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Denkmale in Leipzig - Teil 3: Unternehmer, Ingenieure, Wissenschaftler, Förderer u. a. Persönlichkeiten der Stadt
Hauptbahnhof, Mittelbau
Wie in vielen anderen Städten auch, wurden die mittelalterlichen Wehranlagen Leipzigs Ende des 18. und im 19. Jahrhundert beseitigt. Das freigewordene Gelände bildet heute den Innenstadtring. "Die erste planmäßige Umgestaltung des von Gräben und Wällen bereinigten Geländes zwischen Hallischem und Grimmaischem Tor, heute zwischen Hauptbahnhof und Augustusplatz, enstand ab 1784 nach den Vorstellungen des kunstsinnigen Bürgermeisters Carl Wilhelm Müller (1728-1801) und des städtischen Baudirektors Johann Friedrich Carl Dauthe (1749-1816), die zusammen mit dem gleichzeitig in Leipzig wirkenden Adam Friedrich Oeser (1717-1799) als erste das klassizistische Gesicht der Stadt prägten." (1)
Dem Bürgermeister Müller wurde für seine Verdienste ein Denkmal errichtet.
Dem Bürgermeister Müller wurde für seine Verdienste ein Denkmal errichtet.
Das Bürgermeister-Müller-Denkmal
Bürgermeister-Müller-Denkmal vor d. Hauptbahnhof
Das Denkmal für Carl Wilhelm Müller befindet sich in den Grünanlagen gegenüber dem Hauptbahnhof. Das im Stil des Klassizismus gehaltene Denkmal besteht aus einem auf einem Sockel stehenden Würfel und einer dreieckgiebligen oberen Abdeckplatte. An den Ecken befinden sich Rutenbündel, an der Südseite ist ein Medaillon mit Müllers Reliefbild (Johann Gottfried Schadow, 1764–1850) und der Inschrift "Bürgermeister C. W. Müller, Schöpfer dieser Anlagen", angebracht. Das Denkmal wurde von Johann Friedrich August Tischbein (1750 – 1812) entworfen, durch August Wilhelm Kanne (1783–1827) geschaffen und im Jahr 1819 eingeweiht.
Das Albrecht-Thaer-Denkmal
Vielen dürfte der Name Albrecht Daniel Thaer (1752-1828) unbekannt sein. Umso mehr staunt man dann über sein eindrucksvolles Denkmal in den Leipziger Grünanlagen. Wer also war Thaer? Und wie kommt er nach Leipzig?
Thaer hatte ursprünglich Medizin studiert und praktizierte als Arzt. Doch er beschäftigte sich darüber hinaus auch intensiv mit landwirtschaftlichen Fragestellungen und verfasste mehrere Schriften "...zur Vervollkommnung deutscher Landwirthschaft für denkende Landwirthe..." Thaer gilt deshalb als Begründer der modernen deutschen Agrarwissenschaft und war einer der bemerkenswertesten Wissenschaftler seiner Zeit. Auf ihn gehen auch bedeutende Erfolge der Merinoschafzucht zurück: durch gezielte Einkreuzung konnte die Wollqualität entscheidend verbessert werden. (Übrigens: Mit dem Export von einigen dieser Merinoschafe nach Australien wurde dort die Grundlage für den Aufstieg der australischen Wollproduktion gelegt). Da Leipzig ein Zentrum des Wollhandels war, entstand hier auf den Versammlungen des Züchter und Landwirte schnell der Gedanke, Thaer durch ein Denkmal zu ehren.
Thaer hatte ursprünglich Medizin studiert und praktizierte als Arzt. Doch er beschäftigte sich darüber hinaus auch intensiv mit landwirtschaftlichen Fragestellungen und verfasste mehrere Schriften "...zur Vervollkommnung deutscher Landwirthschaft für denkende Landwirthe..." Thaer gilt deshalb als Begründer der modernen deutschen Agrarwissenschaft und war einer der bemerkenswertesten Wissenschaftler seiner Zeit. Auf ihn gehen auch bedeutende Erfolge der Merinoschafzucht zurück: durch gezielte Einkreuzung konnte die Wollqualität entscheidend verbessert werden. (Übrigens: Mit dem Export von einigen dieser Merinoschafe nach Australien wurde dort die Grundlage für den Aufstieg der australischen Wollproduktion gelegt). Da Leipzig ein Zentrum des Wollhandels war, entstand hier auf den Versammlungen des Züchter und Landwirte schnell der Gedanke, Thaer durch ein Denkmal zu ehren.
Ernst Rietschel (1804-1861) entwarf ein Standbild, das den offensichtlich lehrenden Thaer mit einem eingerollten Blätterstapel zeigt, auf dem als Titel "Rationelle Landwirthschaft", Thaers Hauptwerk, erkennbar ist. Der Bronzeguss erfolgte in der Kunstgießerei Lauchhammer, 1850 wurde das Denkmal aufgestellt.
Doch der gute Thaer musste mehrfach umziehen: Zuerst stand das Denkmal dem Straßenbau auf dem Promenadenring im Wege und wurde 1859 an den jetzigen Ort umgesetzt. Dort befand es sich bis 1947. Nach dem Zweiten Weltkrieg stand es aber hier der Enttrümmerung im Weg, und so kam es 1954 auf das Gelände der Landwirtschaftsausstellung in Markkleeberg (agra). Auch hier war ihm keine lange Dauer beschieden, 1963 landete Thaer vor dem Eingang der Landwirtschaftlichen Fakultät der Universität. Jetzt (seit 2011) steht Albrecht Daniel Thaer aber wieder dort, wo er hingehört: in den grünen Lenné-Anlagen im Stadtzentrum. Bemerkenswert ist die hohe Qualität des Denkmals: Sockel und Statue sind wohlproportioniert, die Gestaltung der Figur selbst ist perfekt.
Das Karl-Heine-Denkmal
Der Name Karl Heine, auch Carl Heine, (1819-1888) hat in Leipzig einen guten Klang, die Stadt ehrt den vielbeschäftigten Unternehmer gleich mehrfach: Eine Schule trägt seinen Namen, Straßen und ein Platz sind nach ihm benannt, nicht zu vergessen der Karl-Heine-Kanal. Mit dem Bau des Kanals verfolgte Heine die Vision vom Anschluss Leipzigs an das europäische Wasserstraßennetz. Die künstliche Wasserstraße sollte die Weiße Elster mit der Saale verbinden. Untrennbar ist Carl Heine mit dem Stadtteil Plagwitz und der Entwicklung der Leipziger Westvorstadt verbunden.
Das Karl-Heine-Denkmal befindet sich zwischen Klingerweg und Elsterflutbett auf dem Platz vor der Klingerbrücke.
Das Karl-Heine-Denkmal befindet sich zwischen Klingerweg und Elsterflutbett auf dem Platz vor der Klingerbrücke.
Von Carl Seffner (1861-1932) stammt der Entwurf der Statue, die Heine mit Spitzhacke und Eisenbahnschiene zeigt. Für den Sockel wurde roter schwedischer Granit verwendet; 1897 wurde das Denkmal eingeweiht. Im Zweiten Weltkrieg (1943) wurde die Bronzefigur wie andere auch zu Rüstungszwecken eingeschmolzen. Der Sockel stand viele Jahre leer... Doch knapp 60 Jahre später erlebte Carl Heine eine Art Wiedergeburt: sein Standbild (Entwurf: W. Oester, Guss: Kunstgießerei Lauchhammer) wurde im Jahr 2001 wieder feierlich auf den Sockel gehoben!
Das Hahnemann-Denkmal
Samuel Hahnemann (1755-1843) gilt als Begründer der Homöopathie. Diese Lehre gründet sich auf die Vorstellung, dass Ähnliches durch Ähnliches geheilt werde könne. Nach Hahnemann sollten also Substanzen, die Symptome auslösen, diese auch heilen. Eine wenig plausible Schlussfolgerung. Nichtsdestotrotz können homöopathische Mittel helfen, auch wenn wissenschaftliche Studien deren Wirksamkeit (über einen Placebo-Effekt hinaus) bisher nicht bestätigt haben.
Hahnemann war ein rastloser Mensch, nie hielt es ihn lange an einem Ort. Ab 1775 begann er in Leipzig Medizin zu studieren, verließ die Stadt aber bereits nach wenigen Monaten, kam 1789 zurück, kehrte ihr 1792 erneut den Rücken und versuchte ab 1811 wiederum in Leipzig an der Universität (trotz zahlreicher Anfeindungen) Fuß zu fassen. Erst der Ruf nach Köthen 1821 brachte eine gewisse Beruhigung in sein Leben.
Hahnemann war ein rastloser Mensch, nie hielt es ihn lange an einem Ort. Ab 1775 begann er in Leipzig Medizin zu studieren, verließ die Stadt aber bereits nach wenigen Monaten, kam 1789 zurück, kehrte ihr 1792 erneut den Rücken und versuchte ab 1811 wiederum in Leipzig an der Universität (trotz zahlreicher Anfeindungen) Fuß zu fassen. Erst der Ruf nach Köthen 1821 brachte eine gewisse Beruhigung in sein Leben.
Auch wenn seine Lehre damals wie heute umstritten ist, wurde Hahnemann für seine Verdienste vielfach verehrt und geehrt: Davon zeugt die Schrift auf seinem Leipziger Denkmal: "Von seinen dankbaren Schülern und Verehrern".
Das Hahnemann-Denkmal entstand "nach Zeichnungen des in Rom arbeitenden Bildhauers Friedrich Wilhelm Steinhäuser (1817-1903). Es hat noch seine wertvolle gusseiserne Einzäunung und zeigt (Hahnemann) in sitzender Haltung auf einem Marmorsockel." (1)
Das Denkmal befindet sich in der westlichen Ringpromenade und wurde 1851 eingeweiht; Spenden dafür kamen aus allen Teilen der Welt.
Das Denkmal befindet sich in der westlichen Ringpromenade und wurde 1851 eingeweiht; Spenden dafür kamen aus allen Teilen der Welt.
Clara Zetkin
Clara Zetkin, geb. Eißner, (1857-1933) lebte ab 1872 einige Jahre in Leipzig (wohin ihre Eltern gezogen waren); die junge Clara schloss hier 1878 ihre Ausbildung als Fachlehrerin für moderne Sprachen ab. In Leipzig kam sie auch mit den damaligen sozialdemokratischen Ideen in Berührung. 1882 verließ sie Deutschland und ging aufgrund des Sozialistengesetzes ins Exil. Ihr Leben ist untrennbar mit dem Eintreten für die Rechte der Frauen und mit dem Kampf für eine gerechtere Gesellschaft verbunden.
In Leipzig trug die größte innerstädtische Parkanlage von 1955 bis 2011 ihren Namen. Danach wurden einige Parkteile ausgegliedert und umbenannt, und so befindet sich das Clara-Zetkin-Denkmal jetzt im südlichen Bereich des Johannaparks.
Das Bronzestandbild stellt Clara Zetkin in höherem Alter dar, entworfen hat es der Leipziger Bildhauer Walter Arnold (1909-1979). Den Bronzeguss besorgte die Gießerei Noack und aufgestellt wurde die Figur 1967 anlässlich des 110. Geburtages von Clara Zetkin.
Wenige Meter neben dem Standbild kann man auf einem Sandsteinsockel zwei Zitate Clara Zetkins lesen:
Ich will dort kämpfen
wo das Leben ist.
Alle große Kunst lebt
von dem geistigen Herzblut
einer großen Gemeinschaft.
--------------wo das Leben ist.
Alle große Kunst lebt
von dem geistigen Herzblut
einer großen Gemeinschaft.
(1) Leipzig, Kunstgeschichtliche Städtebücher, hrsg. von W. Hocquél, VEB Seemann Verlag, Leipzig, 1983
zum Teil 4: Aufbruch, Demokratie und eine Altlast