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Glocken- und andere Türme in Italien
Schiefer Turm in Pisa
Türme sind Dominanten. In Verbindung mit Kirchenbauten tragen sie in der Regel Glocken, deren Schall durch die erhöhte Position weithin zu hören ist. Wenn der Turm nicht direkter Bestandteil des Kirchengebäudes ist oder sogar frei steht, dann spricht man von einem Campanile. Besonders oft ist diese Art Glockenturm ("campana" = (it.) Glocke) in Italien anzutreffen, wobei zweifellos der schiefe Turm von Pisa als berühmtester Vertreter gilt. Die antiken Tempel und allerersten christlichen Kirchen kannten jedoch noch keine Glockentürme, die ersten freistehenden Türme wurden wohl im Zusammenhang mit den in Ravenna im 6. Jahrhundert errichteten Kirchen S. Apollinare in Classe und S. Apollinare Nuovo gebaut. Die Rundtürme dieser beiden Kirchen stammen aus dem 9. oder 10. Jahrhundert.
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Türme in Ravenna
Der Campanile von Sant' Apollinare Nuovo, Ravenna
S. Apollinare Nuovo
Der Ostgotenkönig Theoderich (der Große) soll die Basilika im 6. Jahrhundert als Palastkirche errichtet haben lassen, bekannt ist das zum Weltkulturerbe zählende Gebäude heute vor allem durch seine phantastischen Wandmosaiken im Inneren.
Die Kirche ist etwas von der Straße zurückgesetzt, so dass sich vor der Westseite ein kleiner Platz bildet. Die Vorhalle wurde allerdings erst im späten Mittelalter gebaut. Rechts, auf der Südseite, steht der etwa 38 Meter hohe Campanile aus dem 9. oder 10. Jahrhundert, dessen Rundform so typisch für Ravenna ist. Vermutlich dienten für die runde Form Türme der römischen Stadtmauerbefestigung als Vorbild (wikipedia).
Die Kirche ist etwas von der Straße zurückgesetzt, so dass sich vor der Westseite ein kleiner Platz bildet. Die Vorhalle wurde allerdings erst im späten Mittelalter gebaut. Rechts, auf der Südseite, steht der etwa 38 Meter hohe Campanile aus dem 9. oder 10. Jahrhundert, dessen Rundform so typisch für Ravenna ist. Vermutlich dienten für die runde Form Türme der römischen Stadtmauerbefestigung als Vorbild (wikipedia).
Vor der Kirche befindet sich eine Informationstafel, auf der das Bauwerk in italienischer und englischer Sprache beschrieben wird. Nachfolgend ist der englische Text wiedergegeben:
Informationstafel vor der Kirche:
Detail vom Campanile
Reste des Palastes von Theoderich?
In neun Abschnitten wird der Turm durch Fensteröffnungen geschickt gegliedert: im untersten Abschnitt befinden sich nur schmale Lichtschlitze, darüber werden drei einfache Bogenfenster angeordnet, gefolgt drei Biforien (zweibogige Fenster), deren lichte Weite nach oben größer wird. Die beiden oberen Stockwerke schmücken dreibogige Fenster. Der Turm wird so nach oben zu leichter und luftiger und wirkt dadurch scheinbar schlanker. Diese elegante Art der Fenstergliederung wird auch für andere Kirchtürme übernommen.
Der Campanile von Sant'Apollinare in Classe, Ravenna
Sant'Apollinare in Classe
Sant'Apollinare in Classe (Civita Classis ist der antike Name der später versandeten Hafenstadt) wurde errichtet, nachdem der byzantinische Feldherr Belisar große Teile des Ostgotenreiches und auch Ravenna zurückerobert hatte. Die unter dem Erzbischof Maximinian fertiggestellte Kirche ist 549 dem Hl. Apollinaris, dem ersten Bischof Ravennas, geweiht. Dessen sterbliche Überreste wurden allerdings im 9. Jahrhundert aus Sicherheitsgründen in die mitten in der Stadt liegende Kirche Sant'Apollinare Nuovo überführt, die auch dadurch erst ihren Namen erhielt.
Prachtvoll sind die Mosaikdarstellungen im Chorbereich: im Zentrum der Apsiskalotte befindet sich das zentrale Christuskreuz (ein Gemmenkreuz), darunter die Figur des Hl. Apollinaris, der wie ein guter Hirte die Schäfchen auf der Wiese weidet. Diese Darstellung ist durchaus politisch motiviert, der Erzbischof von Ravenna fühlte sich dem Papst in Rom ebenbürtig.
Prachtvoll sind die Mosaikdarstellungen im Chorbereich: im Zentrum der Apsiskalotte befindet sich das zentrale Christuskreuz (ein Gemmenkreuz), darunter die Figur des Hl. Apollinaris, der wie ein guter Hirte die Schäfchen auf der Wiese weidet. Diese Darstellung ist durchaus politisch motiviert, der Erzbischof von Ravenna fühlte sich dem Papst in Rom ebenbürtig.
Vor der Kirche befand sich ursprünglich ein Narthex (ein Vorbau), mit kleinen zweigeschossigen Turmbauten. Der im Nordosten später hinzugefügte Campanile stammt wahrscheinlich erst aus dem 10. Jahrhundert. Der Rundturm zählt ähnlich wie der Campanile von Sant'Apollinare Nuovo mit zu den schönsten Bauten seiner Art, auch hier erweitern sich die Fensteröffnungen von einfachen Lichtschlitzen im unteren Bereich über Einfach- und Zweifachbögen zu den Dreifachfenstern im oberen Bereich.
Der Turm ist 37,50 Meter hoch, der Innendurchmesser beträgt 6,17 Meter. Die Mauerstärke beträgt am Eingang 1,91 Meter (*). Ein schmaler Durchgang verbindet den Glockenturm mit dem nördlichen Seitenschiff der Kirche.
(*) aus: Die Basilika Sant'Apollinare in Classe, ill. Kunstführer, herausgegeben von den Vallombrosaner Benediktinermönchen des Klosters Sant'Apollinare in Classe, ohne Jahresangabe
Noch mehr Türme in Ravenna
Die Basilika Santa Croce
Die Basilika Santa Croce steht in Nachbarschaft zur ungleich berühmteren Kirche San Vitale und zum Mausoleum der Galla Placida. Letzteres war ursprünglich an den Narthex von S. Croce angebaut. Die ursprüngliche Basilika stammte ebenfalls aus dem 5. Jahrhundert. Später immer wieder verändert, sieht man heute eine Apsis aus dem 15., den Campanile aus dem 16. (?) und die Fassade aus dem 17. Jahrhundert.
Der Dom
Ravenna, Dom
Mitte des 18. Jahrhunderts wurde der Dom anstelle der 1733 zerstörten Kirche des 5./6. Jahrhunderts neu gebaut. Aus der Ursprungszeit blieb der mit Tierdarstellungen verzierte Ambo (Kanzel) im Innern erhalten. Auch der runde Campanile kann auf ein beträchtliches Alter verweisen, er stammt aus dem 10./11. Jahrhundert. Gleich daneben befindet sich auch eines der ältesten Monumente Ravennas, die Taufkapelle der Kathedrale, die sogenannte Taufkapelle der Orthodoxen, auch das Neonische Baptisterium genannt. Die Taufkapelle geht auf das Ende des 4./Anfang des 5. Jahrhunderts zurück.
San Francesco: Campanile, Sonnenuhr und Goldfische
Ravenna, San Francesco
Der Ursprungsbau der Kirche San Francesco stammt aus der Zeit des Bischofs Neone, aus dem 5. Jahrhundert, und war den Aposteln geweiht. Im 10. Jahrhundert wurde die Kirche neu aufgebaut, im 20. Jahrhundert (nach Schäden aus dem Zweiten Weltkrieg) ein weiteres mal. Der viereckige Glockenturm ist etwa 33 Meter hoch, er zeigt zwei-, drei- und vierbogige Fenster. Wenn man genau hinschaut, kann man oben in die Mauer eingelassene glasierten Schalen entdecken (Ähnliches findet man am Campanile der Abtei in Pomposa), die von der Dekorationsfreude der Zeit künden.
Der Turm wird auf das 9./10. oder 10./11.Jh datiert (die Angaben schwanken). Sehenswert ist auch das Innere: Der Boden der Krypta im Chorbereich liegt heute unter dem Grundwasserniveau. Mit ein bisschen Glück kann man hier die Goldfische schwimmen sehen...
Der Turm wird auf das 9./10. oder 10./11.Jh datiert (die Angaben schwanken). Sehenswert ist auch das Innere: Der Boden der Krypta im Chorbereich liegt heute unter dem Grundwasserniveau. Mit ein bisschen Glück kann man hier die Goldfische schwimmen sehen...
Pomposa