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Figuren, Reliefs und Denkmale am Wege, in kleinen und größeren Orten:
Denkmale und Figuren in Stendal - Teil 2: Im Winckelmann - Museum
Das Tor der Erinnerung
Der in Stendal geborene Winckelmann gilt als (geistiger) Begründer der wissenschaftlichen Archäologie, Kunstgeschichte und des Klassizismus. Das Museum in Stendal widmet sich jedoch nicht nur seinem Leben und Werk sondern ist als Familienmuseum konzipiert, wo kleine und große Besucher auf Entdeckungsreise gehen können. Hier können Kinder (unter Anleitung) selbst graben oder sich wie Odysseus fühlen, wenn sie im Bauch des Trojanischen Pferdes sitzen. Für die Größeren ist die Begegnung mit antiker Kunst ein Erlebnis.
Das Portal mit seinen dorischen Säulen und dem Architrav ist eine Stiftung des Bildhauers Ajit Kai Dräger (2020). Die griechische Inschrift nennt "Mnemosyne" (das Gedächtnis), auch Göttin der Erinnerung und Mutter der Musen. Winckelmann sah in der Ehrwürdigkeit der dorischen Tempelarchitektur ein ästhetisches Vorbild (siehe Tafeltext).
Das Portal mit seinen dorischen Säulen und dem Architrav ist eine Stiftung des Bildhauers Ajit Kai Dräger (2020). Die griechische Inschrift nennt "Mnemosyne" (das Gedächtnis), auch Göttin der Erinnerung und Mutter der Musen. Winckelmann sah in der Ehrwürdigkeit der dorischen Tempelarchitektur ein ästhetisches Vorbild (siehe Tafeltext).
Hermes und Artemis im Foyer
Winckelmanndenkmal
Die Zuordnung antiker Götter oder Personen zu Statuen ist nicht immer einfach, besonders wenn Teile fehlen oder die Figuren verändert wurden. In Rom war es z. B. durchaus üblich, Statuen wiederzuverwenden, diese mit dem Kopf des neuen Herrn zu versehen und dann bei sich aufzustellen. Eine frühe Form von Nachhaltigkeit...
Winckelmann rätselte so über diesen angeblichen "Germanicus", er konnte die Schildkröte unter dem Mantel des Hermes einfach nicht mit dem Feldherrn in Verbindung bringen...
Winckelmann rätselte so über diesen angeblichen "Germanicus", er konnte die Schildkröte unter dem Mantel des Hermes einfach nicht mit dem Feldherrn in Verbindung bringen...
Auch die Statue der Artemis von Gabii, der jungfräulichen Göttin der Jagd, ist eine römische Kopie nach einem griechischen Werk aus dem 4. Jahrhundert v. Chr.
Im Skulpturenhof
Skulpturenhof
Der Skulpturenhof ist ein stimmungsvoller Ort, er lädt zum Verweilen, Betrachten und Hören ein.
Hier finden wir Werke verschiedener Künstler aus heutiger Zeit, aber auch Reproduktionen antiker Originale, darunter z. B. den "Dornauszieher" oder den "tanzenden Faun". Und wenn man beim "Dornauszieher" auf den K(n)opf am Sockel drückt, dann spricht die Figur sogar... ;-)
Einst waren Apoll und Daphne von Eros' Liebespfeilen getroffen worden - Apolls Pfeil hatte die goldene, Daphnes Pfeil die bleierne Spitze. Apoll entbrannte deshalb in heftiger Liebe zu Daphne, sie hingegen wollte nichts von ihm wissen und versuchte nur so schnell wie möglich wegzukommen... Schließlich wurde sie in einen Lorbeerbaum verwandelt und entzog sich so dem anstürmenden Apoll.
Die Geschichte ist oft künstlerisch verarbeitet worden. Die Bildhauerin Marguerite Blume-Cárdenas hat 2013 ihre eigene Interpretation zu Daphne erarbeitet. Oft sind ihre Werke "in Torsi verknappt, der verdichtetsten Form der Skulptur." (Heidrun Hegewald) So kann der Betrachter bei Daphne selbst die Assoziation der Verwandlung vollziehen.
Mädchen und Faun
Auch Karl-Heinz Krause (1924-2019) hat eine Daphne-Figur geschaffen: diese Figur wird als Daphne-Preis alljährlich als Theaterpreis an herausragende junge Darsteller und Darstellerinnen in Berlin verliehen. Im Skulpturenhof des Winckelmann-Museum befindet sich die 1955 von ihm geschaffene Bronzestatue einer jungen Frau (ohne Kopf und Arme), des "Kleinen Wannsee Mädchens". 2020 wurde die Figur der Winckelmann-Gesellschaft von Franz-Philipp Rutzen geschenkt. Die anmutige und leichte Drehung des Mädchens erinnert an einen Tanz - was passt besser dazu als der "Tanzende Faun" aus Pompeji? Auch diese Figur besteht aus Bronze, sie ist eine verkleinerte Replik nach dem antiken Original im Nationalmuseum Neapel. (Der Faun kann sprechen: Drücken Sie auf den K(n)opf am Sockel ;-))
Winckelmann und Schliemann (-Ehrung)
Wenn Winckelmann die Antikenrezeption hauptsächlich mit seinen Schriften theoretisch vorangetrieben hat, so hat Schliemann praktisch gegraben und dabei Troja gefunden - beiden Männern war der Enthusiasmus und die Begeisterung für die Antike gemein.
Im Skulpturenhof des Winckelmann-Museums befinden sich fünf Bronzereliefs (1979-1981) von Christa Sammler aus der "Schliemann-Ehrung". Die Bildhauerin vereint in ihren Werken antike Mythologie und Gegenwartskunst und hat dem Museum ein umfangreiches Werk (darunter viele Zeichnungen, Tonmodelle und Kleinplastiken) vermacht.
Im Skulpturenhof des Winckelmann-Museums befinden sich fünf Bronzereliefs (1979-1981) von Christa Sammler aus der "Schliemann-Ehrung". Die Bildhauerin vereint in ihren Werken antike Mythologie und Gegenwartskunst und hat dem Museum ein umfangreiches Werk (darunter viele Zeichnungen, Tonmodelle und Kleinplastiken) vermacht.
Auch der Bildhauer Friedrich B. Henkel hat dem Museum originale Zeichnungen, darunter Entwurfszeichnungen zum Bronzerelief "Winckelmann-Ehrung" übereignet. Anfang der 1980er Jahre bekam Henkel den Auftrag für die "Winckelmann-Ehrung", 1986 konnte das 3,40 Meter x 2,30 Meter große Relief zusammen mit der Statue eines Jünglings eingeweiht werden. Auf dem Relief erkennt man die antiken Sehenswürdigkeiten Roms, darunter z. B. die Säule des Trajan, den Triumphbogen Konstantins, den berühmten Torso und anderes. Winckelmann wird im Profil zusammen mit seinem wichtigsten Werk "Geschichte der Kunst des Altertums" dargestellt.
Und gibt es denn auch antike Originale im Stendaler Winckelmann-Museum? Ja, natürlich - aber die sind im Innern gut gesichert. Im Hof finden wir einen originalen römischen Sarkophag mit der Darstellung der Tellus (Mutter Erde, griech. Gaia) und des Oceanus.
Im Winckelmann-Museum Stendal
In den Ausstellungsräumen des Winckelmann-Museum finden Skulpturen-Liebhaber dann vielfältige Informationen zum Leben Winckelmanns, seinen Schriften und vor allem zur Rezeption der damals so neuartigen und neubewerteten antiken Kunst, deren "Endzweck" für Winckelmann in der "vollkommenen Schönheit" liegt.
Kunstgeschichte als "der rote Faden" (Goethe)
Schönheit und Kulturen in Winckelmanns Werk
Schönheit und Kulturen in Winckelmanns Werk
Schönheit ist das höchste Ziel der Kunst. Um diese in vollendeter Form zu erreichen, durchläuft die Kunst eine geschichtliche 'Ent-Wicklung': Die Kulturen des alten Ägyptens und Vorderasiens bilden den Ausgangspunkt. Das Menschenbild wirkt dort zwar noch etwas starr, doch beinhaltet es bereits das "Notwendige" der Darstellung. Auch spätere Werke der Etrusker und der frühgriechischen Kunst erscheinen noch recht ungelenk. Sie führen aber unmittelbar zum "Aufstieg" der Kunst, die ihre Blüte im Bild des klassischen griechischen Jünglings findet. Den Höhepunkt des Idealschönen verkörpert schließlich der Apoll vom Belvedere.
"Idolino", nach dem Original des 1. Jh v. Chr, im Archäol. Museum Florenz Bronze, Nachguss; Stiftung Dr. Wolfgang von Wangenheim |
Die 1530 in Pesaro gefundene originale römische Bronzestatue diente in der Antike als Lampenträger. Stilistisch orientierte sich der römische Künstler an der griechischen Klassik, insbesondere am berühmten Bildhauer Polyklet, was Winckelmann auch erkannte. Jünglingsgestalten wie der "Idolino" verkörpern das Idealbild des Schönen in Winckelmanns homoerotischer Ästhetik.
Artemis von Pompeji
"Ich bin auch schön!"
Die Göttin wurde 1760 im Südwesten von Pompeji in einem kapellenartigen Schrein eines vornehmen antiken Privathauses gefunden. Ihre Marmoroberfläche ist bemalt: Haar, Kopfschmuck, Gewand, Sandalen, Köcher, sogar die Haut der Figur. Durch die Vulkanasche des Vesuv-Ausbruchs 79 n. Chr. wurden die Farben gewissermaßen "konserviert" und waren in Resten erhalten geblieben. Die Basis, auf der die Göttin stand, war farbig mit Porphyr und Buntmarmor vertäfelt.
"Artemis von Pompeji", nach dem Original des 1. Jh v. Chr, im Archäol. Museum Florenz Gipsabguss der Univ. Göttingen, Farbfass. Dr. Ulrike Brinkmann, 2018, Finanziert vom Lions Club Stendal |
Sitzender Hermes und kniender Satyr
Für Winckelmann gehörte der Hermes zu den schönsten Werken, die in Herkulaneum entdeckt wurden. Im "Sendschreiben" heißt es: "Der Mercurius aber, welcher unter allen Statuen zuletzt gefunden worden, ist die schönste unter allen".
Links: "Sitzender Hermes", Nachguss nach dem Original des 1. Jh v. Chr; rechts:"Kniender Satyr", Nachguss nach etrusk. Original, 4. Jh v. Chr. |
Der Satyr hält in seiner rechten Hand ein Messer und in seiner linken erhobenen Hand eine Schlange. Beides ist an dem antiken Original in München abgebrochen und verloren. Die Statue zeigt, wie schwer es für Winckelmann war, in der Plastik Etruskisches von Griechischem zu unterscheiden.
Die berühmtesten Statuen des Vatikans
Apoll von Belvedere
(in Stendal)
(in Stendal)
Zu den berühmten, seit der Renaissance hochgeschätzten Antiken im Vatikan zählen die Laokoongruppe, der Torso und der Apoll von Belvedere. Der von Julius II. (1503 zum Papst gewählt) mit Antiken ausgestattete Belvederehof war ein Anziehungspunkt für alle Romreisenden.
Im Winckelmann-Museum ist diesen drei Skulpturen ein eigener Raum gewidmet. Hier kann man sie in aller Ruhe betrachten und dabei einer fachkundigen Erklärung lauschen.
Neugierig geworden? Na dann - auf nach Stendal! (oder auf nach Rom ;-))
--> Antike: Apoll, Laokoon und Torso vom BelvedereIm Winckelmann-Museum ist diesen drei Skulpturen ein eigener Raum gewidmet. Hier kann man sie in aller Ruhe betrachten und dabei einer fachkundigen Erklärung lauschen.
Neugierig geworden? Na dann - auf nach Stendal! (oder auf nach Rom ;-))
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Quellen und Texte (kursiv): Informationstafeln im Winckelmann-Museum Stendal
nach Tangermünde