Hintergrundfarbe:
Glocken- und andere Türme in Italien - Teil 2
Campanile und Fassade der Abtei von Pomposa
Zwar gibt es über die Ursprünge der Abtei Pomposa keine historischen Quellen, doch es wird angenommen, dass ein erstes Kloster bereits im 6.-7. Jahrhundert existierte. Im wesentlichen muss der jetzige Klosterbereich zwischen 751 (Ravenna gerät unter langobardische Herrschaft) und 874 (erste schriftliche Erwähnung) erbaut worden sein. In der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts erreichte das Kloster unter dem Abt Guido den Gipfel seines Ruhmes. Diese Blütezeit des Klosters war auch eine Zeit umfangreicher Baumaßnahmen. Die Kirche wurde vergrößert und 1026 neu geweiht. Die langobardischen Baumeister orientierten sich an Vorbilder in Ravenna, griffen aber auch auf das Motiv von Alt-Sankt-Peter in Rom zurück. Pomposa ist dafür ein besonders schönes Beispiel der langobardischen Baukunst: So erinnert die Vorhalle mit dem dreibögigen Triumphbogenmotiv zusammen mit dem neungeschossigen Campanile nicht zufällig an Alt-St.-Peter (1).
Der Campanile der Abtei Pomposa
Schon von weitem ist der hochaufragende Turm sichtbar. An ihm verbinden sich die lombardisch-romanischen Formen mit origineller Dekoration der Wandfläche durch unterschiedlich farbige Backsteine, Terrakottamuster und eingelassenen Majolikaschalen.
Der Bau des Glockenturms ist die letzte Maßnahme im Zuge der Erneuerungen unter Abt Guido, 1063 beginnt der Baumeister (magister) "Deusdedit", der auf dem Gedenkstein am Sockel genannt wird, mit dem Werk. Die Namensnennung der Baumeister ist eine italienische Besonderheit.
Der aus Backsteinen gemauerte Turm erhebt sich in neun Geschossen über einem Sockel aus Natursteinen. Jedes Geschoss wird durch Blendbögen Lisenen und Friese gegliedert. Die Fensteröffnungen nehmen mit jedem Geschoss in der Weite zu, sind es unten nurmehr Lichtschlitze so finden wir in den beiden oberen Geschossen vierbogige Fenster. Die Wand wird hier gleichsam aufgelöst, das obere Geschoss besteht nur noch aus den kräftigen Eckpfeilern. Abgeschlossen wird der Turm durch einen aus Backsteinen gemauerten Kegel.
Der aus Backsteinen gemauerte Turm erhebt sich in neun Geschossen über einem Sockel aus Natursteinen. Jedes Geschoss wird durch Blendbögen Lisenen und Friese gegliedert. Die Fensteröffnungen nehmen mit jedem Geschoss in der Weite zu, sind es unten nurmehr Lichtschlitze so finden wir in den beiden oberen Geschossen vierbogige Fenster. Die Wand wird hier gleichsam aufgelöst, das obere Geschoss besteht nur noch aus den kräftigen Eckpfeilern. Abgeschlossen wird der Turm durch einen aus Backsteinen gemauerten Kegel.
Die lombardischen Baumeister hatten ihre Freude an dekorativen Elementen: Das Ziegelmauerwerk wird phantasievoll geschmückt mit unterschiedlichen Backsteinbändern, mit zweifarbigen Bogen- und Frieselementen und mit Tier- und Pflanzenmotiven in den Terrakottabändern. Eine Besonderheit stellen die glasierten Schalen dar, die sich in den Bogenzwickeln befinden. Diese Majolikaschalen entsprachen den regionalen Dekorationstraditionen und vor allem den Handelsverbindungen der Kaufleute, vielleicht stammen sie ja aus dem arabischen Raum?
(1) Abt Guido gelang es, seine Abtei aus der Abhängigkeit von Ravenna zu lösen und direkt Rom zu unterstellen.
Fassade und Vorhalle der Abteikirche
Von der Fassade der Kirche ist nur der über die Vorhalle hinausragende obere Teil sichtbar. Umso prächtiger ist die Vorhalle gestaltet, die wenige Jahre nach der Neuweihe 1026 errichtet wurde. Auch hier ist der Name des Baumeisters - "Mazulo magister" - überliefert, leider ebenfalls ohne Jahresangabe.
Die Wand der Eingangshalle ist durch die besondere Oberflächenfassung bemerkenswert: Die in verschiedenen Rot- und Gelbbrauntönen verwendeten Backsteine erzeugen (vor allem bei Sonnenschein) einen wunderbar warmen Eindruck.
Abwechselnd rote und gelbbraune Steine heben auch die Dekorationselemente hervor. So werden die links und rechts vom Triumphbogenmotiv der Eingangsbögen sich befindenden beiden Rundfenster mit einer solchen Backsteinumrandung versehen. Die Transennen der beiden Fenster zeigen zwei geflügelte Greife, die Früchte vom Baum des Lebens holen. Umrandet werden die Transennen durch ein Band mit Ranken und Figuren. Vielleicht hat der Baumeister Anregungen aus dem syrisch-arabischen Raum verarbeitet, finden sich doch dort ähnliche Motive.
Die Wand und die Bögen werden durch Backsteinfriese und Terrakottabänder mit Pflanzen, Tier- und Figurmotiven gegliedert. Je vier Majolikaschalen rahmen seitlich die drei Reliefs, die (von außen nach innen) einen Löwen, einen Adler und einen Pfau darstellen ein. Die Tierfiguren symbolisieren Aspekte des siegreichen Christus: Der Löwe ist das Symbol des auferstandenen und siegreichen Christus ("Siehe der Löwe aus dem Stamm Juda hat den Sieg errungen", Off. 5,5 Joh.), der Adler, der die Schlange schlägt, ist ebenfalls ein Symbol des siegreichen Christus und die Auffahrt des Adlers ist ein Sinnbild der Himmelfahrt Christi. Der Pfau schließlich (im Ursprungland Persien ein Symbol der Sonne) steht als Sinnbild für die Unsterblichkeit (Schmidt).
Über dem Scheitelpunkt des mittleren Bogens befindet sich ein (später eingefügtes) Kreuz, die Scheitel der seitlichen Bögen zieren Greife. Die Terrakottakreuze zwischen den Bögen zeigen links die (kosmische) Hand Gottes (mit Mond und Sonne) und rechts das Lamm mit Kreuzstab. Meister Mazula hat an der Vorhalle ein komplexes theologisches Programm verwirklicht.
Quellen und Literatur:
R. Toman (Hrsg.), Romanik, Feierabendverlag Berlin 2002, bzw. R. Toman (Hrsg.), Romanik - Architektur, Skulptur, Malerei, Tandem Verlag 2007
Carla die Francesco, Führer durch die Abtei Pomposa, Museo Pomposiano, Ministerium für Kulturgüter, ohne Jahresangabe
Heinrich und Margarethe Schmidt, Die vergessene Bildersprache christlicher Kunst, Verlag C. H. Beck, München 1995
R. Toman (Hrsg.), Romanik, Feierabendverlag Berlin 2002, bzw. R. Toman (Hrsg.), Romanik - Architektur, Skulptur, Malerei, Tandem Verlag 2007
Carla die Francesco, Führer durch die Abtei Pomposa, Museo Pomposiano, Ministerium für Kulturgüter, ohne Jahresangabe
Heinrich und Margarethe Schmidt, Die vergessene Bildersprache christlicher Kunst, Verlag C. H. Beck, München 1995
Ferrara, Modena, Bologna