehen wir ihn jedoch ganz anders: Zärtlich hält er das Kind auf dem Arm, doch der kleine zappelige Kindgott scheint ziemlich respektlos zu sein und zaust den Erzieher am Bart! Sowas aber auch...

Die Kopie der Skulpturengruppe des Silen mit Bacchus wurde von dem Bildhauer Stefan Dürre angefertigt.

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... und Tschüss!

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zur Brühlschen Terasse


Wird fortgesetzt ...