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Brunnen und Wasserspiele in Deutschland:
Konstanz: Kaiserbrunnen und mehr
(2025 ergänzt)

Zahlreiche berühmte Persönlichkeiten haben in der langen Geschichte der Stadt Konstanz bereits in ihren Mauern geweilt, doch in der Zeit des Konzils zu Konstanz (1414-1418) muss es ganz besonders hoch hergegangen sein ... Darauf spielt auch der "Kaiserbrunnen" an, der satirische Elemente - wasserspeiende Seehasen, drei Pfauenköpfe mit Papstkronen (auf dem Konzil wurden u. a. drei gleichzeitig amtierende Päpste abgesetzt und Jan Hus verurteilt und verbrannt) - mit dem Friedensvertrag von Konstanz (1183 zwischen Friedrich Barbarossa und den oberitalienischen Städten des Lombardenbundes abgeschlossen) und den Darstellungen von deutschen Kaisern vereint. Bereits 1897 war hier der "Kaiserbrunnen" eingeweiht worden, die damaligen vier Kaiserdarstellungen von Heinrich III., Friedrich I. (Barbarossa), Maximilian I. und Wilhelm I. wurden jedoch 1942 zu Kriegszwecken ("Metallsspende") demontiert und eingeschmolzen.
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Ein Dank geht an Lutz Peitzsch, der mir die obigen Bilder 2012 zur Verfügung stellte. |


1993 wurde der Brunnen von Barbara und Gernot Rumpf (Bildhauer aus Neustadt an der Weinstraße) wieder vervollständigt, diesmal mit einem Augenzwinkern auf die regionale, deutsche und europäische Geschichte. An den vier Seiten des Sockels finden wir jetzt die Kaiserporträts von Otto I., Friedrich I. (Barbarossa) und Maximilian I.

An der vierten Seite hingegen steht kein Kaiser mehr, statt dessen sehen wir einen unten aufgebogenen Fensterladen, aus dem gerade eine Friedenstaube hervorgekommen ist. Eine deutliche Botschaft! Schauen wir uns den Brunnen und die Kaiser (jetzt mit Fotos von 2025) etwas näher an:
Kaiser Otto I.

Die Bischöfe Konrad und Gebhardt II. von Konstanz müssen im 10. Jahrhundert einen guten Draht zum ottonischen Königs- bzw. Kaiserhaus gehabt haben. Möglicherweise rasteten Otto I. und seine Frau Adelheid nach der Kaiserkrönung 962 bei ihrer Rückkehr aus Rom hier in Konstanz. Erhalten ist jedenfalls ein Brief aus dem Jahr 962 von Otto an das Bistum, auch Münzen durften in Konstanz geprägt werden. Doch trotz seiner Jugend sieht Otto irgendwie sorgenvoll aus...
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Was mag der komische Vogel (ein Elwetritsch?) auf Ottos Schulter ihm da wohl ins Ohr flüstern? |
Kaiser Friedrich I. (Barbarossa)

Ganz anders schaut Barbarossa - der "Rotbart" - am Konstanzer Brunnen in die Welt: Er kann zufrieden sein - hat er es doch ebenfalls geschafft, die Kaiserkrone zu bekommen. Er hatte sich mit dem Papst verbündet und konnte nach mehreren Feldzügen gegen die aufmüpfigen oberitalienischen Städte endlich in Konstanz 1183 einen Friedensvertrag mit den Vertretern dieser Städte schließen. Es heißt auch, dass der Abschluss des Vertrages damals heftig begossen wurde... Der Vertrag ist am Brunnen (in Bronze gegossen) zu sehen - und die Elwetritsche kann wieder mal nicht anders, als ihn zu kommentieren...
Und was hat es mit dem Fisch auf sich? 1184 hielt Barbarossa einen Hoftag in Konstanz ab. Beim Festmahl wurde den Gästen ein riesiger Fisch auf einer ebenso riesigen Schüssel präsentiert. Der Fisch, angeblich ein Saibling, war kurz vorher im Bodensee gefangen worden.
Kaiser Maximilian I.


Es waren unruhige Zeiten. Maximilian aus dem Hause Habsburg (der "letzte Ritter") versuchte durch Reformen und geschickte Außenpolitik das "Heilige Römische Reich" zu konsolidieren. 1507 hielt er einen Reichstag in Konstanz ab. Hier am Brunnen allerdings weist er mit der linken Hand auf seine ungeliebte zweite Ehefrau Bianca Maria Sforza.


Bianca brachte eine riesige Mitgift mit in die Ehe (von über 400.000 Dukaten ist die Rede), die der immer finanziell klamme Maximilian ziemlich gut gebrauchen konnte. Dennoch klagte er heftig, sie sei ungebildet, geschwätzig und verschwenderisch. Schließlich verlor er mehr und mehr das Interesse an ihr und hielt sich lieber bei seinen Mätressen auf. Nicht mal einen Grabstein soll er ihr spendiert haben... Was für ein Ritter ;-)
Das Konzil


Da war doch noch etwas - ach ja richtig, das Konzil von Konstanz! Was ist ein Konzil? Das ist eine (größere) kirchliche Versammlung, bei der sich die Vertreter der römisch-katholischen Kirche über grundsätzliche Fragen des Glaubens austauschen, sich beraten, wichtige Entscheidungen treffen und verbindliche Beschlüsse fassen. Das war um 1400 auch bitter nötig. Es drohte die Spaltung der Kirche, denn damals beanspruchten gleich drei (!) Päpste den heiligen Stuhl für sich. Jeder der drei hielt die anderen beiden für unwürdig. Außerdem gärte es in der Christenheit, die Reformation stand vor der Tür... König Sigismund wollte endlich klare Verhältnisse schaffen und berief 1414 ein Konzil nach Konstanz ein. Die Herren*) tagten vier Jahre lang. Die drei Päpste wurden tatsächlich abgesetzt bzw. zur Abdankung überredet, ein neuer Papst gewählt, die innerkirchlichen Zustände reformiert. Auch die "Ketzerei" wurde bekämpft, der böhmische Reformator Jan Hus kurzerhand verurteilt und 1415 verbrannt.
*) Vermutlich haben hier wirklich nur Herren getagt, und doch war die Stadt voll von Damen, die den Herren zu "Diensten" waren. Einer von ihnen ist stellvertretend und unübersehbar am Hafen ein "Denkmal" gesetzt.
Die Bildhauer Barbara und Gernot Rumpf nehmen ironisch und humorvoll auf das Konzil Bezug. Wir sehen einen prächtigen Pfau mit drei Köpfen, die Papstkronen tragen sowie einen (Elwetritsch-)König und einen (Elwetritsch-)Bischof. Auch "Seehasen" - halb Fisch, halb Hase - können wir entdecken. Diese Wesen sollen sich früher zahlreich im Bodensee getummelt haben. Heute sind sie selten geworden. Immerhin hat die Eisenbahn zwei Zugstrecken nach ihnen benannt.

Dass von den neuen Plastiken des Brunnens ganz zwanglos "Besitz" ergriffen wird, davon zeugen die schönen blanken Stellen der Figuren. Vor allem das Pferdchen ist bei Kindern sehr beliebt. Aber ist Ihnen hier die Anzahl der Beine aufgefallen?
Der Kaiserbrunnen in Konstanz ist ein beliebter Treffpunkt und immer umlagert. Aber natürlich kann man bei einem Bummel durch die Stadt noch mehr Brunnen entdecken:
Blätzlebrunnen am Blätzleplatz

Blätzle - was ist denn das? Offenkundig etwas Närrisches - und tatsächlich handelt es sich beim Blätzlebue um eine Figur der Fas(t)nachtszene. Das Ganzkörperkostüm besteht aus Blätzle (schuppenförmigen Flicken), die an Vogelfedern erinnern. Eine Art Hahnenkamm vervollständigt das Aussehen. Dazu gehört auch eine Pritsche (Klatsche) mit der die Umstehenden "beglückt" werden. Der große und der kleine Blätzlebue am Brunnen wird von einem "Hemdglonker" begleitet, der uns Vorübergehenden eine "lange Nase" macht.
Für eher aus dem Norden stammende Besucher ist das alles sehr sehr seltsam...
Der Trichterbrunnen
Narrentum ist wohl auch Lebenskunst... wie sonst kann man den überdimensionalen Trichter in Konstanz' Altstadt erklären, der hier als "Kunststück" durchgeht? Noch dazu als Kunst, die (im wörtlichen Sinne) anspricht. Wie? Scannen Sie vor Ort den QR-Code (oder folgen Sie hier dem ->Link zu der Audiodatei), dann hören Sie auf der "Kunststückroute" ein Gedicht mit tollem Reim auf Dichter und Trichter... ;-))
Der Karl-Steuer-Brunnnen
Noch so ein Narrenstück: Dieser Brunnen ist eine Remineszenz an den Konstanzer "Narr" Karl Steuer (1909-1969), der mit seinen legendären Auftritten das Publikum bei der Saalfasnacht begeisterte. Der Brunnen wurde 1998 eingeweiht, geschaffen hat ihn Kurt E. Grappert.
Eine Platte am Boden trägt die Inschrift: "s' Wasser, wo kunt us em Zinke, isch us em See, me kas au drinke!", was soviel heißt wie: "Das Wasser aus dem Zinken ist aus dem See (Bodensee), man kann es auch trinken!". Der Brunnen ist also gleichzeitig ein Trinkwasserspender. Leider kam zum Zeitpunkt der Fotoaufnahme kein Wasser aus dem 'Zinke' - das nennt man dann wohl trockenen Humor...
Adam und Eva auf dem Münsterplatz
Man muss schon genau hinschauen, um am Brunnen auf dem Münsterplatz in Konstanz das erste Menschenpaar zu entdecken. Eine große gusseiserne Schale wird hier mit einem kräftigen Wasserstrom, dem Sinnbild für Leben, stetig gefüllt. Der Brunnen wurde von Franz Gutmann (1928-2024) gestaltet und 1963 eingeweiht.
Die im Hintergrund sichtbare kleine Glaspyramide auf dem Münsterplatz gestattet einen Blick in die Vergangenheit zu den Ausgrabungen aus der Römerzeit.
Es gibt noch mehr Brunnen in Konstanz - zum Beispiel den von Peter Lenk gestalteten "Laube-Brunnen". Aber gehen Sie ruhig selbst auf Entdeckungsreise. Wir wenden uns ab sofort Ernsthafterem zu, denn alphabetisch mit K geht es jetzt von Süden nach Norden, von Konstanz nach Kühlungsborn an die Ostsee weiter:

nach Kühlungsborn und Bad Doberan






















































