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Mittelalterliche Wohntürme in Magdeburg
In einer mittelalterlichen Stadt waren feudale Eigenbefestigungen in Form von Wohntürmen keine Seltenheit. (Am bekanntesten sind sicher die Geschlechtertürme in Italien - z. B. in San Gimignano).
St. Johannis (li.) u. Warte (re.), nach 1945
Auch in Magdeburg befand sich eine größere Anzahl mittelalterlicher Wohntürme und Eigenbefestigungen. Infolge der Kriegszerstörungen sind im Bereich der Altstadt jedoch keine Reste mehr erhalten. Der letzte Rest einer solchen ursprünglich feudalen Eigenbefestigung, die Ruine der "Warte" (rechts im Bild) wurde nach 1945 beseitigt.
Erstaunlicherweise haben sich jedoch in den äußeren Stadtteilen Magdeburgs, in Prester, in Benneckenbeck, Klein Ottersleben und in Rothensee, mittelalterliche Wohntürme erhalten.
Wohnturm in Magdeburg Prester
am Elbdeich in Magdeburg Prester
Wann der Wohnturm im Stadtteil Magdeburg-Prester erbaut wurde, ist nicht genau bekannt. Die Wappentafel am Turm nennt zwar das Jahr 1520, doch der Turm könnte durchaus älter sein. Der Turm ist zweigeschossig über quadratischem Grundriss, Wohngeschoss ist das nur über eine Außentreppe erreichbare Obergeschoss. Bei Gefahr konnte die Treppe hochgezogen werden.
Wohnturm in Magdeburg Benneckenbeck/Ottersleben
Am Alten Turm
Wohnturm Benneckenbeck
Auch die Erbauungszeit des Wohnturmes in Beneckenbeck/Ottersleben liegt im Dunkeln, es könnte um 1500 aber vielleicht auch bereits im 13. oder 14. Jahrhundert (nach Dehio) gewesen sein. Über der Tür befindet sich allerdings die Jahreszahl 1594. Der Turm ist etwa 18 Meter hoch, die drei Obergeschosse waren zwar im Innern über eine Treppe verbunden, doch nur von außen erreichbar. Leider verfällt der Turm zusehends. Ein ähnlicher Turm war auch in Klein Ottersleben vorhanden. Er ist heute verschwunden.
Das Dorf Benneckenbeck wurde 1920 nach Ottersleben eingemeindet. Der Bürgerverein "Bürger für Ottersleben" informiert am Haltepunkt Schreberstraße auf einer Tafel über die Geschichte Benneckenbecks und über den Turm.
Reste eines mittelalterlichen Wohnturmes in Magdeburg Klein Ottersleben
Infotafel zum Turmrest
"Dieser Rest eines ehemaligen mittelalterlichen Wohnturmes und die Kirche sind die ältesten noch erhaltenen Bauwerke in Klein Ottersleben. Erstmals wurde der Turm 1480 erwähnt: Ludiger von Ottersleben besaß hier einen Hof mit Turm. Dieser Turm war immer Bestandteil des späteren Rittergutes Klein Ottersleben und ist mindestens 500 Jahre alt. Auf einem alten Kupferstich, der die Belagerung Magdeburgs im Jahre 1629 zeigt, sind die Kirche, das Gutshaus und der Turm zu sehen. (...)
Der Turm wird in Notzeiten als Zufluchtsort gedient haben. Im Kirchenbuch von Klein Ottersleben steht geschrieben, dass am 27. März 1683 (ein Pestjahr) der Junker Hänichen einen Sohn auf dem Turm der Familie von Lattorf hat taufen lassen."
Der Turm wird in Notzeiten als Zufluchtsort gedient haben. Im Kirchenbuch von Klein Ottersleben steht geschrieben, dass am 27. März 1683 (ein Pestjahr) der Junker Hänichen einen Sohn auf dem Turm der Familie von Lattorf hat taufen lassen."
"Der Turm besitzt im erhaltenen Erdgeschoss einen Raum mit Tonnengewölbe. Von hier gab es keinen Zugang zu den oberen Turmgeschossen. Sie waren aus Verteidigungsgründen nur über eine äußere Leiter zu erreichen. Im 18. und 19. Jh. wurde das Erdgeschoss als Gefängnis von Klein Ottersleben genutzt. Der Turm wurde später in den Baukomplex der damaligen Stallanlage des Rittergutes integriert und seine einstige Höhe schon damals etwas verkleinert. In dieser Zeit wurde das Erdgeschoss als Schweinestall genutzt. Dieser Zustand dauerte bis 1945. Nach 1945 wurden große Teile der alten Stallanlagen abgerissen. Dabei erkannte man den Wert des damaligen Turmes wahrscheinlich nicht, denn er wurde bis auf die heute verbliebene Resthöhe von ca. 3,5 Meter abgerissen. Zwischenzeitlich erhielt der Turm ein Notdach, um den weiteren Verfall zu stoppen. Das verbliebene Erdgeschoss mit Tonnengewölbe aus Bruchstein wurde von Schutt beräumt.
Der Bauzustand der Reste dieses historisch wertvollen Gebäudes sollte weiter gesichert werden."
Der Bauzustand der Reste dieses historisch wertvollen Gebäudes sollte weiter gesichert werden."
Textquelle (kursiv): Tafel am Turm, Bürgerverein "Bürger für Ottersleben e. V." 2015
Inhalte u. Texte: H.-W. Magnus / J. Nelkner
Inhalte u. Texte: H.-W. Magnus / J. Nelkner
Mittelalterlicher Wohnturm in Magdeburg Rothensee
Infotafel zum Turmhof Rothensee
Besser erhalten und genutzt wird der Wohnturm in Rothensee. Die Interessengemeinschaft Rothenseer Bürger e. V. informiert auf ihrer Tafel über den Turmhof:
"Die Erbauer dieses alten Turmes waren vermutlich die Ritter von Rothensee, welche sich von 1225 bis 1313 nachweisen lassen. Als Zeichen ihrer Macht und zum Schutz gegen Slawen erbauten sie diesen festen Turm, der jedoch von Anfang an Wohnzwecken diente. Auch dieses Gebäude gehört zu den Freihöfen, wie der Große Hof (...).
Der dreistöckige quadratische (5.60 Meter x 5.80 Meter) Bau hat unten eine Mauerstärke von 1.30 Meter und verjüngt sich nach oben auf 0.80 Meter. Nördlich schließt sich an den Turm ein zweistöckiges Fachwerkhaus an. Weiterhin gehören zum Turmhof ein Pfeilerturm, eine Fachwerkscheune aus dem Jahr 1876 sowie ein ein Stallgebäude in Ziegelbauweise aus der Zeit um 1900.
Der gesamte Gebäudekomplex, der heute in Privatbesitz und bewohnt ist, ist ein Wahrzeichen von Rothensee und befindet sich auf der Denkmalschutzliste der Stadt Magdeburg."
"Die Erbauer dieses alten Turmes waren vermutlich die Ritter von Rothensee, welche sich von 1225 bis 1313 nachweisen lassen. Als Zeichen ihrer Macht und zum Schutz gegen Slawen erbauten sie diesen festen Turm, der jedoch von Anfang an Wohnzwecken diente. Auch dieses Gebäude gehört zu den Freihöfen, wie der Große Hof (...).
Der dreistöckige quadratische (5.60 Meter x 5.80 Meter) Bau hat unten eine Mauerstärke von 1.30 Meter und verjüngt sich nach oben auf 0.80 Meter. Nördlich schließt sich an den Turm ein zweistöckiges Fachwerkhaus an. Weiterhin gehören zum Turmhof ein Pfeilerturm, eine Fachwerkscheune aus dem Jahr 1876 sowie ein ein Stallgebäude in Ziegelbauweise aus der Zeit um 1900.
Der gesamte Gebäudekomplex, der heute in Privatbesitz und bewohnt ist, ist ein Wahrzeichen von Rothensee und befindet sich auf der Denkmalschutzliste der Stadt Magdeburg."
oder
zu den Türmen in Burg (bei Magdeburg)