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Romanische Dorfkirchen in Magdeburgs Umgebung*) - Teil 2
St. Stephani, Ottersleben
Karte: OpenStreetMap
Viele der alten Dorfkirchen am Stadtrand und im Umkreis von Magdeburg stammen aus der Romanik und erinnern mit ihren trutzigen Türmen (meistens sind es Westquertürme) an das umfangreiche Baugeschehen im 12./13. Jahrhundert.
*) Der Begriff Umgebung von Magdeburg ist bezüglich der Entfernung willkürlich gewählt, die Auswahl der Objekte ist wie immer rein zufällig, stellt keine Bewertung dar und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Ottersleben (Magdeburg-Ottersleben)
Ottersleben besteht aus mehreren Teilen: Groß-Ottersleben, Klein-Ottersleben und Benneckenbeck. 1952 wurde Ottersleben (damals mit über 15000 Einwohner) nach Magdeburg eingemeindet. Der Name "Otteresleba" findet sich erstmals im Jahr 937 in einer Urkunde Ottos I. Heute lässt sich nicht mehr bestimmen, ob es sich dabei um Groß- oder Klein-Ottersleben handelte. Diese Unterscheidung erfolgte urkundlich erstmals im 13. Jahrhundert.
In beiden Ortsteilen haben sich jedoch zwei bemerkenswerte romanische Kirchen erhalten.
In beiden Ortsteilen haben sich jedoch zwei bemerkenswerte romanische Kirchen erhalten.
Klein-Ottersleben: St. Johann d. T.
St. Johann d. T., Klein-Ottersleben
Die Kirche präsentiert sich seit der letzten Restaurierung (2000) frisch herausgeputzt, so dass man das Alter und die Besonderheiten des Mauerwerks nicht mehr unmittelbar sehen kann. Im unverputzten Zustand waren verschiedene Bauphasen gut erkennbar, darunter vermauerte rundbogige romanische Schallöffnungen im Turm sowie an der Nordwand des Schiffes ein vermauertes aus drei Monolithen gebildetes Portal (2).
Die vor der Restaurierung durchgeführten Bauuntersuchungen brachten Erstaunliches zu Tage: Bei der Johanneskirche muss es sich um eine der ältesten Kirchen der Region handeln, wobei größere Teile des ursprünglichen Mauerwerks erhalten blieben und in den jetzigen Bau einbezogen wurden. Die Rekonstruktion lässt für das Ende des 11. Jahrhunderts eine kleine turmlose Saalkirche wahrscheinlich werden, in deren Westbereich im 12. Jahrhundert der Turm unter Nutzung der Süd-, West- und Nordwand des ursprünglichen Schiffes eingebaut wurde. Der Turm wurde dann noch zwei weitere Male erhöht (die alten Schallöffnungen dabei jedesmal vermauert), letztmalig mit dem heutigen Glockengeschoss Anfang des 14. Jahrhunderts.
Groß-Ottersleben: St. Stephani
Die Kirche mit ihrem markanten Turm ist weithin sichtbar. Ursprünglich wurde sie als eine Wehrkirche mit dem mächtigem romanischen Westquerturm auf der Anhöhe (Kirchberg) errichtet. Die schriftliche Ersterwähnung stammt aus dem Jahr 1205. Auf der Informationstafel "Heimatkundlicher Rundweg Ottersleben - Die Kirche St. Stephani" kann man Interessantes zu Geschichte und Architektur des Bauwerks erfahren. Nachfolgend wird der Text der Tafel auszugsweise wiedergegeben:
Informationstafel: Heimatkundlicher Rundweg Ottersleben - Die Kirche St. Stephani
Informationstafel
Diesdorf (Magdeburg-Diesdorf): St. Eustachius und Agathe
St. Eustachius u. Agathe
In der Schenkungsurkunde Kaiser Ottos I. an das Mauritiuskloster Magdeburg aus dem Jahr 937 wird auch Diesdorf erwähnt. So kann Diesdorf, wie auch andere Orte in der Umgebung Magdeburgs, auf ein stattliches Alter verweisen. Die Kirche des Ortes, St. Eustachius und Agathe, ist ein im Kern romanischer Saalbau mit querrechteckigem Westturm, vermutlich aus dem 12./13. Jahrhundert. Später wurde die Kirche immer wieder verändert und umgebaut, das quadratische Glockengeschoss mit den abgeschrägten Ecken und der achteckige Turmhelm stammen aus den Jahren um 1830.
Die giebelständige Südvorhalle (wahrscheinlich Ende des 15. Jahrhunderts) zeigt über dem Portal ein (barockes) Stifterwappen mit Putten und eine Sonnenuhr!
Niederndodeleben, St. Peter und Paul
Die Petrus-und-Paulus-Kirche in Niederndodeleben ist Anfang des 18. Jahrhunderts zwar vergrößert worden, doch der ursprüngliche Bau ist im Kern romanisch. Unter anderem wurden vom ursprünglich romanischen Bau die Umfassungsmauern bis zum Choransatz übernommen. Äußerer Blickpunkt ist der romanische Westquerturm, der aus der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts stammt. Er besteht aus Bruchsteinen. Am unteren Geschoss des Turmes befinden sich Ecklisenen und ein typisch romanischer Rundbogenfries. Die Schallöffnungen des Glockengeschosses sind paarig und zeigen kleine Mittelsäulen, deren Kapitelle teilweise mit einfachen Palmetten- und Blattornamenten verziert sind.
Der Ort Niederndodeleben wurde 937 erstmals urkundlich*) erwähnt. Für den Bau des Turmes im 12. Jahrhundert sprechen nicht nur die Kapitellplastik sondern auch die sorgfältige Bauausführung und Mauertechnik.
*) In der Urkunde von 937 ist einmal von Dudulon = (Hohen-) Dodeleben und einmal von iterum Dudulon = also das "andere" (Niedern-) Dodeleben die Rede.
Schnarsleben (Niederndodeleben): St. Stephanus
St. Stephanus, Niederndodeleben
Die Kirche in Niederndodeleben-Schnarsleben ist dem Hl. Stephanus geweiht. Stephanus, der erste Märtyrer, ist auch der Schutzheilige des Halberstädter Bistums, dessen Bischof Hildegrim im 9. Jahrhundert viele Stephanus-Kirchen in der Region gründete. Ob Schnarsleben tatsächlich auf diese frühe Zeit zurückgeht, lässt sich allerdings nicht belegen. Die erste Erwähnung des Ortes datiert aus dem Jahr 1152. Der romanische Westquerturm von St. Stephan geht auf das 12. Jahrhundert zurück, Jochen Roessle vermutet, dass auch "große Teile des heutigen Schiffes romanischen Ursprungs sind" (2).
Der sorgfältig gemauerte Turm ist 8,95 Meter breit und 5,65 Meter tief. Unterhalb des Glockengeschosses erkennt man vermauerte rundbogige romanische Schallöffnungen. Das Kirchenschiff wurde Ende des 17. Jahrhunderts verlängert (neuer Ostabschluss) und mit größeren Fenstern versehen. Vermutlich ist damals auch der Turm um das heutige Glockengeschoss erhöht worden. Der Wechsel im Mauerverband ist deutlich zu erkennen.
An der Südwand des Kirchenschiffs hat sich ein (vermauertes und leider stark verwittertes) Renaissanceportal mit der Jahreszahl 1612 erhalten.
An der Südwand des Kirchenschiffs hat sich ein (vermauertes und leider stark verwittertes) Renaissanceportal mit der Jahreszahl 1612 erhalten.
Klein Rodensleben: St. Pankratius
Auch die Pankratius-Kirche in Klein Rodensleben wurde um 1712 (diese Jahreszahl findet sich über dem Eingangsportal) komplett um- bzw. neugestaltet, doch der querrechteckige Westturm mit seinen rundbogigen Schallöffnungen stammt aus romanischer Zeit. Der Turmaufsatz aus Fachwerk und das steile Dach sind natürlich wesentlich jünger, möglicherweise aus der Mitte des 18. Jahrhunderts.
Besonders schön leuchtet die Kirche im winterlichen Abendlicht:
Wellen: St. Christophorus
St. Christophorus, Wellen
Dominant liegt die Christophorus-Kirche in Wellen auf einem kleinen Hügel, der romanische Westquerturm ist weithin sichtbar. Auch diese Kirche ist im 18. Jahrhundert umgestaltet worden, das Kirchenschiff ist ein Neubau des 18. Jahrhunderts, versehen mit hohen gotisierenden Fenstern.
Ältester Teil ist der 8,70 Meter breite und 5,90 Meter tiefe Turm. Wellen wird 1140 erstmals urkundlich erwähnt, das romanische Mauerwerk des Turms stammt vom Ende des 12. Jahrhunderts.
Ältester Teil ist der 8,70 Meter breite und 5,90 Meter tiefe Turm. Wellen wird 1140 erstmals urkundlich erwähnt, das romanische Mauerwerk des Turms stammt vom Ende des 12. Jahrhunderts.
Betrachtet man das Mauerwerk des Turmes, dann fallen die verschiedenen Steinlagen auf, sorgfältig ausgeführte Mauerstreifen wechseln mit weniger präzisem Mauerwerk ab. Der untere Turmteil besteht aus Grauwacke, gefolgt von Kalkstein, darüber wurde wieder Grauwacke verwendet, im Bereich der Schallöffnungen findet man auch Sandstein.
Im Glockengeschoss befinden sich jeweils zwei rundbogige Schallöffnungen an der S-, W- und N-Seite des Turmes, in der Ostwand sind es drei Öffnungen. Die drei Schallöffnungen der Ostwand sind nicht mittig angeordnet, möglicherweise gab es hier eine vierte.
Teile des Turmes (u. a. der obere Teil der Westwand) mussten im 19. Jahrhundert nach einem Brand erneuert werden, aus dieser Zeit stammt auch das spitze Turmdach.
Im Glockengeschoss befinden sich jeweils zwei rundbogige Schallöffnungen an der S-, W- und N-Seite des Turmes, in der Ostwand sind es drei Öffnungen. Die drei Schallöffnungen der Ostwand sind nicht mittig angeordnet, möglicherweise gab es hier eine vierte.
Teile des Turmes (u. a. der obere Teil der Westwand) mussten im 19. Jahrhundert nach einem Brand erneuert werden, aus dieser Zeit stammt auch das spitze Turmdach.
An der nördlichen Außenwand im Chorbereich befinden sich zwei interessante Grabplatten aus der Renaissancezeit: Sie zeigen ein Ehepaar in zeitgenössischer Kleidung, dabei handelt es sich um Jost und Anna von Wellen. Jost von Wellen verstarb 1605.
Irxleben: St. Eustachius
Zum Glück fließt der Autoverkehr auf der Bundesstraße 1 in gewissem Abstand an der auf einem Hügel gelegenen Eustachius-Kirche in Irxleben vorbei. Von Weitem ist deshalb nicht gleich zu sehen, dass beim Bau der Kirche in den Formen der Neogotik 1892/93 der romanische querrechteckige Westturm des Vorgängerbaus mit einbezogen wurde. Beim Näherkommen sieht man, dass der Turm unten aus einem älteren Bruchsteinteil besteht, auf den das gotisierende Glockengeschoss aus Backsteinen aufgesetzt wurde.
zum Teil 3, Dorfkirchen nordwestlich Magdeburgs