Epitaphe und Grabdenkmäler der Spätrenaissance im Magdeburger Dom


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Epitaph im Dom, Detail
"In der Spätzeit der Renaissance (und des frühen Barock) - also etwa von 1590 bis zum Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges - gibt es in Magdeburg beachtliche Leistungen auf dem Gebiet der Plastik, die überlokale Bedeutung haben. (...) Die Bildwerke - meist riesige Epitaphien sowie zahlreiche Grab- und Gedächtnisplatten für Domherren und Patrizier - konzentrieren sich fast ausschließlich im Dom. Bemerkenswert ist der Reichtum dieser stilistisch verhältnismäßig geschlossenen Ausstattung (...)" (Hans-Joachim Mrusek)
Einige der Künstler und ihre Herkunft sind bekannt: Der Bildhauer Hans Klintzsch aus Pirna arbeitete etwa fünf Jahre lang (von 1590-1595) in Magdeburg und schuf für den Dom drei der großen Epitaphien, die im folgenden vorgestellt werden.

Hans Klintzsch von Pirna: Hängeepitaph für Werner von Plothow

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Plothow-Epitaph im Dom
Der Domherrsenior Werner von Plothow war 1589 verstorben, das für ihn von Hans Klintzsch in den Jahren 1590-1591 geschaffene Epitaph befindet sich an der Westwand des nördlichen Seitenschiffs.

Günther Deneke beschreibt es wie folgt:
"Etwa drei Meter über dem Fußboden beginnend, füllt es ungefähr die Hälfte der großen, spitzbogigen Fläche, die durch die tief herunterreichenden, der Wand aufsitzenden Rippen der letzten Travée umgrenzt wird. Der ganze fünfteilige Aufbau des Epitaphs ist so gestaltet, dass über einem verkröpften breiten Gesims sich ein dreistaffliger,  treppenförmiger Hauptteil erhebt, während darunter eine zweiteilige Konsole den Abschluss bildet. Das Gesims erweitert sich in der Mitte zu einer weit vorkragenden Platte, die den vorm Kreuz knieenden Verewigten trägt.
(Anmerkung hb: Die Figur fehlt heute.)


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Plothow-Epitaph im Dom
Hinter dessen lebensgroßer Figur (heute fehlend, sie wurde im 2. Weltkrieg zerstört - hb), für den untenstehenden Zuschauer völlig verdeckt, erscheint ein Rundbogenportal, dessen Öffnung ein sehr kleinfiguriges Relief umschließt. Es ist nicht genau zu erkennnen, ob es eine Darstellung  der Sintflut oder des jüngsten Gerichts bringt. Auch die Deutung auf die bekannte Totenerweckung Ezechiel 37 wäre möglich (s. Nachtrag* - hb). Rechts und links von dieser Mittelgruppe stehen Christus und Johannes Baptista hinter je einem Säulenpaar, die etwas größeren Gestalten des Mauritius und der Katharina füllen die großen Seitenteile.  Die zweite, obere Staffel, von der ersten durch ein wappenbesetztes Gesims getrennt, zeigt drei kleine Reliefs: Verkündigung, Auferstehung, Hirtenanbetung. Die oberste Staffel bildet ein aedikulaartiger Aufsatz, der eine heilige Dreifaltigkeit birgt (s. Nachtrag* - hb). Laschenartige Rollwerkgebilde, Pilaster, Hermen, Putten und allerlei allegorische Figuren trennen die zahlreichen Glieder des Gesamtbaus. (...) Besonders charakteristisch für Klintzsch sind zwei Putten, die ihre Gliedmaßen wunderlich in das freigearbeitete Laschen-Rollwerk verstrickt haben."

Plothow-Epitaph, Hauptrelief
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Das Hauptrelief: Sintflut, jüngstes Gericht oder Totenerweckung? (s. Nachtrag*)

Die Arbeiten Klintzsch's zeigen die enge Verwandschaft zur Schule der sächsischen Hochrenaissance-Bildhauer - die Altäre seiner Landsleute Michael Schwenke und Antonius von Saalhausen in Pirna und Lauenstein zeigen bezogen auf Technik, Grundauffassung, auf Prunk und Endabsicht vielerlei Gemeinsamkeiten. (Deneke)

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Links und rechts vom Hauptrelief: Mauritius, Christus, Johannes d. T. und Katharina

Doch Klintzsch zeigt auch typische Besonderheiten:
"Dahin gehört vor allen Dingen die Vorliebe, seinen Standfiguren einen - fast möchte man sagen gothischen - Schwung zu geben; er biegt stets ihre Körperachse in einer ganz übertriebenen Weise, so dass eine S-Linie resultiert, durch die ein oft grotesk wirkendes Hervorstrecken des Bauches erreicht wird. Die Figuren des Mauritius und der Katharina zeigen diesen 'Fehler' in ihrer Größe besonders augenfällig, jedoch sind auch so kleine Gestalten wie die Putten an der dritten Staffel nicht frei davon. Weiter hat er das Motiv, kleine sehr realistisch gebildete Putten in den durchbrochenen Rollwerklaschen der Konsolen und Gesimse anzubringen, besonders gern verwertet."

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Konsolfiguren, Mauritius und Katharina

Der Bildhauer hat Freude am Nebeneinander verschiedenster Dekorationsmotive. Dabei glücken ihm realistische Wiedergaben von Grundmotiven: "viereckige Nagelköpfe, die sehr eng stehend fast den Eindruck einer Zahnschnittleiste hervorrufen, aus deutlich erkennbaren Zitronen, Granaten, Äpfeln zusammengeballte Obstbüschel, eine durch eine Reihe von Rollwerkkartuschen von einer zur andern sich hinziehenden Gliederkette - das sind einige Ausflüsse dieses Strebens."

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drei Reliefs in der zweiten Staffel: Verkündigung, Auferstehung und Anbetung der Hirten
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Es gibt an diesem Epitaph keine leeren Flächen. In überreicher Fülle werden die Dekorationen verwendet: hängende Früchte und Blumen, Rollkartuschen, Beschlagwerk, Voluten, gedrehte Säulen, Masken, Eierstäbe - einfach alles wird verarbeitet. Das Epitaph wirkt dadurch überladen und erzeugt einen extremen Kontrast zur sonst schmucklos-schlichten Wand. Charakteristisch für den Bildhauer Hans Klintzsch sind die im Rollwerk steckenden Putten an den Konsolen.
  

Details und Konsole
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Putten im Rollwerk und Masken an Konsolen
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Text (kursiv) zitiert aus:
Günther Deneke: Magdeburgische Bildhauer der Hochrenaissance und des Barock,
Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde der Hohen Philosophischen Fakultät der Vereinigten Friedrichs-Universität Halle-Wittenberg, 1911

*) Nachtrag:
"Das Hauptfeld zeigt die Vision des Propheten Hesekiel (Hes. 37) von der Belebung des Totengebeins durch den Odem Gottes. (...) Der oberste Aufsatz (zeigt) den Gnadenstuhl (Gott Vater mit dem toten Christus auf dem Schoß)."
aus: G. Quast, J. Jerratsch: Der Dom zu Magdeburg, Deutscher Kunstverlag GmbH München Berlin, 2004, S. 31

Aus Hesekiel 37: "...Und ich weissagte, wie mir befohlen war; und siehe, da rauschte es, als ich weissagte, und siehe, es regte sich, und die Gebeine kamen wieder zusammen, ein jegliches zu seinem Gebein. (...) Und er sprach zu mir: Weissage zum Winde; weissage du Menschenkind, und sprich zum Wind: (...) Wind, komm herzu aus den vier Winden, und blase diese Getöteten an, dass sie wieder lebendig werden!"


Hans Klintzsch von Pirna: Altarepitaph für Johann von Bothmar


Hans Klintzsch aus Pirna und seiner Werkstatt werden noch zwei weitere Epitaphe im nördlichen Seitenschiff des Domes zugeschrieben: Folgen wir zunächst wiederum den Ausführungen Denekes zum Grabmahl für Johann von Bothmar.

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Bothmar-Epitaph, Dom zu Magdeburg
"Der Nachfolger Plothows im Seniorat war Johann von Bothmar. Er hatte testamentarisch 100 Goldgulden für sein Begräbnis ausgesetzt, sowie die baldige Anfertigung eines Leichensteines und die Errichtung eines »herrlichen Epitaphiums innerhalb Jahres« verfügt. Bei seinem am 26. Januar 1592 erfolgten Tode wird Klintzsch kaum oder höchstens eben erst mit dem Plothowschen Grabmal fertig gewesen sein; denn vor Sommer 1590 hatte er schwerlich die Ausarbeitung beginnen können, wenn er im Februar erst zum Einkauf des Rohmateriales nach Pirna aufgebrochen war. Es lag also nahe, demselben Meister, dem der nunmehr verstorbene Senior und das Kapitel jenes erste Monument übertragen hatten, auch diesen Auftrag wieder zu überweisen. Überdies war Eile geboten, wenn man den letzten Willen des Verstorbenen buchstäblich erfüllen und binnen Jahresfrist nach seinem Ableben das Epitaph vollendet sehen wollte. Es erscheint also doppelt verständlich, wenn man nicht erst lange nach einem neuen Künstler Umschau hielt. -

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Bothmar-Epitaph, Detail
Klintzsch ging diesmal von einer anderen Auffassung aus. Statt des Hängeepitaphs schuf er einen von der Erde aus ansteigenden Aufbau und bewies so, daß er auch der anderen der beiden damals in Nord- und Mitteldeutschland am meisten beliebten Grabformen gewachsen war.
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Hl. Mauritius
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Konsolendetail
Das Bothmarsche Epitaph zeigt den normalen Typus solcher Altar- ähnlichen Denkmalsbauten. Auf zwei weitvorspringenden Sockelkonsolen, zwischen deren großen Laschen und Rollwerkgewinden Masken und Tiergestalten als Mitträger hervorschauen, ruht die Platte, die den vor einem dünnen, hohen Kruzifix (heute verschwunden - Anm. hb) knieenden Stifter und sein freistehend von einem Schildhalter gestütztes Wappen (ein Boot) trägt. Zwischen den Unterkonsolen tief eingebettet ruht die große Inschrifttafel in Rollwerkumrahmung; links ist ein St. Mauritius mit Fahne und Adler, rechts eine Enthauptung der Katharina angebracht.

Bothmar-Epitaph: Enthauptung Katharinas
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"Die Hoffnung"
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"Die Stärke"
Über der Platte läuft ein breites Gesims durch, das die 16 Ahnenwappen trägt; es wird mehrfach verkröpft durch die Sockel der zwei Eckkaryatiden und der zwei mittleren Trägerfiguren (Hoffnung und Stärke), die in der darüber liegenden Hauptstaffel den Mittelbau von den beiden Seitenteilen scheiden. Letztere zeigen: das linke den gekreuzigten Christus mit vier Verkündern seiner Lehren, das rechte den auferstandenen Christus mit den vier Evangelisten. Die einen sind von ihren Symbolen umgeben, die andern tragen Spruchtafeln.

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Details am Bothmar-Epitaph
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Cristus als Lebensbrunnen

Das große Mittelfeld zeigt (...) Christus als Lebensbrunnen: Christus auf der Weltkugel in den Wolken tronend, läßt sein Blut aus den Wundmalen in einen kreisrunden Brunnen strömen, Cherubim lassen es von dort heraus und in die Schalen der teilweise auf Krücken herandrängenden Menschen sprudeln. Engelsfiguren mit Schriftbändern (...) füllen den letzten Rest freier Fläche in der oberen, Männer- und Frauengestalten den in der unteren Tafelhälfte. Eine schmale Kartusche mit (...) erloschener Inschrift schiebt sich als Predelle unter dies Mittelfeld, das über die benachbarten ein gutes Stück emporragt.

Details am Bothmar-Epitaph: Christus als Lebensbrunnen
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Detail am Bothmar-Epitaph

Ein von zwei Säulen getragenes Gebälk, darüber ein Giebeldreieck mit der Halbfigur des segnenden Gottvaters und zwei auf den Schrägseiten ruhenden allegorischen Gestalten krönt diese Mitte; über den Seitenstücken, ebenfalls durch reichprofiliertes Gebälk von ihnen getrennt und auf komplizierten Postamenten, erheben sich zwei runde Rollwerkschilder mit dem aufsteigenden Phönix (links) und dem seine Jungen tränkenden Pelikan (rechts).

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Phönix und Pelikan als Christussymbole

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Überall, wo es irgend angängig war, hat der Meister stehende nackte Putten, Cherubim, Masken, Obstbüschel, Rosetten u.s.w. angebracht. Vor allem fehlen nicht seine besonderen Lieblinge, die ganz kleinen, in einer Schuppenlasche turnenden Kinderfiguren. Die Reliefbehandlung ist die genugsam geschilderte, perspektivelos übereinander ordnende.

Engel, Putten und andere Details am Bothmar-Epitaph
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Als einige weitere Besonderheiten seien die Bildung der Cherubim mit den herzförmig zusammengeklappten Flügeln und die ganz eigentümliche klammerförmige Bildung der Augenbrauenwülste hervorgehoben. Bemalungsspuren (gold, schwarz, blau) finden sich an diesem Monument zahlreicher, nicht nur an den Buchstaben und Ornamenten, auch an den Figuren. (...)"

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"Hoffnung"
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"Stärke"
"Die Figuren sind an diesem Werk in fast noch stärkeren Drehungen (als beim Plothow-Epitaph - hb) gestellt; vor allem die Hoffnung steht in einer Haltung, die besonders infolge einer wunderlichen, senkrecht herunterstoßenden Mittelfalte einer Verrenkung gleicht."
Durch die extreme S-förmige Haltung der "Hoffnung" und "Stärke" treten ihre Bäuche rundlich hervor. Und Hans-Joachim Mrusek (1) bemerkt u. a. dazu, dass "die Komposition geradezu ins Wanken gerät, so überwuchern die plastischen Details einander; (und) die weiblichen Karyatiden verrenken sich geradezu durch Vordrängen der Bäuche."

Hoffnung und Stärke - Karyatiden am Bothmar-Epitaph
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Bild "MD_Epitaph02_48.jpg"Deneke weiter:
"Die künstlerischen Qualitäten des ganzen Werkes sind keine sehr hohen; es mag verschiedenes dazu beitragen, den ungünstigen Eindruck zu verstärken. Einmal ist ein Haupteffektmittel des ursprünglichen Zustandes, die Bemalung, verloren gegangen. Sodann fallen die Fehler dieses unserer genauen Betrachtung in allernächster Nähe überlassenen Werkes deutlicher auf, als solche des hoch oben an der Wand hängenden Plothowepitaphs. Dazu kommt obendarein die nur kurz bemessene Herstellungszeit."

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"Ich (Deneke) zweifle nicht daran, daß die Testamentare alles daran setzten, den letzten Willen Bothmars auszuführen und im Laufe eines Jahres das Denkmal vollenden ließen. Bei seiner immerhin stattlichen Größe ist diese Zeit kurz bemessen, die Mitarbeit vieler Gesellenhände also wahrscheinlich und dadurch die verhältnismäßige Minderwertigkeit erklärt. Die Betrachtung des nächsten Werkes, für dessen Vollendung keine solche Grenze gezogen war, zeigt, daß Klintzsch zwar künstlerisch nicht viel mehr, wohl aber handwerklich besseres und feineres schaffen konnte."

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Konsolenmaske
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Konsolenmaske

Soweit also die (leicht gekürzte) Beschreibung und Bewertung des Bothmar-Epitaphs von Hans Klintzsch durch Günter Deneke aus dem Jahre 1911. Und wie sehen wir Heutigen, gut einhundert Jahre nach Deneke, das Kunstwerk von 1593?
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Text (kursiv) zitiert aus:
Günther Deneke: Magdeburgische Bildhauer der Hochrenaissance und des Barock,
Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde der Hohen Philosophischen Fakultät der Vereinigten Friedrichs-Universität Halle-Wittenberg, 1911
(1) Hans-Joachim Mrusek, Magdeburg, Seemann Verlag, Leipzig, 2. Aufl. 1966, S. 91/92


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zum Schulenburg-Epitaph im Dom zu Magdeburg