Extras - Figuren und Reliefs in aller Welt


Drei antike Meisterwerke: Apoll, Laokoon und der Torso

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Im Wickelmannmuseum Stendal
Das Erstaunen ist heute kaum noch vorstellbar, als in der Zeit der Renaissance bei Bauarbeiten in Rom die heute so berühmten und in den Vatikanischen Museen ausgestellten Antiken gefunden wurden. Insbesondere die Laokoongruppe, der Torso und der Apoll von Belvedere stellen absolute Glanzpunkte der antiken Kunst dar.
Unzähliges ist darüber schon gesagt und geschrieben worden. Wenn Sie sich mehr dafür interessieren, dann sei vor allem der Blog von Norbert Schnabel besonders empfohlen:


Der Apoll vom Belvedere

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Vatikanische Museen Rom
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Wickelmannmuseum Stendal
Winckelmann hatte den seit 1508 im offenen Hof des Belvederes aufgestellten Apoll nach seiner Ankunft in Rom 1755 gesehen und war höchst begeistert "vom Geschmack der griechischen Künstler". Er veröffentlichte mehrere Beschreibungen der Belvedere-Statuen, von denen Teile in sein großes Werk "Geschichte der Kunst des Alterthums" einflossen. Im Winckelmann-Museum Stendal kann man sich einen Abguss des Apoll vom Belvedere in aller Ruhe anschauen.

Prof. Bernhard Andreae beschreibt in einem Video die Statue. Seine (hier leicht gekürzten) Ausführungen sollen uns im Folgenden leiten:

Die Skulptur wurde "1508 in den offenen Innenhof des Belvedere im Vatikan aufgestellt. sie bekam 1511 ihren endgültigen Platz in der Nordwestnische des Belvedere-Hofes."
Prof. Andreae: "Der Blick Apollos verfolgt den Pfeil, den in diesem Moment die Rechte (Hand) von der gespannten Sehne abgeschickt hat. Die Hand schnellt zurück und sinkt herab, während die Linke den vibrierenden Bogen noch emporhält. Beide Hände sind in zutreffender Weise ergänzt. (...) Die 1532 ausgeführten Ergänzungen an der Statue wurden im Jahre 1924 entfernt aber 2008 wieder angefügt, weil die Bewegung der Hände überzeugend getroffen ist. Das ist auch zu wichtig für den Vorgang, in dem die ganze Figur innehält.

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Der Apoll vom Belvedere, Vatikanische Museen Rom
Alle Gliedmaßen verharren in dem dargestellten Augenblick. Der herabschwebende Gott setzt mit dem rechten Bein auf, mit dem großen Zeh des linken Fußes berührt er soeben den Boden, während er mit der Rechten den Pfeilschuss ausgelöst hat. Die linke Hand fällt nach hinten, der Schuss selbst wird durch die Gegenbewegung des linken Armes anschaulich. Die elastische Bewegung ist die Reaktion des Körpers. Es ist nicht ein beliebiges Motiv, sondern es zeigt, dass der Gott sein Opfer, wohl die Pythonschlange von Delphi, ins Auge gefasst hat, den Pfeil auf das Monstrum richtete, den Bogen bis zum Anschlag spannte und die Sehne nach vorn schnellen ließ. Nach der Aussage von Apollodoros tötet der Gott die Schlange, weil sie ihm den Zutritt zum heiligen Bezirk von Delphi verwehrte. (...) Die Skulptur ist eine um die Mitte des 1. Jh. n. Chr. angefertigte römische Marmorkopie des verlorenen Bronzeoriginals einer bedeutenden griechischen Apollostatue der zweiten Hälfte des 4. Jh. v. Chr. Es ist die einzige erhaltene und deshalb besonders wertvolle Replik.

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Der Apoll vom Belvedere, Abguss im Winckelmannmuseum Stendal

Auf dem Baumstumpf sieht man eine sich nach oben ringelnde Natter, die den Betrachter wohl auf die delphische Pythonschlange hinweisen soll. Die Schlange hat noch eine andere Bedeutung für den Betrachter. Sie hilft ihm, die vom Künstler intendierte Hauptansicht der Statue genau festzulegen. Sobald man beim hin und her gehen vor der Plastik den ganzen Körper der Schlange sehen kann, schiebt sich die Ferse des linken schräg auf die Spitze gesetzten Fußes hinter das aufgesetzte rechte Bein und man erfasst die von hinten nach vorn schwebende Bewegung der Figur als Göttererscheinung. Die Gestalt hat ihr Profil zur Seite und den ganzen Oberkörper mit dem von der Schulter über den linken Unterarm gebreiteten Mäntelchen in die Ansichtsebene gewendet. (...) Dieser Gott ist von (...) besonderer Schönheit. (...) Nitzsche sagte: "Die Schönheit ist sein Element, ewige Jugend ihm zugesellt."
Textquelle (kursiv): archäologischen Deutung und Analyse des Apollo von Belvedere durch Prof. Dr. Bernhard Andreae, https://youtu.be/SpmyY6Q-Kd8, Winckelmann Museum und Gesellschaft Stendal

Mehr zum Apoll vom Belvedere im Blog von Norbert Schnabel:
     --> Der Apoll vom Belvedere (externer Link)

Die Laokoon-Gruppe

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Laokoon, Vatikan. Museen Rom
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Laokoon, Abguss im
Winckelmannmuseum Stendal
Bis heute wird über die Interpretation dieses berühmten antiken Meisterwerks diskutiert. Welche Geschichte verbirgt sich hinter der Darstellung? Der Priester Laokoon ahnte die trügerische List, als die Griechen im Trojanischen Krieg ihren Abzug vortäuschten und ein riesiges hölzernes Pferd zurückließen. Er versuchte die Trojaner zu warnen. Athene schickte daraufhin zwei gräßliche Schlangen aus dem Meer, die ihn und seine beiden Söhne töteten. Laokoons Warnungen blieben unerhört, die Trojaner zogen das Pferd in die Stadt. Der Rest ist bekannt - Troja wurde restlos zerstört...

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Abguss im Winckelmann-
museum Stendal
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Laokoon, Abguss im
Winckelmannmuseum Stendal
1506 wurden in Rom Skulpturen gefunden, die sofort als Laokoon-Gruppe, als eine der bedeutendsten Kunstwerke der Antike, identifiziert wurden. Die Figuren waren beschädigt, u. a. fehlte der rechte Arm des Laokoon. 1532/33 wurde dieser rechte Arm in einer aufbäumenden Pose und in weit ausgestreckter Form ergänzt. Als aber 1905 ein (angewinkelter) Arm gefunden wurde, der vielleicht als fehlendes Stück passen könnte, entbrannte die Diskussion erneut. Heute ist in den Vatikanischen Museen der angewinkelte Arm an der Laokoongrupe angebracht. Laokoon hat sich seinem Schicksal ergeben...

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Laokoon-Gruppe, Vatikanische Museen Rom

Mehr zur Laokoon-Gruppe im Blog von Nobert Schnabel:
     --> Das ultimative Meisterwerk: Der Laokoon (externer Link)


Der Torso

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Torso, Vatikan. Museen Rom
Winckelmann plante ein großes Werk über die griechische Kunst und überarbeitete seine Beschreibungen der Belvedere-Skulpturen mehrfach. 1759 veröffentlichte er separat eine Beschreibung des Torso und des Apoll. Zu dem großen Werk über die Statuen des Belvedere kam es nicht mehr. Doch "keinem anderen Fragment antiker Skulptur sind über Jahrhunderte hinweg so viele Lobeshymnen gewidmet worden wie diesem Torso, kaum ein anderes antikes Fundstück hat solche Bedeutung für die abendländische Kunstgeschichte: Von Michelangelo bis Rodin haben sich viele der größten Künstler mit dem Torso beschäftigt und von ihm anregen lassen." (Norbert Schnabel)
Winckelmann, der den Torso mit Herkules verbindet, kann sich selbst vor Begeisterung kaum fassen:
"...Ich führe dich jetzt zu dem so viel gerühmten und niemals genug gepriesenen Sturze eines Herkules, zu einem Werke, welches das vollkommenste in seiner Art und unter die höchsten Hervorbringungen der Kunst zu zählen ist, von denen, welche bis auf unsere Zeiten gekommen sind. Wie aber werde ich dir denselben beschreiben, da er der schönsten und der bedeutendsten Teile der Natur beraubt ist! So wie von einer prächtigen Eiche, welche umgehauen und von Zweigen und Ästen entblößt worden, nur der Stamm allein übriggeblieben ist, ebenso gemißhandelt und verstümmelt sitzt das Bild des Helden; Kopf, Arme und Beine und das Oberste der Brust fehlen.

Der erste Anblick wird
dir vielleicht nichts
als einen verunstalte-
ten Stein entdecken;
vermagst du aber in
die Geheimnisse der
Kunst einzudringen,
so wirst du ein Wunder
derselben erblicken,
wenn du dieses Werk
mit einem ruhigen
Auge betrachtest.
Alsdann wird dir
Herkules wie
mitten in allen
seinen Unterneh-
mungen erscheinen,
und der Held und
der Gott werden
in diesem Stücke
zugleich sichtbar
werden..."
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Der Abguss befindet sich im Winckelmannmuseum Stendal

Textquelle (kursiv): Winckelmanns Werke in einem Band. Berlin und Weimar 1969, S. 56-62.
Permalink: http://www.zeno.org/nid/20009277307

Mehr zur Laokoon-Gruppe im Blog von Nobert Schnabel:
     --> Ruhm und Rätsel: Der Torso vom Belvedere (externer Link)
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