
Hintergrundfarbe:
Wandbilder in der DDR - Teil 5
Wie immer gilt: Die Auswahl ist keine Wertung, absolut zufällig und überhaupt nicht vollständig...
Ein Wandbild in Leipzig: "Die Produktivkraft Mensch"


Dass die zu DDR-Zeiten geförderte Kunst am Bau nicht nur überlebt, sondern zunehmend mehr wertgeschätzt wird, überrascht eigentlich nicht wirklich. Denn oft handelt es sich neben dem dekorativen Aspekt um eine handwerklich gut gemachte Arbeit, um ein überzeitliches Thema oder um alles zusammen. Das überzeugt bis heute und lässt die Kunstwerke nicht nur interessant sondern vor allem erhaltens- und schützenswert erscheinen.

1981 bekam Hans-Hendrik Grimmling den Zuschlag für eine Auftragsarbeit an einem ehemaligen Bürogebäude des KIB Chemieanlagenbau Leipzig. Dieses Bürogebäude existiert nicht mehr, doch das Wandbild wurde dokumentiert, fachgerecht restauriert und schließlich an einem neuen Wohngebäude in Leipzig in der Hamburger Straße angebracht. Dort strahlt es wirkungsvoll in den davor liegenden Platzraum hinein.

Die Produktivkraft Mensch
Schematische Ableitung der technischen Zeichnung eines Wärmeaustausche(r)s, deren Lineatur jeweils auf einander "vorbeiströmende" Figuren überleitet; der Kreislauf von gegenseitiger Energieübertragung findet statt.
Schematische Ableitung der technischen Zeichnung eines Wärmeaustausche(r)s, deren Lineatur jeweils auf einander "vorbeiströmende" Figuren überleitet; der Kreislauf von gegenseitiger Energieübertragung findet statt.

Künstler: Prof. Hans-Hendrik Grimmling (geb. 1947 in Zwenkau)
Ausführung: Industrieemaille auf 200 Stahlplatten
Entstehungsjahr: 1981
Ursprünglicher Präsentationsort: ehemaliges Bürogebäude der KIB Chemieanlagenbau Leipzig, an der Prager Straße in Leipzig.
Ausführung: Industrieemaille auf 200 Stahlplatten
Entstehungsjahr: 1981
Ursprünglicher Präsentationsort: ehemaliges Bürogebäude der KIB Chemieanlagenbau Leipzig, an der Prager Straße in Leipzig.
Mosaik in Potsdam: Kosmos bezwingen oder Kirche aufbauen?
"Der Mensch bezwingt den Kosmos"


In Potsdam wird darüber diskutiert, ob das Kirchenschiff der Garnisonkirche wieder aufgebaut werden soll. Den Turm gibt es bereits, von ihm hat man eine grandiose Aussicht auf die Stadt. Im Turm und den angrenzenden Räumlichkeiten erfährt man in der Ausstellung viel über die Umbrüche der Geschichte, über die Garnisonkirche, über Potsdam, über Militarismus und über Preußen.

Der Schatten der Bekrönung der
Garnisonkirche fällt auf das Mosaik
Die Ruine der im 2. Weltkrieg schwer beschädigten Garnisonkirche wurde 1969 gesprengt. Von 1969-1971 wird für den "VEB Maschinelles Rechnen" nach Plänen des Architektenkollektivs unter Leitung von Sepp Weber ein dreiteiliges Gebäudeensemble errichtet. Das Gelände der gesprengten Garnisonkirche wird teilweise überbaut. Kantine und Serverraum werden auf Beschluss der Stadt 2010 und 2019 abgerissen.
Bis heute ist lediglich der Bürotrakt mit einem 18-teiligen Mosaik von Fritz Eisel (1929-2010) zum Thema "Der Mensch bezwingt den Kosmos" an der Außenfassade erhalten geblieben. (kursiv: Infotext in der Ausstellung)
Bis heute ist lediglich der Bürotrakt mit einem 18-teiligen Mosaik von Fritz Eisel (1929-2010) zum Thema "Der Mensch bezwingt den Kosmos" an der Außenfassade erhalten geblieben. (kursiv: Infotext in der Ausstellung)
An der Hauswand befindet sich eine Tafel, auf der Folgendes (kursiv) zu lesen ist:

Erstes Bild: E=mc²

Das Glasmosaik "Der Mensch bezwingt den Kosmos" wurde 1971/1972 von Fritz Eisel (1929-2010) für den Gebäudekomplex des ehemaligen VEB Maschinelles Rechnen im Bezirk Potsdam gestaltet.
Das als Band an der Erdgeschossfassade des Bürogebäudes über die Hausecke Dortus/Breite Straße laufende, insgesamt 70 m breite Mosaik besteht aus 18 jeweils 300 cm hohen und 330 cm breiten Tafeln.
Das als Band an der Erdgeschossfassade des Bürogebäudes über die Hausecke Dortus/Breite Straße laufende, insgesamt 70 m breite Mosaik besteht aus 18 jeweils 300 cm hohen und 330 cm breiten Tafeln.
Man kann die Motive zusammenhängend betrachten oder auch zum Beispiel als Triptychon sehen:
Der Bilderzyklus thematisiert die wissenschaftlich-technische Revolution: verschiedene Aspekte des Fortschritts - von modernen Landmaschinen über elektronische Armaturen für die Datenverarbeitung bis zur Weltraumfahrt - werden dargestellt.


Die bildlichen Darstellungen werden von zwei Schrifttafeln gerahmt, der Relativitätstheorie von Albert Einstein (erste Tafel an der Dortusstraße) und dem Marx'schen Gesetz von der Ökonomie der Zeit (vorletzte Tafel an der Breiten Straße).
Fritz Eisel schuf mit dem Mosaik "Der Mensch bezwingt den Kosmos" eine plakative aber allgemein verständliche Darstellung, die für die Fortschrittseuphorie der damaligen sozialistischen Gesellschaft typisch war und deren Selbstverständnis einprägsam verdeutlicht. (Text kursiv: Infotafel am Gebäude)
Fritz Eisel schuf mit dem Mosaik "Der Mensch bezwingt den Kosmos" eine plakative aber allgemein verständliche Darstellung, die für die Fortschrittseuphorie der damaligen sozialistischen Gesellschaft typisch war und deren Selbstverständnis einprägsam verdeutlicht. (Text kursiv: Infotafel am Gebäude)
Wandbilder in Dresden-Prohlis


DDR-Kunst am Bau abreißen oder erhalten? Die Meinungen gehen auseinander. In Dresden-Prohlis gibt es ein ziemlich absurdes Beispiel: 1978 schuf der chilenische Künstler Hernando León ein über 10 Stockwerke reichendes abstraktes Bild für die Stirnseite des Plattenbaus Ecke Herzberger Straße/Gamigstraße. Der Plattenbau wurde saniert und gedämmt, vom Wandbild blieb nur ein jämmerlicher Rest. Bizarr...

Besser erhalten ist in dem ehemaligen Neubaugebiet Dresden-Prohlis das riesige Mosaikbild (ca. 200000 Mosaiksteine) von Klaus Dennhardt mit seinen Wellenmustern. Das abstrakte Bild erinnert an Landschaft mit Wasser und Sonne.
Weiter zu -> Glaskunstfenster