Brunnen und Wasserspiele in Nürnberg - Teil 1

Der "Schöne Brunnen" auf dem Hauptmarkt zu Nürnberg

In der an Sehenswürdigkeiten so reichen Stadt Nürnberg gehört der "Schöne Brunnen" unzweifelhaft mit zu den Hauptattraktionen: Aus einem achteckigen Brunnenbecken mit vier Wasserausflussröhren erhebt sich die reichverzierte steinerne Brunnenpyramide in der Form eines durchbrochenen gotischen Turmhelmes. Geschichts- und symbolträchtig ist die ganze Gestaltung des Brunnens: Insgesamt 40 (+4) sitzende und stehende Figuren stellen die Weltsicht des mittelalterlichen Heiligen Römischen Reiches dar.

Der Schöne Brunnen zu Nürnberg
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Außen am Beckenrand sitzen acht hochrangige Vertreter der Wissenschaft. Es sind antike Gelehrte, die die Philosophie und die sieben freien Künste repräsentieren. Zum Marktplatz hin sitzt mit einem Buch in der Hand der Philosoph Sokrates (1). Ihm folgen - in Uhrzeigerrichtung - Donatus (2, ebenfalls mit Buch), Cicero (3, mit Schnallentasche) und Aristoteles (4, mit Tasche). Diese drei Herren symbolisieren das "Trivium", den Dreiweg, der aus den sprachlichen Fächern Grammatik, Rhethorik und Dialektik, die Kunst des logischen Denkens, besteht. Danach folgen Nikomachos (5, mit Rechentabelle), Ptolemäus (6, mit Sextant), Euklid (7, mit Winkel und Zirkel?) sowie Pythagoras (8, mit Hirtenflöte). Die vier symbolisieren den weiterführenden mathematisch-naturwissenschaftlichen "Vierweg", das "Quadrivium" mit den Fächern Arithmetik, Astronomie, Geometrie und Musik.

Gelehrsamkeit am Schönen Brunnen
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Doch so ganz "frei" sind die Herren Wissenschaftler nicht: hinter ihnen sitzen größere Figuren, dabei handelt es sich um die vier Kirchenväter Gregor (9), Augustinus (10), Hieronymus (11) und Ambrosius (12) sowie die vier Evangelisten Johannes (13), Lukas (14), Markus (15) und Matthäus (16) (Reihenfolge in Uhrzeigerrichtung, siehe Skizze).

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Eine Ebene höher über der weltlichen und geistlichen Gelehrsamkeit stehen die Mächtigen, zunächst die sieben Kurfürsten des Hl. Römischen Reiches (vier weltliche Fürsten: Sachsen (17), Brandenburg (18), Pfalz (19) und Böhmen (20) sowie drei geistliche: die Erzbischöfe von Trier (21), Mainz (22) und Köln (23)). Ihnen folgen neun vorbildhafte "gute" Helden bzw. Herrscher, drei antik-heidnische (Hektor von Troja (24), Alexander (25), Julius Cäsar (26)), drei jüdische (David (27), Judas Makkabäus (28), Joshua (29)) und drei christliche (Gottfried von Bouillon (30), König Artus (31), Karl der Große (32)).
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Herrscher und Helden
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Der Stufung vom Profanen zum Sakralen entsprechend sind auf der dritten Ebene der biblische Moses und sieben Propheten des alten Testamentes zu finden: Joel, Jesaja, Amos, Hesekiel, Jeremias, Daniel und Hosea:

Propheten am Brunnen
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Eine Unmenge an Details lassen sich am Schönen Brunnen entdecken. Bleibt noch zu erwähnen, dass unten neben bzw. auf den Wasserausflussrohren Putten als Trommler, Gitarrespieler, Hornbläser und als Bogenschütze ihren Platz haben.

Wasserspeier und Putten
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Besonders schön ist der Schöne Brunnen abends...

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Der Brunnen wurden in den Jahren 1385-1396 von Heinrich Beheim und anderen errichtet. Im Laufe der Jahrhunderte mehrfach restauriert, ergänzt und erneuert, steht auf dem Hauptmarkt heute eine Kopie aus dem Jahr 1903. Das (inzwischen ebenfalls restaurierte) schmiedeeiserne Schutzgitter wurde 1586/87 von Paulus Kuhn geschaffen. Oben im Gitter befindet sich der berühmte "nahtlose" drehbare Wunsch-Ring (tatsächlich verstecken sich im Gitter sogar zwei Ringe), mit dem zudem eine hübsche kleine Geschichte um das vergebliche Liebeswerben des Schmiedelehrlings um die Meisterstochter verbunden ist. Vom Meister abgewiesen hatte der nämlich den Ring heimlich ins Gitter eingebracht und so sein Können unter Beweis gestellt. Der Sage nach soll das Drehen des Ringes (nicht nur jungen) Frauen den Kinderwunsch (oder auch einen anderen Wunsch) erfüllen - doch aufgepasst: nur EIN Ring ist der Echte ...

Nur echt, wenn geschmiedet ...
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Historisch: Der "Tugendbrunnen"

Welch kraftvoller Name: Benedikt Wurzelbauer! So hieß der Erzgießer, der im Auftrag des Nürnberger Rates zwischen 1584 und 1589 einen Brunnen schuf, mit dem die Nürnberger sich in ihrem Selbstverständnis - triumphierend und mahnend zugleich - in Szene setzten.

Tugendbrunnen
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Der Brunnen steht um zwei Stufen erhöht auf dem Platz neben der Lorenzkirche. In der Mitte des achteckigen Brunnenbeckens erhebt sich die mehrstöckige und reichverzierte Brunnensäule, an der sofort die Frauenfiguren auffallen, aus deren Brüsten sich feine Wasserstrahlen ergießen.

Tugendbrunnen
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"Mäßigung"
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"Tapferkeit"
Bei den Damen handelt es sich um allegorische Darstellungen der Tugenden, die leicht an ihren Attributen zu identifizieren sind:
Für die drei christlichen Tugenden Glaube, Liebe, Hoffnung stehen die Symbole Kreuz und Kelch, zwei Kinder und der obligatorische Anker. Zu diesen kommen noch die Tapferkeit (mit Löwe), die Mäßigung (mit Krug) und die Geduld (mit Lamm) hinzu. Bekrönt wird die Säule von der siebenten Tugend, der Gerechtigkeit, die traditionell mit Waage und Schwert und verbundenen Augen dargestellt wird. Sie wird von einem Kranich, dem Symbol der Wachsamkeit, begleitet. Offenbar schätzten die alten Nürnberger die Gerechtigkeit von allen Tugenden am höchsten.

Die 6 Tugenden:
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Die "Gerechtigkeit ...
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... die 7. und höchste Tugend?

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Mit seinen jugendlich-weiblichen Allegorien, mit dem feinen Wasserstrahlennetz, den Posaune blasende Putten, den Girlanden und Ranken, stellt der Tugendbrunnen bis heute eine wundervolle Sehenswürdigkeit in dieser schönen Stadt dar und ist gleichzeitig ein eindrucksvolles Beispiel für den manieristischen Stil der Spätrenaissance.

Tugendbrunnen - Details
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