Figuren und Reliefs in aller Welt: Italien, in der Toscana

Pistoia

Die Toscana ist ja ein Muss für jeden Kunstliebhaber! Nicht nur Pisa, Florenz, Lucca, Siena usw. lassen das Herz höher schlagen, auch die kleineren Städte bieten Sehenswertes. Lassen wir uns in Pistoia überraschen!

Werke der Barmherzigkeit - der Fries am Ospedale del Ceppo

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Unweit des Domplatzes liegt das Ospedale del Ceppo. Bereits im 13. Jahrhundert wurde dieses Krankenhaus, zu dem es eine schöne Geschichte gibt, die auch den seltsamen Namen erklärt (il ceppo = der Baumstumpf), gegründet. Auf der Tafel davor erfährt man folgendes:

"Das Krankenhaus wurde der Überlieferung nach im Jahr 1277 nach einem wundersamen Ereignis gegründet. Zwei Eheleuten aus Pistoia erschien im Traum die Jungfrau Maria und bat sie, ein Hospital an dem Ort, wo sie grünende Baumstümpfe finden würden, zu errichten. So geschah es. Im 14. und 15. Jahrhundert erweitert, entwickelte sich nach der Pest das Krankenhaus im Lauf der Zeit zum Hauptkrankenhaus der Stadt. Das blieb es bis 2013".

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Das ehemalige Ospedale del Ceppo in Pistoia

"Zwischen 1512 und 1517 wurde die von Brunelleschi inspirierte Loggia fertiggestellt und mit Medaillons von Benedetto Buglioni und Giovanni della Robbia (1515-1529) sowie dem Fries der Werke der Barmherzigkeit versehen. Der Fries besteht aus farbigen und glasierten Keramikfliesen (Terracotta) in sieben Feldern. Die ersten sechs Szenen (1526-1529) stammen von Santi Buglioni (um 1460 - 1521, Neffe von Benedetto Buglioni), das letzte Feld mit unvollständiger Glasur wurde von Filippo Paladini in den Jahren 1583-1589 hergestellt, wahrscheinlich als Ersatz für ein beschädigtes Original."

Das ehemalige Ospedale del Ceppo in Pistoia, Feld Nr. 1 des Frieses, seitlich
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"In den ersten sechs Szenen ist Leonardo Buonafede (1450-1545) als zentrale Figur im weißen Kleid mit schwarzem Mantel/Umhang, der Auftraggeber des Werkes und Rektor des Krankenhauses, bei den Taten der Barmherzigkeit zu erkennen."(1) In der letzten Szene wird statt Buonafede sein Nachfolger Bartolomeo Montichiari dargestellt.

Fries an der Vorderfront, Feld 2 - 7
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Die Figuren des Frieses werden ausdrucksstark bei alltäglichen Verrichtungen dargestellt. In der ersten Szene sehen wir, wie Buonafede die Bedürftigen kleidet und den Armen ein Geldsäckchen herüberreicht, es folgen die Betreuung der Pilger (mit Fußwaschung), die Pflege der Kranken, Besuch und Tröstung von Gefangenen, Bestattung eines Toten und die Speisung der Hungrigen und Durstigen. Eingerahmt werden die Szenen von den allegorischen Gestalten der Tugenden: Klugheit, Glaube, Nächstenliebe, Hoffnung und Gerechtigkeit. Bei den Taten der christlichen Nächstenliebe tauchen ganz selbstverständlich Christus oder Johannes der Täufer auf...

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Bemerkenswert ist die genaue Beobachtung der Details: Wir sehen zum Beispiel die Kleider der Pilger in allen Einzelheiten, am Krankenlager eine Harnschau und das Fühlen des Pulses, im Gefängnis eine Fußfessel, am Totenbett das Schwenken des Weihrauchfässchens und einen Essigschwamm und bei der Speisung die zerlumpte Fußbekleidung der Armen.

Fries an der Vorderfront, Details
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In den Zwickeln zwischen den Bögen befinden sich Rundmedallions (Tondi). Drei von ihnen zeigen Szenen aus dem Marienleben: die Verkündigung, die Himmelfahrt und die Heimsuchung. Die Tondi schuf Giovanni della Robbia (1469 - um 1529).

Tondi an der Vorderfront
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Die Familie Della Robbia hatte sich in ihrer Werkstatt auf glasierte Terrakotta spezialisiert. Das Material war leicht formbar, die farbigen Kunstwerke konnten schnell hergestellt werden und gefielen. So gab es damals viele Aufträge und man findet die glänzenden und witterungsbeständigen Bilder an vielen Stellen in der Toskana. (2) Benedetto Buglioni war Mitarbeiter in der Della Robbia Werkstatt, von ihm stammen die Marienkrönung in der Lünette über dem seitlichen Eingang sowie das Wappen (der Baumstumpf) des Krankenhauses.

Marienkrönung
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Das Marienrelief am Dom San Zeno in Pistoia

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Im Zentrum der Stadt, an der Piazza de Duomo, befinden sich die wichtigen Gebäude - wie der Palazzo de Commune, das Baptisterium San Giovanni und natürlich der Dom San Zeno.
Die Vorhalle des Domes wurde 1311 errichtet. Dabei wird in der Mitte der Eingang in die Kathedrale hervorgehoben, so schmücken den Bogen außen eine farbige Früchtegirlande (im Scheitel eine Muschel), das Tonnengewölbe des Bogens zieren Kassetten. Sie stammen von Andrea della Robbia, der 1505 auch die Mariendarstellung des Tympanons schuf.

Mariendarstellung am Dom San Zeno
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Im Palazzo Communale

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Moderne Kunstwerke gibt es in Pistoia natürlich ebenfalls zu entdecken, zum Beispiel die Plastiken und Skulpturen des Bildhauers Marino Marini im Museum des Palazzo Tau.
Einen Vorgeschmack bekommt man bereits im Palazzo Communale, dem Rathaus, in dem einige Werke der Sammlung des Museo Civico dauerhaft im Innenhof und Obergeschoss ausgestellt werden.

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"Herodes" (oben) und "Mirakel" (unten)

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Dazu gehören im Erdgeschoss die Bronzeplastik "Mirakel" aus dem Jahr 1953 von Marino Marini und im Obergeschoss die Plastik "Herodes" (1970) von Jorio Vivarelli.


Die Ausflüge in die Toscana werden natürlich fortgesetzt. Aber es wird noch etwas dauern... ;-)

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Quellen und Literatur:
(1) Text (kursiv): Infotafel vor dem Ospedale, frei übersetzt, hb
(2) Klaus Zimmermanns, Toscana, DuMont Kunst-Reiseführer, 8. Aufl. 2011, DuMont Reiseverlag Ostfildern
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