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Skulpturen und Plastiken überall in Dresden: Figuren auf Plätzen, in Wohngebieten und Grünanlagen
In Dresden sind die Werke vieler bekannter und weniger bekannter Künstler über das ganze Stadtgebiet verteilt - so auch in den Neubaugebieten:
Figuren, Poesie und Kunst in Dresden (Neu) Gorbitz
Märchenbrunnen in Gorbitz
Die Konzeption des in den 1980er Jahren größten Neubaugebietes in Dresden war Herausforderung und Chance. Über 40 Jahre sind seit der Grundsteinlegung vergangen, vieles hat sich seitdem komplett verändert und ist heute Historie... Auf der Informationstafel am Merianplatz ("Historische Ecke") erfährt man Einzelheiten (kursiver Text: Mathias Körner, 2016) zum Neubaugebiet:
"Neben Alt Gorbitz entstand ab dem 21.08.1981 mit der Grundsteinlegung für Neu Gorbitz am Platz der Bauarbeiter (heute Amalie-Dietrich-Platz) ein Heim für ca. 40000 Menschen. Geplant wurden nicht nur Wohnungen, sondern eine ganze Kleinstadt mit Schulen, Kindergärten, Parkplätzen, Kaufhallen, Ambulatorien (Ärztehäuser), Gaststätten, Schwimmbad u. v. m. Dabei mussten viele Maßgaben befolgt werden. Hierzu zählte u. a., dass man die Häuser in einer bestimmten Relation zur Sonne aufstellen musste, die Wege zum Kindergarten nicht über eine große Straße führen durften oder aber auch, dass bis zu 2% der Bausumme für Kunstwerke zu verwenden ist."
Und so kann man hier mehrere Skulpturen namhafter Dresdner Künstler, interessante Wandgestaltungen und poetische Verse entdecken. Begleiten sie mich dazu auf einem kleinen Spaziergang, beginnend am Gorbitzbach!
Gleich am Anfang des Weges am Gorbitzbach tritt uns
Die Frau in der Tür
(Frau in Tür) von Vinzenz Wanitschke entgegen. Selbstbewusst tritt die junge Frau aus dem Türrahmen, leicht vorgebeugt und neugierig, wer da wohl kommt. Ob sie jemanden erwartet hat? Wie die Tafel informiert, schuf der Bildhauer die kräfig modellierte Aktskulptur bereits 1979, aufgestellt wurde sie 1986.
Ist sie ein MärchenMädchen? Das ist das Thema des aktuellen Gorbitzer Poesieparks 2021. Im Dahlienweg und im Bürgergarten Gorbitz kann man die poetischen Verse auf Tafeln lesen und, wenn man möchte, mit den in den 1980er Jahren aufgestellten Skulpturen assoziieren (auch wenn Skulpturen und Tafeln voneinander unabhängig scheinen - sie stehen auch nicht beieinander).
MärchenMädchen
Sie sitzt und sitzt und kämmt ihr
Haar Jahr für Jahr
Ja wirklich, Jahr für Jahr
Sie fragt sich, wann mal was passiert Bevor sie in ihrem Turm krepiert Ein Prinz erscheint, jung und zart Wenn er sie küsst kratzt nicht mal der Bart Er verspricht ihr Die Sonne Die Sterne Den Mond Wenn sie als Prinzessin nur neben ihm trohnt. Text: Ein Projekt von poesiepark.
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Wie hat die Prinzessin wohl reagiert? Da kann uns die Liegende vielleicht weiterhelfen.
Große Füße...
Peter Makolies: Liegende
Sie öffnet die Augen und
sieht ihn an
Er ist wirklich ein
wunderschöner Mann
Mit weißen Zähnen
'ner Wahnsinns Figur
Sie lächelt ihm zu
Doch sagt dann nur:
Ich will kein
MärchenMädchen sein
Ich verweigere
jeglichen Heiligenschein
sieht ihn an
Er ist wirklich ein
wunderschöner Mann
Mit weißen Zähnen
'ner Wahnsinns Figur
Sie lächelt ihm zu
Doch sagt dann nur:
Ich will kein
MärchenMädchen sein
Ich verweigere
jeglichen Heiligenschein
Text: poesiepark
Da bäumt der Mann sich auf...
Charlotte Sommer-Landgraf: Sich Aufbäumender
Friedemann Klos: Große Sitzende
Was hilft's? Prinzesschen nimmt eine nachdenkliche Haltung ein und setzt sich erstmal hin...
"Glücklich bis ans Ende - / Ist das ernst gemeint? Was ist, wenn ein Märchen / die falschen vereint? / Kleines Prinzesschen von / Stiefmama verachtet / Die ihr nach Krone und / nach Leben trachtet / Statt Liebe und Küsschen / und Gut' Nacht Geschichten / Will sie sie mit Giftäpfeln / übelst zurichten."
Text: poesiepark, Tafel Nr. 3
Text: poesiepark, Tafel Nr. 3
Projekt poesiepark
Jetzt wollen wir aber noch wissen, wie die Geschichte im Projekt poesiepark ausgeht. Am Bürgergarten Gorbitz lesen wir:
"Schon wieder der Prinz / Sieht Prinzesschen im / Sarg / Sofort ist ihm klar / Dass er NUR diese Frau / mag / Also küsst er sie / zärtlich / Mmmm - samtweich / In die Wangen fließt Röte / Sie ist nicht mehr bleich //
Sie öffnet / die Augen und / sieht ihn an / Er ist wirklich ein / wunderschöner Mann / Mit weißen Zähnen / 'ner Wahnsinns Figur / Sie lächelt ihm zu / Doch sagt dann nur: // Ich will kein / MärchenMädchen sein / Ich verweigere jeglichen / Heiligenschein / Glücklich bis ans Ende / Ist das ernst gemeint? / Was ist, wenn ein / Märchen die falschen / vereint?
Sie öffnet / die Augen und / sieht ihn an / Er ist wirklich ein / wunderschöner Mann / Mit weißen Zähnen / 'ner Wahnsinns Figur / Sie lächelt ihm zu / Doch sagt dann nur: // Ich will kein / MärchenMädchen sein / Ich verweigere jeglichen / Heiligenschein / Glücklich bis ans Ende / Ist das ernst gemeint? / Was ist, wenn ein / Märchen die falschen / vereint?
Text: poesiepark, Tafeln 4-6
Johannes Peschel: Mutter und Kind
Tja, bleibt also alles offen... Aber wenn schon kein MärchenMädchen, dann vielleicht alleinerziehende gückliche Mutter?
Von Johannes Peschel stammt die Skulptur Mutter und Kind aus dem Jahr 1990. Schutzbedürftig lehnt sich das Kind an die Mutter und greift ihr neugierig in die volle Haarpracht.
Von Johannes Peschel stammt die Skulptur Mutter und Kind aus dem Jahr 1990. Schutzbedürftig lehnt sich das Kind an die Mutter und greift ihr neugierig in die volle Haarpracht.
Große Füße...
Michael Göttsche: Mollusken
Direkt am Ufer des Gorbitzbaches und in Sichtweite von Mutter und Kind und Aufbäumenden stehen zwei "Mollusken". Die beiden Formen aus dem Jahr 1985 stammen von Michael Göttsche. Über Gestalt, Form, Inhalt und Material lässt sich stets gut philosophieren - Mollusken sind ja Weichtiere, diese hier aber sind hart wie Stein...
Fragmente - Ein Ort des Nachdenkens
Hart und weich, innen und außen, Vergangenes, Gegenwärtiges und Zukünftiges - zum Nachdenken über scheinbar Gegensätzliches oder über Worte und Werte kann man sich in Gorbitz anregen lassen. In der Grünanlage Gorbitzer Bürgerpark gestaltete der französische Künstler Francois Méchaine 1999 einen Ring aus steinernen Worten. Im Zentrum der kreisförmigen Anlage befinden sich stilisierte Fernrohre, die verschiedene Standpunkte und Blickrichtungen symbolisieren. Je nach Blickrichtung sehen wir die Worte: Öffnung, Geschichte, Fragment, Identität, Standpunkt, Sinn, Unterschied, Unbekannt...
Sandsteinstelen und Bearbeitung
Ein paar hundert Meter weiter am Wölfnitzer Ring fühlt man sich mit etwas Phantasie (beinahe) in die Vorgeschichte versetzt: Die aufgestellten Stelen muten wie eine altertümliche Kultstätte an.
Andere Stelen zeigen unterschiedliche Stile und Bearbeitungsstufen. Und wer selbst einmal versucht hat, eine konkrete Form aus dem Stein herauszuholen, der weiß um die Mühsal. Die Stelen stammen aus dem Jahr 1983 von der Steinmetzgruppe Lapidarium, Dresden.
Auf der Höhenpromenade in Dresden Gorbitz
Jetzt wird es aber Zeit, dass wieder Farbe ins Bild kommt, dazu bummeln wir auf der "Höhenpromenade" zurück zum Amalie-Dietrich-Platz (ursprünglich: Platz der Bauarbeiter). Zuvor soll aber noch einmal Mathias Körner zu Wort kommen, auf der oben schon erwähnten Tafel heißt es weiter:
Am Merianplatz
Am Merianplatz
"Das Zentrum der vier Wohnkomplexe bildete der Platz der Bauarbeiter, der Platz der Eisenbahner (heute Merianplatz) und dazwischen die Höhenpromenade. Für diesen Bereich unternahmen der Chefarchitekt aus dem Büro des Stadtarchitekten Jörg Bösche, der Komplexarchitekt Günter Trepte und der Landschaftsarchitekt Günter Kretzschmar mit ihren Kollektiven besondere gestalterische Anstrengungen. Unter dem Motto "Gorbitz, leben in der Landschaft" ersann man eine Farb- und Materialkonzeption, welche die Verwendung von Keramik, Klinker und naturverbundenen Farben (warme ocker, braun und grün Töne) vorgab.
"Der Fuchs und die Trauben"
Zudem ersann Gerhard Bondzin als Verantwortlicher für die künstlerische Konzeption, die Verwendung von Metall am Platz der Eisenbahner vor, was erst mit der Umgestaltung 2016 aufgegriffen wurde. Bei dieser wurde Originalsubstanz aus der Entstehungszeit von Neu Gorbitz ersetzt. Aus Respekt für das Schaffen der vergangenen Architekten-Generation wurde mit Blick auf die ursprüngliche Materialkonzeption ein Klinkerband in den Gehweg eingelassen. Zudem wurden einige Original-Stücke, wie Sitzbank, Mülleimer, Handlauf, Rosenrankhilfen aus der Entstehungszeit um 1980, welche zum Teil extra für Neu Gorbitz konstruiert, hier vom Architekturbüro Grohmann mit Wiedemann-Großpflaster-Platten und einer originalen Treppenanlage aus selbigen Platten, in dieser "Ecke" zu einem historischen Ensemble zusammengefasst." (am Merianplatz, Anm. hb)
Text (kursiv): Mathias Körner 2016
zu abstrakten Kunstwerken überall in Dresden