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Die Friedhofskapelle Bebertal (Sachsen-Anhalt) - eine Station an der Straße der Romanik


Die verschwundene Kirche

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Vor dem Eingang zum Friedhof klärt eine Informationstafel auf, warum die unscheinbare Kapelle in Bebertal eine Station an der Straße der Romanik ist:
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Die heutige Ortschaft Bebertal wird erst 1950 durch den Zusammenschluss von Dönstedt und Alvensleben gebildet. Als der Name Alvensleben allerdings 954 erstmals urkundlich genannt wird, liegt die Ansiedlung im Umfeld dieser Infotafel.
Anfang 9. Jahrhundert. Der Sage nach lässt der Halberstädter Bischof Hildegrim eine der ersten 35 Taufkirchen seines Bistums errichten und weiht sie dem heiligen Stephan.

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Skizze an Nordhusen angelehnt (hb)
12. Jahrhundert. Anstelle des vermutlich hölzernen Gründungsbaus entsteht eine aus Westquerturm, Schiff, Chor und Apsis bestehende Kirche aus massivem Mauerwerk von beträchtlichem Ausmaß.
Von der romanischen Stephanskirche sind heute lediglich die Traufseiten des Chores erhalten. Im Unterschied zur fenster- und schmucklosen Nordseite zeigt die Südseite eine außergewöhnlich reiche Architekturgestaltung. Ausgehend von einem Fundamentsockel wird die Wand durch plastische Lisenen vertikal in drei Abschnitte gegliedert, in deren Mitte sich jeweils ein Kreisfenster befindet. Zwei dieser altertümlichen Fenster und die Reste einer Lisene sind bis heute erhalten.

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Teile der Chorwand mit zwei Rundfenstern blieben erhalten

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Bebertal Alvensleben, Velt-
heimsburg, Ruine des Palas (?)
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Bergfried
13. Jahrhundert. Eine wenige hundert Meter östlich von Altalvensleben entstehende Höhenburg wird 1179 erstmals urkundlich erwähnt. Dort erwächst durch die Ansiedlung von Burgmannen zunächst das neue Dorf Alvensleben. Östlich davon kommt im 13. Jahrhundert der städtische Züge tragende Ort Markt Alvensleben mit der St. Jakobskirche hinzu.

15. Jahrhundert. Die neuen Siedlungen erblühen zunehmend, so dass am Ende des Mittelalters Altalvensleben ganz verödet und zur Wüstung wird. die nur noch für Bestattungsgottesdienste genutzte Stephanskirche verliert ihren Status als Pfarrkirche an die im 17. Jahrhundert im neuen Dorf Alvensleben neu errichtete Kirche St. Godeberti.

1790. In Altalvensleben überdauert die an der Beber gelegene Wassermühle die Jahrhunderte des Niedergangs. Erst 1790 plant das königliche Bergamt Alvensleben an deren Stelle eine neue Schmelzhütte zu errichten. Auf einem dazu erstellten Situationsplan ist auch die alte Stephanskirche eingezeichnet. Dadurch ist bekannt, dass deren Westquerturm breiter als das anschließende Kirchenschiff ist und anscheinend die Dimensionen der bis heute bestehenden Kirchenruine von Nordhusen hat.

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1794. Die alte Stephanskirche wird bis auf die Traufwände des Chores abgebrochen und anstelle dessen ein profanes Leichenhaus errichtet. Dabei werden für die Vorhalle Teile der romanischen Werksteinarchitektur wiederverwendet.

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1935. Die Kunsthistorikerin Marie Luise Harksen wird auf die Kreisfenster der alten Stephanskirche aufmerksam. Darauf werden die bis dahin vermauerten Fenster wieder geöffnet. Letztlich schnitzt der Alvensleber Philipp Barth die Inschrift "Christus ist die Auferstehung und das Leben" in den Giebelbalken.


Bebertal Alvensleben bietet mit dem besteigbaren Bergfried und der imposanten Binnenmauer der Veltheimsburg sowei dem bestens erhaltenen Westquerturm und den Außenmauern des Schiffes der Marktkirche St. Jakob in der Gesamtschau beeindruckende Beispiele romanischer Architektur.
(Textquelle (kursiv): Infotafel am Friedhofseingang Bebertal)

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zu den Dorfkirchen - Teil 1