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Denkmale in Magdeburg - Teil 4: Gedenksteine und -tafeln
Ein Gedenkstein für Paul Victor Niemeyer im Rotehornpark Magdeburg
Wer im Magdeburger Rotehornpark die Natur genießt und seinen Spaziergang an der Salzquelle vorbei bis zur Südspitze der Insel ausdehnt, der kommt unweigerlich an dem Gedenkstein für den Gartendirektor Niemeyer (1827-1901) vorbei. Niemeyer hatte bei Lenné gelernt, arbeitete eine Zeitlang für den Fürsten Pückler in Muskau und begann 1863 seine Tätigkeit als Garteninspektor in Magdeburg. Mit seinem Namen sind mehrere Garten- und Parkanlagen (Kloster-Berge-Garten, Vogelgesang, Herrenkrug, Glacis) in Magdeburg verknüpft. Nach seinen Vorstellungen begann ab 1872 die Gestaltung des Rotehornparks - Magdeburgs grüner Lunge - dem etwa 25 Hektar großen Stadtpark.
Der Gedenkstein wurde 1915 aufgestellt.
Der Gedenkstein wurde 1915 aufgestellt.
Im Jahr 1998 erschien (anlässlich der Bundesgartenschau 1999) eine Neuauflage der Dokumentation "Parkanlagen der Stadt Magdeburg I". In der lesenswerten Broschüre werden die Geschichte und Entwicklung des Stadtparks beschrieben.
"Götter" an der Rotehornspitze
Partie im Park
Hier heißt es: "Die folgende 15-jährige Schaffenszeit Niemeyers erzeugte einen Landschaftspark, der in seiner Großzügigkeit die klassischen Elemente der Landschaftsgärtnerei aufgreift: Ein bequemer Promenadenweg, der heutige Niemeyerweg, der an der Elbe entlangführt, wurde durch ein weiträumiges Wegenetz vervollständigt. Die locker mit markanten Baumgruppen geschmückte Elbaue gab eine großartige Kulisse für die fast 500 m langen Parksichten ab." (1)
Die Parkgestaltung der Elbinsel wurde auch von Niemeyers Nachfolgern kontinierlich fortgesetzt. Ein besonderes landschaftliches Kleinod ist zum Beispiel der Tempel der Marieninsel im Adolf-Mittag-See. Der Bau der Stadthalle und des Ausstellungsgeländes mit Aussichtsturm in den Jahren von 1922-1927 markierte einen weiteren Höhepunkt. So entstand im Zusammenklang von Naturerleben, Kulturveranstaltungen und aktiver Freizeitgestaltung ein weiträumiges Erholungsgebiet in der Magdeburger Innenstadt, dessen Wert nicht hoch genug veranschlagt werden kann.
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Literatur:
(1) Parkanlagen der Stadt Magdeburg I, Heft 31, Neuauflage 1998, mit Beitrag zur BUGA '99
Herausgeber: Landeshauptstadt Magdeburg, Büro für Öffentlichkeitsarbeit und Protokoll,
Redaktion und Bearbeitung: Stadtplanungsamt Magdeburg, Büro für Landschaftsarchitektur Titz
(1) Parkanlagen der Stadt Magdeburg I, Heft 31, Neuauflage 1998, mit Beitrag zur BUGA '99
Herausgeber: Landeshauptstadt Magdeburg, Büro für Öffentlichkeitsarbeit und Protokoll,
Redaktion und Bearbeitung: Stadtplanungsamt Magdeburg, Büro für Landschaftsarchitektur Titz
Der Ebelingstein im Herrenkrugpark Magdeburg
Löwe im Herrenkrugpark
Inzwischen hat sich herumgesprochen, dass Magdeburg in der Liste der "grünen" Städte einen vorderen Platz belegt. Man kann hier lange spazierengehen, wobei die Elbauenlandschaft stets neue reizvolle Partien bietet. Im Herrenkrugpark kann man darüber hinaus nobel speisen, sein Geld auf der Pferderennbahn vermehren (oder auch nicht) oder über die Inschriften am Löwen und auf der Bank für F.A.U.L.E. nachsinnen. Im südlichen Bereich des Parks stolpert man über den "Ebeling"-Stein. (Natürlich stolpert man nicht, dazu ist der Stein viel zu groß.) Wer war Ebeling?
Christoph Wilhelm Ebeling (1829-1902) war Lehrer und Botaniker, 1865 Mitbegründer des Botanischen Vereins Magdeburg, später Leiter des Schädlingsamtes. Sein Lebenswerk aber ist der Aufbau (und die Leitung) des botanischen Schulgartens im Herrenkrugpark. 1904 setzte die Stadt dem verdienten Schulgärtner, Botaniker und Lehrer dieses Denkmal in Form eines Findlings.
Christoph Wilhelm Ebeling (1829-1902) war Lehrer und Botaniker, 1865 Mitbegründer des Botanischen Vereins Magdeburg, später Leiter des Schädlingsamtes. Sein Lebenswerk aber ist der Aufbau (und die Leitung) des botanischen Schulgartens im Herrenkrugpark. 1904 setzte die Stadt dem verdienten Schulgärtner, Botaniker und Lehrer dieses Denkmal in Form eines Findlings.
Lange Zeit war der Stein umgefallen, 1991 wurde das Denkmal wiederhergestellt.
Gedenkstein "Muttereiche"
Gedenkstein "Muttereiche"
Wer in Magdeburg in den 1960er und 1970er Jahren zur Schule ging, der kennt sicher diesen Platz mit dem großen Findling und den umgebenden Eichen: Hierher fanden häufig Schulausflüge (Wandertage und Treffen von Pioniergruppen) statt. Es handelt sich um den Gedenkstein "Muttereiche", der im Mai 1961 an der Stelle einer ehemals mächtigen Eiche errichtet wurde und daran erinnert, dass sich hier am Ende des 19. Jahrhunderts im "Biederitzer Busch" die Vertreter der deutschen Sozialdemokratie heimlich trafen, um für eine bessere und gerechtere Welt zu kämpfen... Nach Aufhebung der Bismarckschen Sozialistengesetze wurde der Ort mit den Eichen auch gern für Sonntagsausflüge, Maifeiern und Pfingsttreffen genutzt.
Die Muttereiche musste leider schon 1925 aus Sicherheitsgründen gefällt werden, der Blitz hatte sie getroffen. Den Stein von 1961 schmückte eine von dem Magdeburger Glasgestalter und Bildhauer Walter Bischof (1919-1968) gestaltete Schrift folgenden Inhalts:
Die Muttereiche musste leider schon 1925 aus Sicherheitsgründen gefällt werden, der Blitz hatte sie getroffen. Den Stein von 1961 schmückte eine von dem Magdeburger Glasgestalter und Bildhauer Walter Bischof (1919-1968) gestaltete Schrift folgenden Inhalts:
HIER STAND DIE MUTTEREICHE
TREFFPUNKT DER KÄMPFER GEGEN
MILITARISMUS UND FASCHISMUS
FÜR FRIEDEN UND SOZIALISMUS
JUGEND DENKE DARAN
UND EHRE DIESE STÄTTE
TREFFPUNKT DER KÄMPFER GEGEN
MILITARISMUS UND FASCHISMUS
FÜR FRIEDEN UND SOZIALISMUS
JUGEND DENKE DARAN
UND EHRE DIESE STÄTTE
Die Schrift wurde nach der 1989er Wende zerstört/entfernt (Wer veranlasste oder tat so etwas?), der Stein war beschädigt und nicht selten hässlich beschmiert(*). Schade.
(*) a) Der Inhalt der Schrift von 1961 ist natürlich eine "sozialistische Deutung" entsprechend des Zeitgeistes. b) Bei den obigen Fotos wurden von mir die Schmierereien auf dem Stein retuschiert. hb
Aber dieser besondere Ort wurde nicht vergessen - bei der Sozialdemokratie (und nicht nur bei ihr) blieb er im Gedächtnis. Von Magdeburg und vom Jerichower Land aus "wurden regelmäßig kleinere Wanderungen hierher unternommen". (Magdeburger Volkstimme vom 3. Feb. 2023, S. 18)
Inzwischen ist der Stein gesäubert und eine neue Tafel angebracht worden: Sie weist auf den einstigen konspirativen Treffpunkt der Sozialdemokraten hin und zeigt die Abbildung des Reichsgesetzblattes Nr. 34 vom 21. Okt. 1878, welches das "Gesetz gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie" enthielt.
Inzwischen ist der Stein gesäubert und eine neue Tafel angebracht worden: Sie weist auf den einstigen konspirativen Treffpunkt der Sozialdemokraten hin und zeigt die Abbildung des Reichsgesetzblattes Nr. 34 vom 21. Okt. 1878, welches das "Gesetz gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie" enthielt.
Als das Taxi noch Kraftdroschke hieß:
Ein Gedenkstein für Walter Wittig
Im Biederitzer Busch, auf der Straße vom Herrenkrug nach Biederitz, befindet sich ein Gedenkstein, der an Walter Wittig erinnert. Auf dem Stein liest man:
Hier wurde am 23.8.1927 der Kraftdroschkenführer
Walter Wittig
aus Leipzig ermordet.
Ehre seinem Andenken!
Darunter in etwas kleinerer Schrift: Walter Wittig
aus Leipzig ermordet.
Ehre seinem Andenken!
Die im Deutschen Verkehrsverbund Leipzig
und Magdeburg organisierten Kraftdroschkenführer.
und Magdeburg organisierten Kraftdroschkenführer.
Anmerkung 1: Exakt 90 Jahre später wurden der Stein und die Inschrift restauriert, in der Magdeburger "Volksstimme" wurde daraufhin gerätselt, wer sich hinter den Initialen LK (des Restaurators) verbirgt... Inzwischen ist das Geheimnis gelüftet, sein Name und die Namen der anderen Magdeburger, die sich um den Gedenkstein kümmerten, sind bekannt. Ihrem Engagement gebührt Achtung und Dank!
Anmerkung 2: Die ersten Taxis sahen Kutschen (Droschken) ohne Pferde sehr ähnlich. Mit zunehmender Zahl der "Kraftdroschken" wuchs der Unmut der Pferdekutscher: Berühmtestes Beispiel für den Protest ist die Fahrt des "Eisernen Gustavs" 1928 von Berlin nach Paris. Diese Geschichte wurde mit Heinz Rühmann in der Hauptrolle auch verfilmt. Übrigens: der "Eiserne Gustav" war ein Magdeburger!
Ein Gedenkstein für die Neustadt
Schon im Mittelalter waren nördlich und südlich der "Alten Stadt" Magdeburg die Vorstädte Neustadt und Sudenburg entstanden. Diese Land- und Ackerbürgersiedlungen hatten in unruhigen Zeiten stets besonders zu leiden. Als Preußen 1806 unter den Schlägen Napoleons zusammenbrach und die Riesenfestung Magdeburg überraschend schnell kapitulierte, folgte eine acht Jahre andauernde französische Besatzungszeit. Napoleon ließ 1812/13 die Vorstädte zerstören, um den Festungsgürtel zu erweitern und mehr freies Schussfeld zu bekommen. Die Bewohner sollten sich in größerer Entfernung von der Festung wieder ansiedeln. So entstand an der südlichen Ausfallstraße, der Halberstädter Straße, der Stadtteil Sudenburg, im Norden wurde unter französischem Einfluss die "Neue Neustadt" gegründet. Das rechtwinklige, leicht in sich versetzte Straßensystem ist auch heute noch gut zu erkennen. Das städtebauliche Zentrum der Neuen Neustadt bildet die klassizistische Nikolaikirche. Der heilige Nikolaus ist der Schutzpatron der Neustadt und findet sich deshalb auch im Wappen wieder.
Seit dieser Zeit gibt es also in Magdeburg die Stadtteile "Alte Neustadt" und "Neue Neustadt". Ein Gedenkstein vor der Eisenbahnbrücke in den Grünanlagen des Neustädter Bahnhofs erinnert an den Ursprung der für Auswärtige etwas seltsam anmutenden Bezeichnung. Auf ihm kann man lesen:
Zur Erinnerung an die Hundertjahrfeier der Neustadt
22. Sept. 1912
Errichtet am 100. Gedenktage der Befreiung Magdeburgs
von der achtjährigen Fremdherrschaft
24. Mai 1914
22. Sept. 1912
Errichtet am 100. Gedenktage der Befreiung Magdeburgs
von der achtjährigen Fremdherrschaft
24. Mai 1914
Wird fortgesetzt...
zu Skulpturen und Plastiken überall im Stadtgebiet