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Figuren, Reliefs und Denkmale in Potsdam: Im Park von Sanssouci
Das Rondell an der Fontäne vor den Neuen Kammern (Glockenfontäne, Götterrondell)
Paris entführt Helena
Schreitet man auf dem Hauptweg vom Französischen Figurenrondell (Große Fontäne) kommend in Richtung Westen zum Neuen Palais weiter, dann gelangt man als nächstes zu einem Rondell, dessen acht Skulpturen leidenschaftliches Handeln, Kampf, Liebe, Trieb, Verehrung, aber auch Besinnung thematisieren. Die jetzige Anordnung ist nicht die ursprüngliche (diese bestand einst aus vergoldeten Götterfiguren der griechisch-römischen Mythologie). Doch die hier dargestellten Geschichten knüpfen facettenreich an das im vorhergehenden Rondell angedeutete Urteil des Paris bei Thetis' Hochzeit an.
Paris entführt Helena
Sie erinnern sich? Der trojanische Königssohn Paris musste einer von drei olympischen Göttinnen den Vorzug geben, jede versprach ihm ein erstrebenswertes Lebensglück: Macht und ewiger Ruhm die eine, verehrungswürdige Weisheit die andere und rauschendes Liebesglück mit der schönsten aller Frauen die dritte ... Paris war jung und unbedarft und wählte ohne langes Nachdenken. Dass die schönste Frau auf Erden bereits vergeben war, fiel dabei nicht ins Gewicht. Und so entführte er, bestärkt durch Aphrodite, die schöne Helena bei seinem Besuch an König Menelaos' Hof kurzerhand ... Helena soll sich auch nicht sonderlich gesträubt haben, denn sie mochte Menelaos eh' nicht mehr besonders (obwohl sie ihn einst selbst erwählt hatte) - der jugendliche starke Paris gefiel ihr jetzt besser. Der in seinem Stolz und seiner Eitelkeit gekränkte Menelaos tobte, sammelte ein Heer und zog gegen Troja, wo außer Helena auch fette Beute zu finden war. Das Ende des trojanischen Krieges ist bekannt: Troja wird in Schutt und Asche gelegt, Paris und mit ihm viele andere getötet.
Pluto raubt Proserpina
Im Gegensatz zu Helena wehrt sich Proserpina (Persephone) heftig gegen Pluto (Hades), den Gott der Unterwelt, der, von Amors Pfeil getroffen, die Tochter der Demeter beim Blumen pflücken entdeckte und diese, von unbändigem Verlangen erfüllt, mit festem Griff packte und in sein Totenreich brutal entführte. Zerberus, der dreiköpfige Hund, war natürlich auch dabei. Einen Teil jedes Jahres verbringt Persephone nun in der Unterwelt. Während dieser Zeit ruht und verdorrt alle Vegetation auf Erden. Erst im Frühjahr darf sie auf die obere Welt zurückkehren, dann erwacht die Natur, sie blüht, wächst und gedeiht - doch spätestens im Herbst muss Persephone wieder zum Hades hinab steigen ins ewige Reich der Schatten.
Dionysos trägt Ariadne auf Händen
Sieht so eine sitzengelassene Braut aus? Ariadne hatte sich in den Helden Theseus verliebt und ihm klug geholfen, aus dem Labyrinth wieder heraus zu finden (mit Hilfe eines Wolleknäuels, dem "Ariadnefaden"). Zum Dank nahm er sie als seine Braut mit nach Hause. Doch dann ließ Theseus Ariadne bei einer Zwischenrast auf der Insel Naxos schlafend zurück und segelte mit seinen Gefährten einfach weiter ... Zum Glück kam kurz darauf der nächste Freier des Wegs daher, sah die schlafende Schöne und verliebte sich augenblicklich. Das war der jugendliche und fröhliche Gott Dionysos (Bacchus), der Ariadne nun erhebt, mit ihr im Triumph weiterzieht und so Klugheit, Schönheit, Fröhlichkeit und Sinnenlust zur Freude aller verbindet.
Herkules ringt mit Antaeus
Nein, diese beiden Männer sind kein Liebespaar. Hier geht es um einen Kampf auf Leben und Tod.
Auf seinen Wanderungen traf Herkules (Herakles) eines Tages auf den Riesen Antaeus (Antaios, Antäus), einen Sohn der Gaia und des Poseidon. Antäus schien unbezwinglich, er forderte alle Vorbeikommenden zum Zweikampf heraus und hatte bisher jeden besiegt. Aus den Schädeln der Verlierer baute er einen Tempel für Poseidon.
Auf seinen Wanderungen traf Herkules (Herakles) eines Tages auf den Riesen Antaeus (Antaios, Antäus), einen Sohn der Gaia und des Poseidon. Antäus schien unbezwinglich, er forderte alle Vorbeikommenden zum Zweikampf heraus und hatte bisher jeden besiegt. Aus den Schädeln der Verlierer baute er einen Tempel für Poseidon.
Herkules' Löwenfell
Auch Herakles musste sich dem Antäus stellen, doch der Kampf schien selbst für den Sohn des Zeus aussichtlos. Jedesmal, wenn Antäus die Erde berührte, durchflossen den Riesen neue, frische Kräfte. Herakles ahnte, dass diese Energien von Gaia, der Mutter Erde kommen mussten. Er umschlang Antäus mit seinen starken Armen, hob ihn hoch in die Luft, zerdrückte und zerquetschte den so seiner Kraftquelle beraubten und langsam schwächer werdenden Antäus so lange, bis der schließlich seinen letzten Atemzug verhauchte ...
Außer den vier Paaren stehen am Rondell noch vier Einzelfiguren:
Antinous, der Liebling des Kaisers
Antinous (auch Antinoos) lebte von etwa 110/112 bis 130 n. Chr. und war der erkorene Liebling und ständige Begleiter des Kaisers Hadrian (76-138 n. Chr.), der ihn wohl um 118 kennenlernte und großen Gefallen an dem jungen Mann fand. Antinous kam etwa 20-jährig unter ungeklärten Umständen ums Leben. Ein Unfall? Eine Intrige? Einer Legende nach soll Antinous seinem Leben selbst ein Ende gesetzt haben, um seine Lebenszeit dem Hadrian zu vermachen ...
Kaiser Hadrian war untröstlich über den Tod seines Geliebten. Er beauftragte die besten Künstler, Bildnisse und Statuen des Antinous herzustellen, eine Stadt (Antinoopolis) wurde gegründet, ein Sternbild nach ihm benannt, Antinous wurde zum Gott erhoben und jährliche Festpiele wurden ihm zu Ehren abgehalten. Sein Grab schmückte ein Obelisk, in dem sein Leben und seine Taten eingemeißelt wurden. Die Stadt ist längst zerfallen, der Ort des Grabes unbekannt, doch der Obelisk blieb erhalten und steht seit 1822 in Rom auf dem Pincio-Hügel. Erhalten blieben auch eine unglaubliche Anzahl von Statuen, Büsten und Bildnissen des Antinous, die alle von einer übergroßen Liebe künden.
Kaiser Hadrian war untröstlich über den Tod seines Geliebten. Er beauftragte die besten Künstler, Bildnisse und Statuen des Antinous herzustellen, eine Stadt (Antinoopolis) wurde gegründet, ein Sternbild nach ihm benannt, Antinous wurde zum Gott erhoben und jährliche Festpiele wurden ihm zu Ehren abgehalten. Sein Grab schmückte ein Obelisk, in dem sein Leben und seine Taten eingemeißelt wurden. Die Stadt ist längst zerfallen, der Ort des Grabes unbekannt, doch der Obelisk blieb erhalten und steht seit 1822 in Rom auf dem Pincio-Hügel. Erhalten blieben auch eine unglaubliche Anzahl von Statuen, Büsten und Bildnissen des Antinous, die alle von einer übergroßen Liebe künden.
Eine Webseite berichtet(e) ausführlich darüber, leider ist der Link nicht mehr gültig...
Die (Original-)Skulptur des Antinous in Sanssouci stammt von dem Bildhauer Asmus Frauen aus dem Jahr 1748.
Apoll
Apollon, der jugendliche Gott des Lichts, der Beschützer der Künste, außerdem mit der Gabe der Weissagung versehen, gehört zweifellos zu den strahlendsten und schönsten Gestalten im Kreis der 12 olympischen Götter. Doch bei seinen Liebschaften schien gerade er oft ziemliches Pech zu haben und seinen Geliebten erging es häufig noch sehr viel schlechter ... Beispiele gefällig?
Koronis: Sie empfing von ihm Asklepios (den Gott der Heilkunst), liebte jedoch eigentlich einen anderen und musste dies mit ihrem Leben bezahlen.
Chione: Sie wurde außer von ihm auch noch von Hermes begehrt, rühmte sich dessen und wurde mit dem Leben bestraft.
Koronis: Sie empfing von ihm Asklepios (den Gott der Heilkunst), liebte jedoch eigentlich einen anderen und musste dies mit ihrem Leben bezahlen.
Chione: Sie wurde außer von ihm auch noch von Hermes begehrt, rühmte sich dessen und wurde mit dem Leben bestraft.
Hyakinthos: Dem Apoll gefiel der junge Mann sehr, doch er traf ihn mit dem Diskus so heftig an den Kopf, dass Hyakinthos tot umfiel.
Kassandra: Apoll versprach ihr seherische Gabe, wenn sie ihm zu Willen wäre, aber Kassandra verschmähte ihn und ihre Voraussagen waren verflucht, niemand glaubte ihren Prophezeiungen.
Da ist es eigentlich kein Wunder, dass Daphne so schnell sie konnte vor dem göttlichen Apoll davon lief, als er ihr nachstellte und sie, statt sich ihm hinzugeben, lieber in einen Lorbeerbaum verwandeln ließ ...
Kassandra: Apoll versprach ihr seherische Gabe, wenn sie ihm zu Willen wäre, aber Kassandra verschmähte ihn und ihre Voraussagen waren verflucht, niemand glaubte ihren Prophezeiungen.
Da ist es eigentlich kein Wunder, dass Daphne so schnell sie konnte vor dem göttlichen Apoll davon lief, als er ihr nachstellte und sie, statt sich ihm hinzugeben, lieber in einen Lorbeerbaum verwandeln ließ ...
Bacchus (Dionysos)
Dionysos ist uns schon im Triumph mit Ariadne begegnet. Über den jugendlichen Gott der Freude, des Frohsinns, des Weines und der Fruchtbarkeit existieren sehr seltsame Mythen, deren Sinn für Nichteingeweihte verborgen bleibt. Auch Dionysos hatte Liebschaften und Nachkommen, mit Ariane zum Beispiel den Oinopeion (den er den Weinanbau lehrte) oder mit Aphrodite die drei Grazien, diese wunderschönen Mädchen, die Anmut, Grazie und Frohsinn verkörpern (manche behaupten aber, Zeus sei deren Vater) und den auffallend merkwürdigen Priapos.
Flora
Sie ist die Blütengöttin, die den Frühling verkörpert: Zephyr, der milde Westwind, hatte die Nymphe Chloris einst in Liebe umarmt, so dass Frühlingsrosen bei jedem Worte ihrem Munde entströmten...
Die so "Erblühte" verwandelt sich und wird zur Göttin des Frühlings, die drei Grazien tanzen dazu den Reigen und aufkommende dunkle Wolken werden durch Hermes mit seinem Stab vertrieben - so stellte es Botticelli in seinem berühmten Gemälde "Der Frühling" dar. Und so ist auch hier in Sanssouci die Statue der Flora mit einem (allerdings ziemlich kleinen) Blütenstrauß versehen.
Die so "Erblühte" verwandelt sich und wird zur Göttin des Frühlings, die drei Grazien tanzen dazu den Reigen und aufkommende dunkle Wolken werden durch Hermes mit seinem Stab vertrieben - so stellte es Botticelli in seinem berühmten Gemälde "Der Frühling" dar. Und so ist auch hier in Sanssouci die Statue der Flora mit einem (allerdings ziemlich kleinen) Blütenstrauß versehen.
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