Glocken- und andere Türme in Italien - Teil 4

Venedig

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Campanile, Piazetta, Dogenpalast
Wer sich Venedig von der Wasserseite nähert, der wird von einer prächtigen Stadtfassade empfangen, die seit Jahrhunderten ihre Besucher fasziniert. "Oh Eitel-Egbert, sieh doch nur, eine Märchenstadt!" ruft die Gemahlin des preußischen Majors von Treskow beim Anblick Venedigs begeistert aus... (Mosaik, Heft 88, von Hannes Hegen)
Und es gibt wohl bis heute niemanden, der sich diesem Zauber der Lagunenstadt entziehen kann...


Der Campanile von San Marco

Der freistehende und weithin sichtbare Glockenturm steht im Gelenkpunkt der L-förmigen Platzanlage von Piazza und Piazetta und hat als vertikale Dominante im Dreiklang mit den beiden anderen Symbolbauten Dogenpalast und Markuskirche Wahrzeichencharakter: Er ist "eher Staats- und Stadtzeichen als Kirchturm". (Meinrad von Engelbert)


Der Turm wurde (möglicherweise auf älteren Fundamenten) im 12. Jahrhundert aus Ziegeln errichtet. Seine heutige Gestalt mit Glockenstube, Aussichtsplattform, dem charakteristischen kupfergedeckten Pyramidendach und der vergoldeten Statue des Erzengels Gabriel erhielt er Anfang des 16. Jahrhunderts.

Der Campanile - zu verschiedenen Tageszeiten
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Logetta am Campanile
Jacopo Sansovino errichtete 1540 an der Ostseite des Campanile die Logetta und schuf damit einen Bezug zur Porta della Carta, dem prachtvollen Haupteingang in den Dogenpalast. Logetta, Porta della Carta und der Krönungsplatz der Dogen auf der Scala dei Giganti werden so zur Idee einer "Via triumphalis" erhöht (Thorsten Droste). Und darin liegt auch die grundlegende Konzeption dieses einzigartigen Stadtraumes:  die einzelnen Gestaltungselemente der Platzanlage, angefangen von den beiden monolithischen Säulen, die die Figuren des Markuslöwen und des Stadtheiligen Theodor tragen, hin zum Blickfang des Torre dell'Orologio, über die in den Raum vorspringende Basilika S. Marco und schließlich die langen Arkadenreihen der Prokuratien, sind gestalterisch aufeinander bezogen und ergänzen sich spannungsvoll.
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Und wer hier "...nicht sein Herz stärker klopfen fühlt, wenn er auf dem Markusplatze steht, der lasse sich begraben, denn er ist tot, unwiederbringlich tot. (...) Nocheinmal: Wer am Markusplatz sein Herz nicht schlagen fühlt, hat keines." (Franz Grillparzer, Tagebuch auf der Reise nach Italien, 1819)
Quelle: gutenberg.spiegel.de/buch/tagebuch-auf-der-reise-nach-italien/8058/1
Aber Schönheit ist so sehr zerbrechlich! 1902 stürzte der Campanile ein, zum Glück wurde er "wie er war und wo er war" neu errichtet. Doch die Gefährdungen für die Stadt sind infolge des modernen Massentourismus seitdem noch aus einer ganz anderen Richtung*) kommend dramatisch gewachsen.
*) Salvatore Settis: Wenn Venedig stirbt, Streitschrift gegen den Ausverkauf der Städte, Wagenbach 2019


Campanile von San Giorgio Maggiore

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Schaut man von der Piazetta auf das Meer, dann verliert sich der Blick nicht im Unendlichen, sondern findet Halt an der Kirche San Giorgio Maggiore, deren Campanile mit dem auf dem Markusplatz korrespondiert. Diese Kirche ist bereits der dritte Bau auf der kleinen Insel, er wurde 1565 von Andrea Palladio (1508-1580) begonnen, 1611 mit der Marmorverkleidung der Fassade vollendet. Der Campanile wurde 1791 neu errichtet, nachdem der Vorgänger 1774 eingestürzt war. Von der Plattform aus etwa 60 Meter Höhe genießt man einen überwältigenden Rundblick!

S. Giorgio Maggiore, außen und innen
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Der Innenraum ist reine Architektur und bietet einen festlich-erhabenen Anblick, zwei Gemälde von Tintoretto an den Seitenwänden bemerkt man erst später. Zur Zeit der Fotoaufnahme wurde der feierliche Raum durch eine moderne, begehbare Skulptur (Himmelsleiter) farbig belebt.
  

Hier geht es zur kleinen ---> Bildergalerie der Campanile
Und hier geht es zum ---> Panoramablick auf Venedig!

Und wenn Sie noch ein wenig in Venedig verweilen wollen... hier geht es zu einigen architektonischen Höhepunkten: -->Kapitelle am Dogenpalast

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zum Torrazzo in Cremona

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