Extras: Kunstwerke, Figuren und Reliefs in aller Welt: Mosaikkunst

Frühchristliche Mosaiken in Rom

Santa Pudenziana

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Die Kirche Santa Pudenziana gehört mit zu den ältesten christlichen Kirchen Roms. Man muss von der Straße ein paar Stufen zum Bodenniveau des Vorhofes hinuntersteigen. Pudenzia und Praxedes, die beiden Töchter des römischen Senators Pudens, sollen sich zum christlichen Glauben bekannt und später das Martyrium erlitten haben.
Es wird erzählt, dass der römische Senator Pudens die Apostel Petrus und Paulus in seinem Hause zu Gast gehabt haben soll und diese ihn und seine beiden Töchter zum christlichen Glauben bekehrten. Aus dem Haus des Pudens wurde so eine "Hauskirche", die "Kirche des Pudens", in dem die frühen Christen sich möglicherweise privat versammelten.

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384 entstand über einem Teil des Hauses des Pudens die erste Kirche, von der bis heute die Apsis und das Mosaik erhalten sind.
Im Laufe der Jahrhunderte wurde die Kirche mehrfach umgebaut. Statt der ursprünglichen Basilika sehen wir heute eine einschiffige Hallenkirche, doch in ihren Arkaden sind die spätantiken Säulen mit den Palmettenapitellen noch vorhanden.
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Der romanische Portalfries des Eingangs stammt aus dem 11./12. Jahrhundert. Er enthält im Zentrum das Lamm Gottes (Agnus Dei), seitlich werden Pastor (der erste Priester der Kirche) und  Pudenziana (links) sowie Praxedis und Pudens (rechts) in Medaillons zwischen Ranken dargestellt. Ebenfalls aus romanischer Zeit (12. Jh.) stammt der Campanile. Gehen wir hinein!

Das Apsismosaik von Santa Pudenziana

Auch wenn bei den späteren Umbauten Teile am Rand des Mosaiks entfernt wurden, so gehört dieses Bild zu den ganz großen Werken der frühchristlichen Kunst. Es zeigt Christus auf einem kaiserlichen Thron als den neuen Herrscher der Welt am Ende der Zeiten.

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Beim Einbau der Kuppel blieb das Apsismosaik erhalten, wurde aber durch den Bogen beschnitten.

Das Mosaik ist vermutlich im Auftrag von Papst Innozenz I., kurz nach der Plünderung Roms (410) durch die Goten unter Alarich, entstanden. Die Kirche Santa Pudenziana blieb von den Zerstörungen verschont, Christus wird wohl deshalb auch als Retter und Beschützer dargestellt: die Inschrift auf dem Buch in seinen Händen lautet: "Dominus Conservator Ecclesiae Pudentianae" - "Der Herr, der die Kirche von Pudens beschützt".

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Der langsame Zerfall und besonders die Plünderung Roms 410 übten (bereits bevor 476 das west-römische Reich endgültig unterging) einen tiefen Eindruck auf die Zeitgenossen aus. Sie stellten Fragen nach den ewigen Werten des Seins, nach dem, was von alter Größe bleiben wird. Der Kirchenvater Augustinus formulierte es so: "Alles irdische ist endlich." und "Die eigentliche Heimat der Menschen liegt nicht auf Erden, sondern im Himmel." Solche Endzeitgedanken werden in der Offenbarung des Johannes (der Apokalypse) thematisiert: Nach dem Gericht entstehen ein neuer Himmel, eine neue Erde und ein neues Jerusalem. Mit der siegreichen Kirche und unter Christus als Weltenherrscher gibt es dann keinen Tod und kein Leid mehr.

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Im frühen Christentum wurde intensiv über das Wesen und die Natur Christi gestritten. Auf dem Konzil in Nicäa einigten sich schließlich die Teilnehmer auf die Trinität, die Lehre von der Göttlichkeit von Jesus und die Wesenseinheit von Gottvater, Sohn und Heiligem Geist. Christus ist Mensch und Gott zugleich, hier im Mosaik wird er erstmals mit dem Segensgestus der zwei Finger (der zwei Naturen in einem) dargestellt. Christus sitzt als Pantokrator, als Herr des Universums, in der neuen Stadt auf dem reichgeschmückten Kaiserthron. Die neue Stadt, das himmlische Jerusalem, ist prächtig anzuschauen, die Dachziegel sind aus Gold. Über Christus schweben die vier geflügelten apokalyptischen Wesen, die mit den Symbolen der Evangelisten (Löwe, Stier, Adler, Mensch/Engel) verknüpft werden. Auf dem Kalvarienberg hinter ihm erhebt sich das goldene und mit Edelsteinen besetzte Triumphkreuz. Umgeben wird Christus von zehn Aposteln (zwei fielen leider den Umbauten zum Opfer), die in römische Gewänder gekleidet sind. Zwei Frauengestalten halten (ähnlich wie bei den Ehrungen antiker römischer Feldherren) Siegerkränze empor. Die beiden Frauen stehen für die zwei "Kirchen", aus denen das Christentum entstand - rechts (vom Betrachter) hinter Petrus die Kirche aus dem Judentum, links (vom Betrachter) hinter Paulus die Kirche aus dem Heidentum.

Dieses Apsismosaik ist ein wahrhaftes Meisterwerk. Es enthält nicht nur in bester antiker Tradition die ältesten figürlichen Darstellungen, die in einer christlichen Kirche erhalten sind, sondern zeigt für die Gläubigen in prachtvoller Weise die unzweideutige Botschaft der Erlösung der Welt durch Christus.
Mehr Steigerung ist nicht möglich!


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zur Schwester - Santa Prassede