Extras: Kunst am Bau - baugebundene Kunst

Wandbilder in der DDR - Teil 3

Wie immer gilt: Die Auswahl ist keine Wertung, absolut zufällig und überhaupt nicht vollständig...

Nicht nur in den Wohngebieten der größeren Städte, nein auch in manchen Dörfern kann man monumentale Wandbilder entdecken:

Wandbild in Cobbelsdorf

Erich Enge (1932-2023) schuf 1970/71 dieses visionäre Bild einer sozialistischen Landwirtschaft ("Die industrialisierte Landwirtschaft") für das ehemalige Kulturhaus der früheren LPG (landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft) Lenin in Cobbelsdorf. Das Bild ist 18 m x 11 m groß.

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Wir sehen den in den Leningrader Kirowwerken von 1962-1975 hergestellten schweren Traktor Kirowez (russisch: Кировец), das Ammoniakdünger ausbringene Agrarflugzeug ("es entwickelt sich, das Flugwesen"), wir sehen die junge Maschinistin am Steuer, den neue Pflanzen entwickelnden Agraringenieur, wir sehen Siloanlagen und den Operateur an der kreisförmigen Melkanlage. Über allem strahlt die Sonne einer lichten Zukunft.

Wandbild in Cobbelsdorf
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Wir sehen aber auch die Schäden am Bild, Risse und fehlenden Putz. Eine Konservierung und Restaurierung des unter Denkmalsschutz stehenden Bildes fand 2006 statt. Das Bild ist also erstmal gesichert, aber es ist noch nicht gerettet.
"Bei der Malerei handelt es sich um Silikatmalerei auf Basis von Silikat 68, einem industriellen Wandanstrich aus DDR Produktion. Die Voraussetzungen für die Malerei waren nach Aussage von Erich Enge nicht optimal. So war der Putz beispielsweise nicht wie vereinbart drei Wochen vor der Bemalung aufgebracht. Durch einen Schlagregen unmittelbar nach Fertigstellung waren zumindest Teile der Malerei abgespült worden, so dass umfangreiche Ergänzungen und Überarbeitungen notwendig wurden. Trotz unzureichender Voraussetzungen hat sich das Bild bis zur ersten Restaurierung 35 Jahre gehalten, was für die Ausführungsqualität von Erich Enge spricht." (1)

1) Christiane Maierhofer, Mathias Röllig u.a., Erfassung und Bewertung von sicherheitsrelevanten Ablösungsprozessen bei Putzen und Fassadenelementen mit zerstörungsfreien Mess- und Prüfverfahren, DACH-Jahrestagung 2015 – Mi.1.B.2

Das "blaue Haus" in Dresden

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Das blaue Haus in Dresden wurde 1958-1960 errichtet, es beherbergte das ehemalige Zentrale Forschungsinstitut für Arbeitsschutz und Arbeitsökonomie (heute Wohnungen). Wie damals üblich, wurde für öffentliche Gebäude "Kunst am Bau" vorgesehen. "Erstaunlich modern und abstrakt gibt sich das Sgraffito-Wandbild am separaten Flachtrakt von 1967. Dieses Werk des damaligen Dresdner Kunststudenten Gubsch steht keineswegs für einen platten sozialistischen Realismus, sondern für ein kreatives Menschenbild in reduzierten Flächen und Formen. Die suggestive Wirkung lässt sogar Assoziationen zu Picasso aufkommen. Begleitende Professoren waren Prof. Lohmar und Prof. Hesse (Fachbereich: Wandmalerei). Eine Freude, dass diese Kunst am Bau - nach jahrelanger Verwahrlosung - 2013 saniert wurde, dank auch des Moderne-Aktivisten Mathias Körner in Dresden Gorbitz. Es steht mittlerweile unter Denkmalschutz."

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"Das Sgrafitto mit mehreren Putzschichten steht, dem Thema des Instituts für Arbeitsschutz verpflichtet, für eine ausgeglichene Balance zwischen Arbeitswelt und Freizeit (einschließlich Sport)."
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"Der Wandfries von Dietmar Gubsch ist (...) unter Einbeziehung von ihm selbst 2013 in großen Teilen vorbildlich saniert worden. Die Farbigkeit wurde teilweise verändert, z. B. verwendete Gubsch nun für viele Flächen anstatt Ocker die Farbe Weiß, wahrscheinlich um die Konturen der Figuren besser voneinander abzuheben. Er griff dabei nach eigenen Aussagen auf die erste Fassung des Entwurfs zurück."
Zitiert nach: Das neue Dresden - https://www.das-neue-dresden.de/das-blaue-haus.html


Bertolt-Brecht-Mosaik, Sekundarschule Zöschen

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Foto: G. Hensel
Nicht immer hat die "Kunst am Bau" einen so direkten Bezug - hier schon: Das Glas-Mosaik mit Brecht im Zentrum befindet sich zwischen den Eingängen der Sekundarschule Bertolt Brecht. Horst Glitzner hat den Mosaik-Entwurf „farbig 1:1 auf Karton“ angefertigt und der damaligen Firma „Glasgestaltung Altlandsberg“ übergeben. Als Untergrund für das Mosaik wurde eine extra Betonwand nebst Anker eingebaut, um Spannungen auszuschließen. Die Glas-Schmalte wurden in der „Farbglashütte Reichenbach“ hergestellt.
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Foto: G. Hensel
Mit einer speziell entwickelten Beton-Glas-Technik wurde das Mosaik dann in einem aufwändigen mehrstufigen Prozess 1982 montiert. Und seit 1985 trägt die Schule auch den Namen des Dramatikers Bertolt Brecht.
Nach einer Information von Gunnar Hensel, unter Verwendung von: Zwanziger: Zöschen - Facetten eines Auendorfes, 2021, S. 178

Neben Brecht sehen wir verschiedene Gestalten aus seinen Werken, aus der Dreigroschenoper zum Beispiel Polly und Macheath (Mackie Messer) oder aus Mutter Courage die Trommel schlagende stumme Kattrin.

Blumen und Vögel in Stendal

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Eingänge sind bevorzugte Stellen, an denen oft Künstler gestalterisch tätig wurden. So finden wir in Am Mönchskirchhof in Stendal ein phantasievolles Keramikbild mit Blumen und Vögeln, das 1965 von dem Keramik-Künstler Bruno Groth (1926-2018) gestaltet wurde.

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Wandgestaltungen in Dessau


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Am 7. März 1945, einen Monat vor Beendigung des zweiten Weltkrieges, wurde die Innenstadt von Dessau durch britische Bomber in Schutt und Asche gelegt. Der Wiederaufbau der Stadt ab den 1950er Jahren konzentrierte sich neben der Wiederherstellung der notwendigen Infrastruktur am Anfang hauptsächlich auf den so dringend benötigten Wohnraum. Im Stadtzentrum von Dessau kann man an den Wohngebäuden oft typische Motive aus dieser Zeit entdecken. So findet sich zum Beispiel ein Relief mit den Motiven Neuaufbau, Familie und Arbeitsleben an der Ecke Friedrichstraße/Antoinettenstraße. Das Bild aus dem Jahr 1950 stammt von Irmela und Martin Hadelich. Bei der Fassadensanierung und Anbringung der Dämmung konnte es erhalten werden. Ein gelungenes positives Beispiel für den Umgang mit baugebundener Kunst der DDR!

"Wir lernen aus der Vergangenheit für die Zukunft"

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Im (sozialistischen) Schulneubauprogramm war die Rosa-Luxemburg-Oberschule die erste in Dessau neu errichtete Schule. Ihren Eingangsbereich ziert seit 1970 (1972?) ein farbenfrohes Keramikwandbild mit dem Titel "Wir lernen aus der Vergangenheit für die Zukunft", das von Irmela und Martin Hadelich (1923-2017 und 1903-2004) geschaffen wurde.
Man muss schon eine Weile hinschauen, um alles zu entdecken: Zum Beispiel wie bei den alten Ägyptern getöpfert wird, wie Kolumbus auf seinem Schiff steht mit der Jahreszahl 1492 auf dem Wimpel, Pythagoras darf natürlich auch nicht fehlen und dass eine "Montgolfière" immer noch aktuell ist, das zeigten die Olympischen Spiele 2024 in Paris...
Und was war im Jahr 1859? *)

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*) 1859 erschien Darwins grundlegendes Werk "Über die Entstehung der Arten"

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Vier weitere Bilder (Natursteinmosaike) zum Thema "Freizeit, Spiel, Tanz und Sport" befinden sich an der Wand der danebenliegenden Turnhalle. Sie stammen von Paul Schwerdtner und Benno Butter.

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"Kinderzirkus"

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Auch das in Dessau beliebte Wandbild "Kinderzirkus" (1971) vom Künstlerehepaar Hadelich konnte erhalten werden. Das ursprünglich in der Wallstraße angebrachte Bild befindet sich jetzt an der Grundschule in der Flössergasse. Möge für alle Kinder dieser Welt die Sonne scheinen!


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"Bäume"

Es dauerte Jahrzehnte, bis die kriegsbedingten Baulücken in Dessau geschlossen wurden, manche Lücken bestehen bis heute fort. In den 1980er Jahren wurden hinter dem Rathaus ("Rathausviertel") industriell vorgefertigte Plattenbauten errichtet. Lothar Hager hat drei der Platten-Giebelseiten künstlerisch gestaltet. Schauen Sie genau hin, in und bei den Bäumen kann man jeweils versteckte Details entdecken.

Wandgestaltung in Dessau: Eiche, Linde, Pappel
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(wird fortgesetzt...)

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