Baugebundene Kunst: Fassaden, Figuren, Ornamente - Historismus in Magdeburg


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Hauptbahnhof Magdeburg
Die zunehmende industrielle Entwicklung und die Entstehung von Großstädten führte zu neuen Bauaufgaben wie Bahnhöfe, Industriebauten oder Postämter aber auch Theater und Stadtvillen. Der Historismus als der bevorzugte Baustil im ausgehenden 19. Jahrhundert erfüllte den Wunsch nach Repräsentation durch die Dekoration und üppige Verwendung von Elementen der "historischen" Architekturstile. In Magdeburg entstanden so ab 1870 der neue Hauptbahnhof im Stil eines italienischen Renaissancepalazzos, von 1895-1899 die neogotische Hauptpost (heute Justizzentrum) oder von 1900 bis 1906 das Landgericht.

Das Landgerichtsgebäude


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Landgericht, südl. Teil
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Das Landgericht wurde im 2. Weltkrieg schwer beschädigt, der repräsentative Mittelteil des Gebäudes und der Nordflügel wurden 1945 völlig zerstört. Sie sind inzwischen (nach 2001) durch eine moderne Adaption ersetzt worden. Der Südflügel jedoch blieb weitgehend erhalten und zeigt sich nach umfangreicher Restaurierung jetzt in voller Schönheit. Schauen Sie selbst nach den Details!

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Details am Gerichtsgebäude

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Der Balkon, Erker und Giebel werden mit Konsolen, Masken, Drachen und allerlei Symbolen sowie mit pflanzlichen und figürlichen Reliefbändern dekoriert. Im Giebelfeld hält ein strenger Engel das Gesetzbuch mit den zehn Geboten in den Händen.

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Details am Gerichtsgebäude

Das Gerichtsgegäude in der Halberstädter Straße in Magdeburg enstand ab 1900 nach Plänen von Hermann Angelroth und Paul Thoemer (Wikipedia).

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Details am Gerichtsgebäude


Die Hauptpost (seit 2009 Justizzentrum) am Breiten Weg in Magdeburg


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Der Breite Weg, die alte Hauptstraße Magdeburgs, hat eine wechselvolle Geschichte erlebt. Nach den Zerstörungen im 30jährigen Krieg wurde sie in barocken Formen wieder aufgebaut und galt lange Zeit als eine der schönsten Barockstraßen Deutschlands. Später verdrängten mehr und mehr großzügige gründerzeitliche Kaufhaus-Fassaden die kleinteilige barocke Gliederung, für die Errichtung neuer repräsentativer Bauten wurden auch schon mal das eine oder andere alte Gebäude beseitigt. Für den Bau der Hauptpost, die in den Jahren von 1895 bis 1899 entstand, mussten zum Beispiel das sogenannte "Rochsche Haus", ein Renaissancebau von 1595, und die Kirche der deutsch-reformierten Gemeinde weichen.
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Hauptpost/Justizzentrum, nördl. Teil der Ostfassade
Eine von der  Magdeburgischen Gesellschaft von 1990 e. V. gestiftete Tafel an der Fassade klärt auf: "Gebäude der Hauptpost (Ostseite). 1895-1899 im späthistoristischen Stil errichteter Gebäudekomplex, entstanden im Zuge des von Stephan initiierten Programms zur Unterbringung der Post- und Telegraphenverwaltungen, wie der Oberpostdirektion Magdeburg.
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Für den Bau wurden Gebäude des 17. und 18. Jahrhunderts abgerissen. Die Ostfassade ist in ihrer Gestaltung der niederländischen Spätgotik nachempfunden."
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Die beiden barocken Kirchenportale wurden aber gerettet und an anderer Stelle wieder eingefügt. Wo? das könnten Sie bei diesem ->Link nachlesen. Die Jahreszahl der Fertigstellung des Postgebäudes (1899) befindet sich hoch oben am Giebel des südlichen Türmchens.

Hauptpost Magdeburg, Details
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Die Fassade der Ostseite zum Breiten Weg ist üppig dekoriert, wir finden hier eine Fülle von Pflanzenornamenten, auch Masken, Adler, Löwen und andere figürliche Details. In den Giebelreliefs sitzen Vögel zwischen Weinranken, Sonne und Mond passen auf, dass die große Uhr die richtige Zeit anzeigt, und natürlich wird an dem Gebäude Kaiser Otto I. und seiner Frau Editha gebührend Reverenz erwiesen - sie schauen nach Osten zum Breiten Weg bzw. in Richtung Domplatz auf dem sich sehr wahrscheinlich vor tausend Jahren ihre Kaiserpfalz befunden hat.

Hauptpost Magdeburg, Otto I. und Editha
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An der Fassade kann man sich an den neogotischen Portalen, Erkern, Masken und vielen weiteren Verzierungen erfreuen. Die prachtvolle Fenstergestaltung mag durchaus niederländische Vorbilder haben, doch es gibt auch anderes, und so erinnert vor allem eine Konsolenfigur sehr "krafftvoll" an eine ähnliche Gestalt in Nürnberg...

Hauptpost Magdeburg, Details
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Die Eingänge vom Breiten Weg aus sind mit neogotischem Maßwerk und Fialen verziert, auch sogenannte "Grünne Männer" (green men, Laubmaskenköpfe) kann man entdecken.

Hauptpost Magdeburg, Eingänge und Details
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Im Zweiten Weltkrieg nur wenig beschädigt und danach instand gesetzt, wurde das Gebäude ab etwa 2000 über mehrere Jahre sorgfältig rekonstruiert. Fehlende Elemente der Fassade wurden ersetzt, so dass heute der Anblick der über 100 Meter langen Fassade der alten Hauptpost am Breiten Weg wieder Freude bereitet. Zu einer großen Stadt gehören eben auch große Gebäude...

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Seit 2009 befindet sich in dem umfangreichen Gebäudekomplex das "Justizzentrum Eike von Repgow", mehrere Gerichte (Amtsgericht, Arbeitsgericht, Sozialgericht usw.) sowie die Staatsanwaltschaft haben hier ihren Sitz. Von der Post wird nur noch ein kleiner Teil beansprucht. An der Ostfassade befinden sich zwei Gedenktafeln, die eine erinnert an die Erschießung Magdeburger Arbeiter während einer Kundgebung zur Zeit der Novemberrevolution 1919, die andere an die Taufe des Generals von Steuben in der damaligen Deutsch-Reformierten Kirche an dieser Stelle. (Nicht nur Steuben auch Friesen wurde in der Kirche getauft.)

Wir bleiben auf dem Breiten Weg und schauen uns auf der nächsten Seite die Bauten des Historismus/der Gründerzeit rund um den Hasselbachplatz an:

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zu Bauten und zum Bauschmuck ("Hausgesichter") der Gründerzeit, Teil 1