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Der Silberaltar des Hl. Jakobus im Dom San Zeno zu Pistoia

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Campanile und Dom in Pistoia
Im Stadtzentrum von Pistoia liegen wichtige Sehenswürdigkeiten dicht beieinander malerisch am Domplatz: Der Palazzo del Podestà, der Palazzo del Commune, das Baptisterium San Giovanni und natürlich der Dom San Zeno mit seinem 67 Meter hohen Campanile. Der Bau des Domes begann nach 1108, nachdem der Vorgängerbau einem Brand zum Opfer gefallen war.
Doch das Innere des Domes birgt in der Cappella di San Jacopo einen ganz besonderen Schatz*): den Silberaltar des Hl. Jakobus. Generationen von Gold- und Silberschmieden haben an diesem herausragenden Kunstwerk mitgewirkt.

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Fassade und Innenraum des Domes in Pistoia

Im Jahr 1145 konnte Bischof Atto eine Reliquie des Hl. Jakobus (Jakobus der Ältere) erwerben, die von Santiago de Compostela nach Pistoia kam. Ein kostbarer Marmoraltar wurde errichtet. Doch der genügte bald nicht mehr und so entstanden über die Jahrhunderte von 1287 bis 1456 nach und nach die wunderbar gehämmerten und ziselierten Silberarbeiten dieses einmaligen Altars.
Der Altar besteht aus zwei Teilen: Am Unterbau (der Mensa) werden auf den drei Schauseiten (Antependien) Szenen aus dem Alten und Neuen Testament sowie aus der Vita des Jakobus erzählt, der Altaraufsatz stellt Jakobus und Christus inmitten von Aposteln, Heiligen und Engeln dar.

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Im Zentrum des Altaraufsatzes befindet sich die Figur des Hl. Jakobus unter einem von Engeln getragenen Baldachin. Jakobus ist mit den Attributen Stab, Tasche, Pilgerhut und Buch dargestellt. Links und rechts in den Nischen neben ihm stehen die Apostel, die thronende Muttergottes mit dem Christuskind ist zu erkennen, weitere Figuren stellen Johannes den Täufer, Maria (die Mutter des Jakobus), die hl. Eulalia, den hl. Bischof Atto und viele andere dar. Im oberen Teil des Aufsatzes nimmt der thronende Christus in der Mandorla die Mitte ein, umgeben von Cherubinen und Engelchören.

An der rechten Seite des Unterteils (vom Betrachter aus gesehen) werden in 9 Feldern Geschichten erzählt: Von der Erschaffung Adam und Evas, vom Sündenfall und der Vertreibung aus dem Paradies, vom Bau der Arche, von Moses und David bis zur Vermählung Marias.

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9 Felder rechts
Erschaffung Adam u. EvasSündenfall und Vertreibung
Arche Noah

In den 15 Feldern am Vorderteil der Mensa stellen 12 Felder Szenen aus dem Leben Christi dar. Drei Felder zeigen den hl. Jakobus: seine Predigt, seine Verurteilung und sein Martyrium.

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Kreuzigung
der ungläubige Thomas
Verurteilung des Jakobus
  

Die linke Seite des Unterbaus enthält 9 Szenen aus dem Leben des Hl. Jakobus: Seine (und des Johannes) Berufung, seine Predigt, Gefangennahme, Verurteilung und Martyrium und schließlich seine Überfahrt per Schiff nach Spanien.

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Aus dem Leben des Jakobus:
Berufung
Prozess und Verurteilung

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Brunelleschi: Jeremias und Jesaja
Wer schuf dieses Kunstwerk an dem 628 Figuren zu zählen sein sollen? Ihre Namen sind klangvoll und unvergänglich: Andrea di Jacopo d' Ognabene, Leonardo di Ser Giovanni, Francesco di Nicolò, Giovanni di Bartolomeo Cristiani, Nofri di Buto, Atto di Piero Braccini, Piero d' Arrigo, Giglio Pisano, Andrea da Pontedera, Pace di Valentino, Filippo Brunelleschi ...

*) In Pistoia muss es neben dem einzigartigen Altar auch noch andere Kostbarkeiten gegeben haben: Im siebten Graben des achten Höllenkreises, dem Graben der Diebe, trifft Dante in seiner Göttlichen Komödie auf einen von Schlangen gepeinigten Mann aus Pistoia, der, gefragt wer er sei, antwortet: "Ich kam so weit herunter, weil das schöne / Gerät ich aus der Sakristei gestohlen / Und fälschlich ward ein andrer des bezichtigt." (Dante Alighieri, Die Göttliche Komödie, XXIV. Gesang 137-139, aus dem Italienischen von Philalethes, S. Fischer Verlag, 2008)
Der Silberaltar des Jakobus ist zum Glück heute gut bewacht und gegen Diebe gesichert!

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Quelle:
S. Ferrali: Der Silberaltar des Hl. Jakobus in der Kathedrale von Pistoia, illustrierter Führer, artigiana, ohne Jahresangabe
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in der Toskana: Taufbecken und Kanzeln in Lucca, Pisa und Siena