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Extras: Kunstwerke, Figuren und Reliefs in aller Welt: Glasmalerei
Glaskunstfenster in Stendal
Stendal, Markt mit Rathaus,
dahinter St. Marien
Stendal, die Metropole der Altmark, besitzt mehrere wahrhafte Schätze. Die mittelalterlichen Glasmalereien gehören dazu. Vor allem im Dom, aber auch in der Jakobikirche, haben sich diese kostbaren Fenster erhalten. Bevor wir jetzt die Jacobikirche besuchen, schauen wir noch schnell ins Rathaus, denn die Glasfenster dort erzählen etwas über Stendals bewegte Geschichte:
Anno Domini 1022 vereignete Bischof Bernward von Hildesheim das Dorf Steinedal dem Benediktiner-Kloster St. Michael zu Hildesheim. 29. September: Einweihung der Kirche, der Bischof segnet die Steinedaler.
Albrecht der Bär, Markgraf der Nordmark, verlieh dem Dorf Steinedal das Markt-Recht und Magdeburger Stadtrecht um 1160, später Münzrecht. Er setzt seinen Mann Otto ihnen zum Richter ein.
Am 3. November 1372 schlugen die Stendaler unter Führung ihres Mitbürgers Werner von Kalbe die raubenden Harzgrafen bei Insel. Heimkehr und Treuschwur der Sieger an Kalbes Leiche.
Im April 1488 erschien Kurfürst Johann Cicero vor Stendal mit 2000 Wappnern, weil die Stendaler sich wegen der Bierziese gegen Fürst und Magistrat empört und Mord an Gesandten verübt hatten. Die Strafe war hart.*)
kursiver Text: Glasfenster im Rathaus
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*) Wollen Sie wissen, was damals passierte? Dann...
Die Bierbrauerei hatte sich im 15. Jahrhundert zu einer wichtigen Erwerbsquelle der Altmark entwickelt. Als der regierende Kurfürst Johann Cicero im Jahre 1488 die Erhebung einer Biersteuer in Höhe von 12 Pfennig pro Tonne, davon nur 4 Pfennig für die Stadt, forderte, war dies der Anlass zu Volksaufständen in allen Städten. Schon sein Vorgänger Kurfürst Albrecht Achilles hatte sich immer wieder mit Geldforderungen in Form von Steuern oder Abgaben an die altmärkischen Städte gewandt, denen die Bürgerschaft nur murrend Folge leistete. Als Schutzmaßnahme hatten sie sich schließlich 1478 zu einem neuen Städtebündnis zusammengeschlossen, das nun nicht mehr nur der allgemeinen Sicherheit diente, sondern auch gegenseitigen Schutz versprach, sofern Herren oder Fürsten ihre Privilegien, Freiheiten und alten Gewohnheiten antasteten. Die erneute Forderung nach der Biersteuer stieß nun auf den aktiven Widerstand der Bevölkerung in allen Städten.
In Stendal wurde es der letzte Kampf der verbündeten Handwerkerzünfte, die vom Rat und dem mit ihm verbündeten "Dreiwerk" die Verweigerung der Biersteuer verlangten. Die Bedrohung war so groß, dass einige der Ratsmitglieder die Stadt verließen und in Tangermünde beim Kurfürsten Schutz suchten.
Mit dem Heeresgefolge des märkischen Adels gelang es dem Kurfürsten schnell, all diese Aufstände niederzuwerfen. Zur Strafe dafür wurden den Städten die letzten Privilegien abgenommen. In Stendal wurden die Ratsmitglieder vom Markgrafen selbst bestimmt und die später von diesen gewählten Nachfolger bedurften seiner Bestätigung; Städtebündnisse wurden verboten, die Heeresfolge war wieder zu leisten und die Handwerkerinnungen durften in städtischen und politischen Dingen nicht mehr kooperativ auftreten. Nur dem "Dreiwerk" in Stendal machte man gewisse Zugeständnisse (...)
Durch diese Bestimmungen nach dem Aufstand von 1488 war die Selbständigkeit der Stadt als kleiner Staat innerhalb des feudalen Territoriums wieder restlos beseitigt worden. Alle im Laufe von 300 Jahren erworbenen Privilegien gingen verloren, und die Stadt stand stärker als je in der Abhängigkeit des Landesherren. Auch die Einigkeit der Bürger war zerrissen.
aus: Hannelore Sachs, Stendal, E.A.Seemann Verlag, Leipzig 1967In Stendal wurde es der letzte Kampf der verbündeten Handwerkerzünfte, die vom Rat und dem mit ihm verbündeten "Dreiwerk" die Verweigerung der Biersteuer verlangten. Die Bedrohung war so groß, dass einige der Ratsmitglieder die Stadt verließen und in Tangermünde beim Kurfürsten Schutz suchten.
Mit dem Heeresgefolge des märkischen Adels gelang es dem Kurfürsten schnell, all diese Aufstände niederzuwerfen. Zur Strafe dafür wurden den Städten die letzten Privilegien abgenommen. In Stendal wurden die Ratsmitglieder vom Markgrafen selbst bestimmt und die später von diesen gewählten Nachfolger bedurften seiner Bestätigung; Städtebündnisse wurden verboten, die Heeresfolge war wieder zu leisten und die Handwerkerinnungen durften in städtischen und politischen Dingen nicht mehr kooperativ auftreten. Nur dem "Dreiwerk" in Stendal machte man gewisse Zugeständnisse (...)
Durch diese Bestimmungen nach dem Aufstand von 1488 war die Selbständigkeit der Stadt als kleiner Staat innerhalb des feudalen Territoriums wieder restlos beseitigt worden. Alle im Laufe von 300 Jahren erworbenen Privilegien gingen verloren, und die Stadt stand stärker als je in der Abhängigkeit des Landesherren. Auch die Einigkeit der Bürger war zerrissen.