Reliefs und Wandbilder in Dresden: Der Dresdner Totentanz

Die Dreikönigskirche in Dresden besitzt im Kirchenraum einen wahrhaften Schatz: Das mittelalterliche Sandsteinrelief des Dresdner Totentanzes ist wohl in dieser Art in Mitteleuropa einmalig. Wie dem Rattenfänger von Hameln folgen dem Schalmei spielenden Tod in langer Reihe die Vertreter der verschiedenen Stände. Das Relief entstand 1534 und befand sich ursprünglich am Georgentor, sozusagen am nördlichen Eingang zur Stadt. Das Bildwerk wurde von Herzog Georg dem Bärtigen als Teil eines umfangreichen Bildprogramms der Fassade in Auftrag gegeben. Später wurde es von August dem Starken nach Umbau des Tores der Dreikönigsgemeinde 1721 überantwortet. Es befand sich danach lange Zeit auf dem Inneren Neustädter Friedhof.
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Totentanzrelief, Dreikönigskirche
Die Dreikönigskirche wurde 1945 schwer zerstört. Nach dem Wiederaufbau fand das inzwischen gründlich konservatorisch behandelte Relief 1991 seinen jetzigen Platz im Kirchenraum unter der Orgelempore.
Der Dresdner Totentanz steht seit einiger Zeit im Mittelpunkt einer bemerkenswerten kulturellen Aktion, die Tanzperformances, Musik, Wort und Ausstellungen vereint. Genaueres dazu finden Sie hier: -->www.dresdner-totentanz.de


Wenn du kommst und wenn du gehst / wo du bist und wo du steht, / denke dass du sterben musst.
Komm, alter Vater, komm, / ich muss dich nun begraben, / weil dich die Leute hier nicht länger wollen haben, / dass aber deiner nicht so ganz vergessen sei, / stehst du im Bildnis da mit einer Clerisei.
Ihr seid hier alle gleich: / Wenn einer wär vom Adel, / ein Ratsherr bei der Stadt, / ein Meister ohne Tadel, / Sold und Bauersmann, / ein Mann mit einem Bein, / muss er doch in Person / mit an den Tanze sein.
Der Kaiser folget mir / samt allen Potentaten, / kein König tut mir's nach / an Ruhm wie auch an Taten. / Der Fürst und Grafe stirbt, / es stirbt der Rittermann, / weil niemand, wer es sei, / sich mein erwehren kann.
Und ihr müsst auch mit dran, / kein Weib aus allen Ständen / wird mir in diesem Tanz / entwischen aus meinen Händen. / Der junge Mann muss fort, / das Kind, der alte Greis, / weil man an diesem Ort von / Unterschied nichts weiß.
So wird eines nach dem andern / hin zu seinem Grabe wandern, / bis sie endlich alle sein.
(Paul Christian Hilscher , 1705, Dresdner Totentanzverse an der Friedhofsmauer)

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Der Tod führt den Reigen an.
Er spielt Schalmei, umgeben von Gewürm.
Ihm folgen Papst, Kardinal und Bischof.
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Die hohe Geistlichkeit:
Der Bischof zieht den Abt,
der Chorherr ergreift dessen Gewand
und folgt.
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Der Priester hält den Mönch.
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Laut trommelt der Tod.
Hinter ihm schreiten
Kaiser Karl V.
und König Ferdinand I.
von Böhmen.
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Herzog Georg (der Bärtige)
von Sachsen
blickt auf seinen Sohn Johann.
In der Hand den Rosenkranz
auf der Brust den Orden
vom Goldenen Vlies.
Ein Ritter folgt beiden.
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Kein Edelmann,
kein Ratsherr,
kein Handwerker
entkommt dem bleichen Trommler.
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Der Landsknecht,
der Bauer,
selbst der lahme Bettler
tanzen hinterdrein.
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Holde Weiblichkeit:
Die fromme Äbtissin,
die wohlhabend schöne Bürgersfrau,
die Marktbäuerin mit ihren Gänsen
folgen nach.
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Was nutzt dem reichen Mann
all sein Geld im Sack
nachdem das Kind zu greifen scheint?
Das Kind führt den armen Greis.
Der Tod mit seiner Sense
beendet hier den Kreis.
  
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Quelle und weitergehende Informationen:
Dresdner Totentanz, Das Relief in der Dreikönigskirche Dresden
Verlag Janos Stekovics, Halle (Saale), 2001

Der Altar der Dreikönigskirche - Das Gleichnis von den klugen und törichten Jungfrauen

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   Zwei Engel
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im Kirchenraum
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  Altar
Gegenüber des Dresdner Totentanzes steht im Kirchenraum der großartige, 1741 vom Hofbildhauer Johann Benjamin Thomae (1682-1751) geschaffene Altar, der ebenfalls den Tod - hier aber in der triumphalen Form seiner Überwindung und der ewigen Seeligkeit zum Thema hat. Der himmlische Bräutigam Jesus steht im Strahlenkranz vor dem Hochzeitssaal (dem Himmelreich) und empfängt mit weitgeöffneten Armen die klugen Jungfrauen, die Eingang erhalten. Ihre törichten Schwestern (im Hintergrund) indes hatten vergessen, rechtzeitig Öl auf ihre Lampen zu füllen, sie kamen auf ihrer Suche in der Dunkelheit vom rechten Wege ab, verirrten und verspäteten sich und so bleibt ihnen die Tür zum Paradies auf ewig versperrt. Diese Botschaft ist eindeutig!
Links und rechts begleiten die Evangelisten Matthäus (der das Gleichnis erzählt) und Johannes (mit dem Adler als Attribut) das Geschehen.

Altar der Dreikönigskirche
Bild "DD_DreikoenigskircheAltar2_01.jpg"Bild "DD_DreikoenigskircheAltar2_02.jpg"Bild "DD_DreikoenigskircheAltar2_03.jpg"
Bild "DD_DreikoenigskircheAltar2_04.jpg"Bild "DD_DreikoenigskircheAltar2_05.jpg"Bild "DD_DreikoenigskircheAltar2_06.jpg"Bild "DD_DreikoenigskircheAltar2_07.jpg"

Kirche und Altar wurden im Zweiten Weltkrieg bei dem Bombenangriff auf Dresden zerstört bzw. schwer beschädigt. Die Dreikönigskirche ist wieder aufgebaut, doch der Altar wurde seitdem bewusst in seiner beschädigten Form belassen.

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... wird fortgesetzt.

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zu Ornament und Jugendstil